Dengue-Impfung / WHO

Warum Sanofi vom eigenen Impfstoff abrät

Stuttgart - 06.12.2017, 11:45 Uhr

Im Kampf
gegen Dengue-Ausbrüche „räuchern“ Schädlingsbekämpfer
in schweren Fällen die Überträger-Mücken des Dengue-Virus mit Insektiziden aus. (Foto: kiatipol / stock.adobe.com)        

Im Kampf gegen Dengue-Ausbrüche „räuchern“ Schädlingsbekämpfer in schweren Fällen die Überträger-Mücken des Dengue-Virus mit Insektiziden aus. (Foto: kiatipol / stock.adobe.com)        


Risiko zeichnete sich bereits 2016 ab

Im Juli 2016 gab die WHO ein Positionspapier zu den damals bekannten Daten bezüglich der Dengue-Impfung heraus, und empfahl die Dengue-Impfung für hochendemische Gebiete – jedoch nur bedingt. 
Man erkannte damals ein theoretisch erhöhtes Dengue-Risiko bei geimpften (zuvor) seronegativen Patienten, sodass auf diesem Gebiet weitere Forschung mit hoher Priorität gefordert wurde. Deshalb verlangte die WHO von Sanofi weitere Daten zu Effektivität und Sicherheit bei seronegativen Probanden. 

Was Sanofi unternahm

Da im Rahmen der Phase-III-Studien, nicht von allen Patienten Blutproben vor der ersten Impfung entnommen worden waren, musste Sanofi weitere Untersuchungen einleiten, um den Serostatus zum Zeitpunkt vor der ersten Impfung zu ermitteln. Einen Monat nach der dritten und letzten Impfung waren jedoch allen Probanden Blutproben entnommen worden. Diese Proben konnten auf Antikörper gegen das Dengue-Virus Nicht-Strukturprotein 1 hin analysiert werden. Anhand dessen konnte zwischen durch natürliche Exposition mit dem Dengue-Virus erworbene Immunität und der durch Impfung erworbenen Immunität unterschieden werden. 

Der schwere Verlauf der Dengue-Zweitinfektion 

Eine Erstinfektion mit dem Dengue-Virus verläuft oft unkompliziert. Bei einer Zweitinfektion kann es zum Dengue hämorrhagischen Fieber (DHF) und zum Dengue-Schock-Syndrom (DSS) kommen. Wenn eine Dengue-Infektion mit einem anderen Serotyp bereits durchlaufen wurde, oder wenn Kinder restliche maternale Antikörper besitzen, wird die Ausbildung des DHF und des DSS begünstigt. Denn dann liegen zwar bindende Antikörper vor, die jedoch nicht ausreichend neutralisierend wirken (enhancing antibodies).

Das sogenannte "Antibody enhancement" wird durch precursor membrane (prM) Antikörper gefördert: Sie sind kreuzreaktiv zwischen den vier Serotypen, aber nicht neutralisierend. 

Ab circa zwölf Jahren, treten kaum noch Komplikationen auf. Es wird vermutet, dass dann in Endemiegebieten, eine ausreichende Immunität gegen alle vier Serotypen erworben wurde.

Möglich wäre also, dass die "enhancing antibodies" auch bei einer Impfung gebildet werden.

Mithilfe dieses Tests hat Sanofi die Daten neu ausgewertet – die vorläufigen Ergebnisse zeigen: Die geimpften Probanden hatten zwar insgesamt ein reduziertes Risiko, an einer schweren Dengue-Infektion zu erkranken und zeigten geringere Hospitalisierungsraten; jedoch galt für die Untergruppe derer, die vor der Impfung nicht mit dem Virus in Kontakt gekommen waren, das Gegenteil.
Unabhängig vom Alter zeigte diese Untergruppe im Vergleich zu nicht geimpften Probanden ein höheres Risiko für schwerer Dengue-Verläufe und Krankenhausaufenthalte. Dieser Effekt hielt – nach einer initialen protektiven Periode – über den Beobachtungszeitraum von bis zu 66 Monaten nach erster Impfung an. 

Das Global Advisory Committee on Vaccine Safety der WHO wird die Daten nun erneut prüfen und anschließend eine entsprechende Empfehlung zur Dengvaxia™-Impfung herausgeben.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Todesfälle auf den Philippinen

von Regina G. am 19.10.2018 um 15:25 Uhr

Es ist traurig zu lesen. Noch trauriger ist es, dass meine Nichte und mein Neffe geimpft wurden... Nach Angaben meiner phillippinischen Verwandtschaft wurde die Impfung in der Schule, verpflichtend für alle Schüler durchgeführt.

Nach einer Dengueinfektion schwebt nun mein sechsjähriger Neffe in Lebensgefahr und meine zehnjährige Nichte hat die letzte Nacht nicht überlebt. Möge sie in Frieden ruhen...

Die Zahl der Todesfälle von Schülern, die mit dem Denguevirus infiziert wurden sei auf den Philippinen im letzten Jahr enorm gestiegen (geimpfte Kinder!)

Wir trauern um die kleine Maeka und beten für Caylebs Genesung.

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