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Evidenzlage bei Hustenmitteln
Honig essen, Zink nehmen und auf ACC verzichten?
Sechs Fragen stellten sich amerikanische Wissenschaftler, um anhand von Studiendaten Evidenz in die Therapie von erkältungsbedingtem Husten zu bringen. Ihr Fazit ist – wie zu erwarten – bei ACC, Dextrometorphan & Co. ernüchternd. Honig scheint jedoch nicht das schlechteste Hustenmittel zu sein. Auch Zink sollten Apotheker empfehlen. Aber bedeutet „keine Evidenz“ automatisch auch „wirkungslos“? Und bilden sich Patienten die abschwellende Wirkung von Nasensprays nur ein?
Geht es nach dem American College of Chest Physicians sollten Patienten mit einem erkältungsbedingten Husten hauptsächlich erst einmal abwarten. Bekannte medikamentöse Therapien mit ACC, NSAR oder Dextrometorphan kommen für die Forscher bei Erkältungshusten nicht infrage. Zu diesem Schluss kommt zumindest ein Experten-Team um Professor Mark Malesker von der Pharmazeutischen Fakultät der Creighton University. Sie werteten randomisierte klinische Studien (RCT) und bewerteten in der Zusammenschau die aktuell verfügbaren Daten hierzu.
Hilft ACC? Wirkt Dextrometorphan?
Sechs Fragen haben die Wissenschaftler genutzt, um die gängigen Therapieempfehlungen bei einem gewöhnlichen Erkältungshusten unter die Lupe zu nehmen. Fehlen darf hier natürlich nicht die Frage nach Acetylcystein (ACC) als Expektorans.
Verkürzt ACC den Husten – ja oder nein? Nach Durchsicht von drei RCTs kamen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass nach einer Therapiedauer von sechs bis sieben Tagen, der Husten sich unter ACC besserte. Allerdings mache man auch ohne pharmazeutische Intervention diese Beobachtung, sodass sie schlussendlich doch wieder von dem Hustenlöser abraten.
Der nächste Punkt, dem sich die Studien-Analysten widmeten, hinterfragte weitere OTC-Arzneimittel wie Bromhexin und Guaifenesin als Expektoranzien beziehungsweise Dextrometorphan und Codein als klassische Antitussiva. Verkürzen diese expektorienden und hustenstillenden Arzneimittel den Husten? Hier sei die Studienqualität eher schlecht, eine Empfehlung könne somit nicht ausgesprochen werden. Codein unterliegt in Deutschland der Verschreibungspflicht und entzieht sich dem beratenden OTC-Bereich der Apotheker.
Wie sieht es mit Antihistaminika aus? Oder mit systemischen Dekongestiva wie Pseudoephedrin? Auch hier dürfte das Fazit der Wissenschaftler wenig überraschen: Keine Empfehlung für Paracetamol, Diphenhydramin und Pseudoephedrin-Kombis. Selbst wenn die Experten wohl durchaus positive Daten für eine Kombination aus Paracetamol, Ephedrin, Dextrometorphan und Doxylamin fanden, für eine Empfehlung überzeugten die Daten wohl nicht ausreichend.
Honig gegen Husten? Und: Zink hilft!
Auch kein gutes Haar lassen die Wissenschaftler an NSAR. Können NSAR einen Husten bessern? Laut den ausgewerteten Daten der Expertengruppe nicht. So seien NSAR nicht in der Lage, die Dauer oder die Stärke des Hustens in irgendeiner Form positiv zu beeinflussen. Allerdings sehen sie dafür durchaus Potenzial in Honig.
Wie wirkt sich Honig auf Husten aus? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, analysierten die amerikanischen Forscher RCTs, die sich mit Honig als Hustentherapie bei Kindern beschäftigten. Die Wissenschaftler kamen zu dem Schluss, dass Honig durchaus einen guten Effekt bei akutem Husten erzielen könne, da es vergleichbar gut antitussiv wirke wie Dextrometorphan und verglichen mit Placebo sogar wirksamer sei.
