Bericht über Todesstrafe

Zwei US-Staaten wollen mit Fentanyl hinrichten

Stuttgart - 12.12.2017, 09:00 Uhr

Tod durch „Giftspritze“: Die Diskussion um die Todesstrafe in den USA klingt wie aus einer anderen
Zeit, bleibt aber aktuell.  (Foto: DDRockstar / stock.adobe.com)

Tod durch „Giftspritze“: Die Diskussion um die Todesstrafe in den USA klingt wie aus einer anderen Zeit, bleibt aber aktuell.  (Foto: DDRockstar / stock.adobe.com)


„Anleitung zur Hinrichtung“ 

Der „Washington Post“ liegt ein Dokument mit dem Titel „Execution Manual“ aus Nevada vor. Darin wird ausführlich beschrieben, wie die Hinrichtung vorzubereiten wäre. Das Vorgehen sei vom Verfahren bei Operationen am offenen Herzen abgeleitet worden. Demnach würde der Verurteilte nicht nur Fentanyl sondern zunächst Diazepam verabreicht bekommen.

Als Dritte Substanz würde dann Cisatracurium zusätzlich verabreicht werden. Gerade die letzte Substanz sehen Kritiker besonders skeptisch. Sie befürchten, dass – sollten die ersten beiden Arzneimittel nicht wie geplant wirken – die Verurteilten auf qualvolle Weise sterben würden, ohne dass Augenzeugen etwas davon bemerkten. Denn Cisatracurium ist ein Muskelrelaxanz und dies war der Grund, warum der Richter in Nevada die für November geplante Hinrichtung aufgeschoben hat. In Nebraska soll die Substanzmischung im Januar nun dennoch bei einer Hinrichtung zum Einsatz kommen. Zusätzlich werde Kaliumchlorid eingesetzt.

Auf der Suche nach einer „humanen“ Hinrichtungsmethode 

Auch das klingt zynisch – dennoch ist es genau das, was ausgerechnet den Gegnern der Todesstrafe vorgeworfen wird: Wenn sie wirklich am Wohl der Verurteilten interessiert wären, würden sie nicht die Verfügbarkeit der bewehrten Substanzen behindern, so die Befürworter der Todesstrafe. 

Der aktuell betroffene Häftling aus Nevada, würde laut „Washington Post“ am liebsten per Erschießungskommando hingerichtet werden. Deborah Denno, Juraprofessorin an der Fordham University, bestätigte gegenüber der „Washington Post“ diese Präferenz des einzelnen Häftlings als „effizienteste“ Methode.

Denno beschäftigt sich seit einem Vierteljahrhundert mit der Todesstrafe und hält den Befürwortern der Todesstrafe entgegen: „Der Grund, warum wir nach immer weiteren Substanzen suchen, ist nicht, dass wir das für die Verurteilten tun. In Wahrheit macht man das für die Menschen, die die Hinrichtung mit ansehen müssen.“ Man wolle sich nicht dem Unwohlsein aussetzen, das eine solche Hinrichtung eben mit sich bringe, wenn man sie als das betrachten muss, was sie wirklich ist: Die Tötung eines Menschen. 

2017 sollen 23 Häftlinge hingerichtet worden sein – so wenige wie schon lange nicht mehr. 19 Staaten haben die Todesstrafe inzwischen wieder abgeschafft. 



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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