Pharmakonzerne

Ratiopharm-Mutter Teva streicht weltweit 14.000 Stellen

Berlin - 14.12.2017, 13:59 Uhr

Der Pharmakonzern Teva will weltweit 14.000 Stellen streichen. (Foto: dpa)

Der Pharmakonzern Teva will weltweit 14.000 Stellen streichen. (Foto: dpa)


Das Unternehmen Teva war bisher Israels ganzer Stolz: Symbol für israelischen Erfinder- und Unternehmergeist. Doch jetzt kündigt die Ratiopharm-Mutter weltweite Massenentlassungen an. Die Gewerkschaft wappnet sich für den härtesten Kampf seit rund 30 Jahren.

Der kriselnde Pharmakonzern Teva will binnen zwei Jahren weltweit 14.000 Stellen streichen. Dies teilte das Unternehmen am heutigen Donnerstag mit. Teva (hebräisch für: Natur) ist Weltmarktführer unter den Generika-Herstellern und Israels größtes Unternehmen. Weltweit hat die Ratiopharm-Mutter nach eigenen Angaben rund 53.000 Mitarbeiter, damit ist jede vierte Stelle von den Kürzungen betroffen.

Teva ist in Deutschland mit seiner Marke Ratiopharm bekannt. Die schwäbische Firma aus Ulm gehörte einst dem Großindustriellen Adolf Merckle, 2010 wurde sie an Teva verkauft. Teva Deutschland hat in Deutschland rund 2900 Mitarbeiter, von denen die meisten am Standort Ulm für die Marke Ratiopharm tätig sind. Wie viele dieser Stellen vom Sparkurs des Konzerns betroffen sind, ist noch unklar – aus Israel wurde bislang keine Vorgabe für Teva Deutschland gemacht.

Tevas neuer dänischer Chef Kåre Schultz teilte mit, man wolle mit einem Umstrukturierungsplan bis Ende 2018 drei Milliarden US-Dollar einsparen. Die meisten Entlassungen seien im kommenden Jahr geplant. Es gab jedoch keine konkreten Angaben, wo die Stellen gestrichen werden sollen. Man plane die Schließung einer ganzen Reihe von Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen, Hauptquartiere und Bürogebäuden auf der ganzen Welt, teilte Teva mit. Israelische Medien berichten unter Berufung auf die Gewerkschaft, in Israel sollten 1750 Stellen gestrichen werden.

Teva steht schon länger wegen des zunehmenden Preisverfalls und anhaltender Absatzeinbußen in den USA unter Druck. „Die Umstrukturierung ist notwendig, um die Organisation zu vereinheitlichen und zu vereinfachen und die Unternehmensleistung zu verbessern“, sagte Schultz. „Wir dürfen keine Zeit verschwenden.“ Teva steht schon länger wegen des zunehmenden Preisverfalls und anhaltender Absatzeinbußen in den USA unter Druck. Der israelische Konzern hatte Anfang November wegen des Preiskampfes in den USA zum dritten Mal in diesem Jahr seine Prognose gesenkt.

35 Milliarden US-Dollar Schulden?

Aus Protest gegen die Entlassungen bei Teva hat der israelische Gewerkschafts-Dachverband Histadrut für Sonntag zu einem Generalstreik bis Mittag aufgerufen. Am Sonntag sollten auch alle Niederlassungen von Teva in Israel bestreikt werden. „Die Gründer von Teva würden sich im Grab umdrehen“, sagte der Gewerkschaftsvorsitzende Avi Nissenkorn. „Das Flaggschiff der israelischen Industrie“ habe sich in ein Symbol der Zerstörung verwandelt. Die Angestellten müssten nun den Preis für das Fehlmanagement der Unternehmensführung zahlen.

Das angesehene israelische Wirtschaftsblatt „TheMarker“ schrieb, der Teva-Chef habe gewarnt, ohne aggressive Kürzungen könne das Unternehmen nicht überleben. Teva habe Schulden von 35 Milliarden Dollar (rund 30 Milliarden Euro), schrieb das Blatt. Hintergrund sei vor allem die Übernahme des Generika-Herstellers Actavis. Spürbare Einbußen musste der Konzern auch hinnehmen, nachdem er den Patentschutz für das Medikament Copaxone verlor, das zur Behandlung Multipler Sklerose dient. Das von Teva selbst entwickelte Medikament war 1996 auf den Markt gekommen und lange wichtigster Umsatzbringer des Pharmakonzerns. Der US-Hersteller Mylan hat inzwischen eine günstigere Nachahmervariante auf den Markt gebracht.

Israel stehe nun der größte Kampf gegen Entlassungen seit drei Jahrzehnten bevor, schrieb „TheMarker“. Zuletzt habe Ende der 1980er Jahre die Unternehmensgruppe Koor Industries, die damals der Histadrut gehörte, 16.000 Stellen gestrichen. Es werde nun befürchtet, dass die Entlassungen den vollkommenen Rückzug Tevas aus Israel einläute, schrieb die Zeitung „Haaretz“.

Auch die Politik hat sich inzwischen eingeschaltet: Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach am Donnerstag mit dem Teva-Chef Schultz und äußerte sich besorgt, wie sein Sprecher mitteilte. Netanjahu habe Schultz gebeten, den Schaden für die israelischen Angestellten so klein wie möglich zu halten und „Tevas Identität als israelisches Unternehmen zu wahren“.



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