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E-Health in der Schweiz
Apotheker sehen sich als Vorreiter bei der Digitalisierung
E-Health kommt, und die Apotheker machen mit, so auch in der Schweiz. In der aktuellen Ausgabe seines Mitteilungsblatts „dosis News aus der Gesundheitspolitik“ beschreibt der Apothekerverband pharmaSuisse, wo die Apotheker im Alpenland in Sachen Digitalisierung derzeit stehen.
Die Umsetzung des elektronischen Patientendossiers (EPD) und die E-Medikation gehören zu den Hauptschwerpunkten, mit denen die Schweizer Apotheker die nationale Strategie zur Digitalisierung des Gesundheitswesens „eHealth Suisse“ unterstützen wollen. Welche Aktivitäten dazu gestartet wurden, ist in der Dezember-Ausgabe von „dosis News aus der Gesundheitspolitik“ nachzulesen.
Gemeinschaften und Stammgemeinschaften
Seit dem 15. April 2017 ist in der Schweiz das Bundesgesetz über das elektronische Patientendossier (EPD) in Kraft. Die Umsetzung des EPD beruht auf einzelnen autonomen Projekten. Dabei organisieren sich Gesundheitsfachpersonen und ihre Organisationen in technisch-organisatorischen Verbundstrukturen, sogenannten „EPD-Gemeinschaften“. Gemeinschaften, in denen Patienten ihr persönliches EPD eröffnen können, heißen „Stammgemeinschaften“. Diese bieten den Patienten noch weitere mit dem Unterhalt des Dossiers verbundene administrative Aufgaben an, wie etwa die Verwaltung der Zugriffsberechtigungen. Gemeinschaften und Stammgemeinschaften können dezentral entstehen, zum Beispiel in einem Kanton oder übergreifend in mehreren Kantonen. Sofern sie ordnungsgemäß zertifiziert sind, bekommen sie ein EPD-Logo als Gütesiegel. Erst dann gehören sie zum „EPD-Vertrauensraum“. Damit soll für die Bevölkerung jederzeit erkennbar sein, ob ein Angebot zum Eröffnen eines EPD vertrauenswürdig ist.
Apotheker mit eigener Stammgemeinschaft „Abilis“
Es ist aber noch nicht soweit mit dem EPD. Zwar sind in den letzten Jahren in einigen Regionen der Schweiz bereits digitale Angebote für Patientendossiers entstanden, jedoch noch ohne Zertifizierung. Die ersten EPD-Gemeinschaften oder Stammgemeinschaften werden sich voraussichtlich ab Mitte 2018 zertifizieren lassen. Dazu gehört auch Abilis, die nationale E-Health-Stammgemeinschaft, die die apothekereigene Genossenschaft Ofac initiiert hat. Hierüber sollen die Patienten in Zukunft in jeder angeschlossenen Apotheke ein elektronisches Patientendossier eröffnen können. Die Umsetzung der ersten Version des Portals ist für Anfang Herbst 2018 geplant, aber vorher muss es noch durch die Bundesbehörden zertifiziert werden. Wenn alles planmäßig verläuft, sollten die ersten Mitglieder, Patienten und Gesundheitsfachleute vor Ende 2018 aufgenommen werden können, hofft pharmaSuisse.
Abilis ist fest in Apothekerhand
Abilis-Verwaltungsratspräsident André P. Viatte will in Zukunft unbedingt noch weitere Leistungserbringer mit an Bord holen. „Nur durch den interprofessionellen Austausch, gegenseitiges Vertrauen, das berufsübergreifende und vor allem flächendeckende Angebot werden optimale Voraussetzungen für alle angeschlossenen Leistungserbringer und Patienten geschaffen“ glaubt der Offizinapotheker.
E-Medikation könnte bald kommen
Auch im Bereich E-Medikation wollen die Schweizer Apotheken eine führende Rolle einnehmen. pharmaSuisse hat die Projektleitung E-Medikation in der interprofessionellen Arbeitsgruppe zum elektronischen Patientendossier (IPAG EPD) inne, die die Vorgaben für den Aufbau und die Struktur der Inhalte des EPD festlegen soll. Im Juni habe man den Bericht „eMedikation“ an das Bundesamt für Gesundheit (BAG) und eHealth Suisse übergeben, wird in „dosis“ berichtet. Auf dieser Grundlage werde nun eine Revision der Verordnung des Eidgenössischen Departements des Innern (EDI) über das elektronische Patientendossier (EPDV-EDI) erarbeitet. Die revidierte Verordnung soll Anfang 2018 in Kraft treten. Damit würden Informationen zur Medikation eines Patienten zu den ersten Informationen gehören, die im Rahmen des EPD ausgetauscht werden können.
Eigeninitiative nicht bremsen, sondern belohnen
Viatte ist davon überzeugt, dass die Digitalisierung sich künftig rasant weiterentwickeln wird und spricht in einem Interview in „dosis“ von einer „kleinen Revolution“. Hierfür müssten die Apotheker bereit sein. Sie könnten zum „Manager“ des elektronischen Patientendossiers aufrücken und die Patienten vor allem im Bereich des Medikationsplans, der allgemeinen Gesundheitserhaltung und der Prävention umfassend betreuen. Gleichzeitig fordert pharmaSuisse aber auch neue Vergütungsmodelle für interprofessionelle Leistungen. Die anstehenden Digitalisierungsprozesse im Gesundheitswesen hätten nur eine Chance, wenn die Eigeninitiative der Leistungserbringer nicht gebremst, sondern belohnt werde.
Digitalisierungs-Marathon gestartet
Der Präsident von pharmaSuisse Fabian Vaucher glaubt, dass die E-Health-Ära längst angebrochen ist. Digitalisierte Prozesse seien aus dem Alltag in den Offizinen nicht mehr wegzudenken, betont er in einem Editorial der neuen „dosis“-Ausgabe. Die Apotheker würden auch in der nächsten Etappe der Digitalisierung an vorderster Front mitwirken: Maximale Patientensicherheit bei optimalem Einsatz der Ressourcen – für Vaucher das „ambitiöse Ziel dieses bereits gestarteten Marathons“.
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