Auch zu einer Empfehlung für Zink-Präparate können sich die Amerikaner durchringen. Denn die Frage, ob Zink die Hustendauer verkürzt, kann mit „ja“ beantwortet werden. In einer Dosis von 75 mg pro Tag, am besten innerhalb der ersten Stunden nach Beginn der Hustensymptomatik, könne Zink durchaus den Husten verkürzen. Einschränken müssen die Wissenschaftler ihre Empfehlung für Kinder. Da diese zugrunde liegenden Untersuchungen hauptsächlich in Zinkmangel-Ländern durchgeführt wurden, könnten diese Daten nicht auf Länder mit einer guten Zinkversorgung wie die Vereinigten Staaten übertragen werden.
Keine Evidenz bedeutet nicht automatisch „wirkungslos“
Somit ist es mit der Evidenz bei OTC-Arzneimitteln gegen Husten oder Erkältungskrankheiten in den Vereinigten Staaten auch nicht besser bestellt als hierzulande. Das sollte allerdings auch nicht den „Todesstoß“ für diese Präparate bedeuten. Apotheker müssen stets auch den Wunsch des Patienten berücksichtigen. Der „Patientenwunsch“ oder das „Patientenbedürfnis“ ist fester Bestandteil einer evidenzbasierten Medizin.
Auch ohne Evidenz: Jeder weiß, dass Nasensprays wirken
Auch bedeutet der alleinige Umstand, dass keine Evidenz vorliegt, nicht automatisch, dass diese Arzneimittel wirkungsfrei sind. Das zeigte, mehr als deutlich, ein im vergangenen Jahr publizierter Cochrane-Review zu abschwellenden Nasensprays. Hier kamen die Autoren nach Durchsicht von 15 randomisierten, Placebo-kontrollierten Studien mit fast 2000 Teilnehmern zu einem interessanten und überraschenden Schluss.
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Die Mehrfachgabe von abschwellenden Nasentropfen oder -sprays hat laut Cochrane-Analyse einen kleinen positiven Effekt auf das Symptom „verstopfte Nase“. Zumindest dem subjektiven Empfinden der Studienteilnehmer nach. Inwiefern dieser Effekt klinisch relevant sei, ließe sich jedoch nicht sagen. Und so reiche die Evidenz nicht aus, um belastbare Schlussfolgerungen zu ziehen. Für eine Einmalgabe von Dekongestiva sei die Datenlage noch dünner, sodass man hier überhaupt keine Schlussfolgerungen ziehen könne.
Allerdings weiß nun wohl jeder aus leidvoller Erfahrung mit einem durchlebten Schnupfen, einer verstopften Nase und drohenden schlaflosen Nächten aufgrund von Atembeschwerden wie segensreich Xylometazolin sein kann. Auch ohne Evidenz.
8 Kommentare
Gegen Husten kein Kraut
von Dr. Claus Geiselhart am 18.12.2017 um 17:47 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Gegen Husten wirklich kein Kraut gewachsen?
von Dr. Claus Geiselhart am 14.12.2017 um 11:17 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten
AW: Gegen Husten wirklich kein Kraut
von Felix Maertin am 15.12.2017 um 16:45 Uhr
AW: Hinweis von Herrn Maertin zu Ginkgo
von PD Dr. Gunnar Detz, Schwabe Pharma Deutschland am 20.12.2017 um 16:01 Uhr
Zink-Dosierung?
von Apothekerin123 am 13.12.2017 um 13:33 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 4 Antworten
AW: Zink-Dosierung
von Albrecht Bodegger am 13.12.2017 um 19:44 Uhr
AW: Zink-Dosierung
von Apothekerin123 am 13.12.2017 um 19:50 Uhr
AW: Zink-Dosierung
von Albrecht Bodegger am 13.12.2017 um 21:26 Uhr
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