HPV und Basalzellkarzinome

Papillomaviren fördern auch Hautkrebs

05.12.2017, 17:50 Uhr

Ein Plattenepithelkarzinom unter dem Mikroskop, dessen Entstehung durch Papillomaviren begünstigt wird. Die Zellkerne sind blau dargestellt.(Quelle: Hasche et. al., PLOS Pathogen DOI: 10.1371/journal.ppat.1006723)

Ein Plattenepithelkarzinom unter dem Mikroskop, dessen Entstehung durch Papillomaviren begünstigt wird. Die Zellkerne sind blau dargestellt.(Quelle: Hasche et. al., PLOS Pathogen DOI: 10.1371/journal.ppat.1006723)


Dass Humane Papillomaviren (HPV) die Entstehung bestimmter Krebserkrankungen fördern, ist erwiesen. Allen voran ist hier das Zervixkarzinom zu nennen, aber auch Karzinome im Anal- und Mund-Rachen-Bereich. Neusten Erkenntnissen zufolge begünstigen die Viren offenbar auch weißen Hautkrebs. Das konnten Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums jetzt erstmals in einem natürlichen System zeigen. 

UV-Strahlung gilt als ein wichtiger Risikofaktor für Basaliome, dem sogenannten weißen Hautkrebs. Die Erkrankung tritt  tatsächlich auch bevorzugt an sonnenexponierten Körperpartien auf. Darüber hinaus vermuten Forscher seit Längerem, dass bestimmte Typen der Humanen Papillomaviren (HPV) die Krebsentstehung zusätzlich fördern. Für bestimmte Krebsarten, zum Beispiel das Zervixkarzinom, ist der Zusammenhang mit einer HPV-Infektion erwiesen und sogar mit dem Nobelpreis für Medizin im Jahre 2008 geadelt. Doch dafür, dass auch bei einem Basalzellkarzinom eine HPV-Infektion zugrunde liegen kann, gab es aber bislang nur unzureichende Hinweise.

Forscher unter Leitung von Frank Rösl am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) konnten diesen Nachweis nun im Tierexperiment erbringen (Hasche et. al., PLOS Pathogen DOI: 10.1371/journal.ppat.1006723). Dazu verwendeten sie eine bestimmte Art von Mäusen, die sich – wie auch der Mensch – in der Regel bereits kurz nach der Geburt mit Papillomaviren infiziert. Die Forscher verglichen nun die virusinfizierten Tiere mit Artgenossen, die frei von Viren aufgezogen wurden. Alle Tiere wurden mit UV-Strahlen bestrahlt. Und zwar in einer Dosis, wie sie durchaus während eines Urlaubs zu erwarten wäre, zum Beispiel in Italien, wie es heißt. Weißen Hautkrebs entwickelten allerdings nur die virusinfizierten Tiere (Plattenepithelkarzinome), die virusfreien Kontrolltiere hingegen nicht.

Mutationen im p53-Gen

Zudem war eine Gruppe der Tumoren verhornt, die andere nicht. Die verhornten Tumoren enthielten große Mengen Viren, wie man sie auch bei der Aktinischen Keratose, einer Krebsvorstufe, beim Menschen findet. Hier wachsen Zellen der oberen Schichten der Haut bereits übermäßig, erinnern aber noch an den ursprünglichen Aufbau der Haut. Die Forscher zeigten, dass die Viren die Stabilität der DNA der Wirtszelle beeinträchtigen und dadurch die Anhäufung von UV-Schäden fördern. Die zweite Gruppe von Tumoren enthielt jedoch gar kein Virus, wie dies auch bei fortgeschrittenen Karzinomen bei Patienten der Fall ist. Jedoch belegten auch in diesen Fällen Antikörper im Blut der Tiere eine vorangegangene Virusinfektion. Diese Tumoren hatten auffällig oft Mutationen in einem für die Zelle besonders wichtigen Gen p53, ein Tumorsupressorgen, das auch bei einem Großteil der Plattenepithelkarzinome beim Menschen defekt ist. 

Können Impfstoffe in Zukunft schützen?

Das unkontrollierte Wachstum der Zellen lässt den Tumor weiter entarten. Das verhindert, dass sich die Viren, die nun für das Tumorwachstum überflüssig geworden sind, weiter vermehren können. Der Verlust der Viren in fortgeschrittenen Karzinomen war bisher ein Hauptargument gegen die Beteiligung der kutanen Papillomaviren an der Krebsentstehung. „Wir zeigen hier zum ersten Mal, dass die Virusmenge mit der Differenzierung des Tumors zusammenhängt. Dieser Zusammenhang wurde in früheren Studien an Biopsien von Patienten nie eingehend untersucht", so Daniel Hasche, Erstautor der Studie.

Studienleiter Rösl erläutert: „Das ist der erste direkte Beleg für den tumorfördernden Einfluss von kutanen Papillomaviren in einem natürlichen System, das große Ähnlichkeit mit der Situation von Patienten aufweist."

Diese Erkenntnisse sind nach Ansicht der Autoren ein wichtiges Argument dafür, dass auch Impfstoffe gegen kutane Papillomaviren entwickelt werden sollten. Jeder Mensch infiziert sich im Laufe seines Lebens mit kutanen humanen Papillomaviren, normalerweise bereits im frühen Kindesalter. Bei Gesunden kann das Immunsystem die Viren in Schach halten, was sich jedoch im Alter oft ändert. Besonders gefährdet sind hingegen Immunsupprimierte. Ein möglicher Impfstoff sei besonders für Empfänger von Organtransplantaten von Bedeutung, die besonders häufig an weißem Hautkrebs erkranken, heißt es.

Gegen bestimmte Subtypen wird erfolgreich geimimpft

Gegen bestimmte onkogene Subtypen von HPV kann heute schon geimpft werden. Die auf der Basis der Erkenntnisse der Nobelpreisträger entwickelten Impfstoffe können wirksam Krebsvorstufen zum Beispiel am Gebärmutterhals verhindern, in dem sie unter anderem vor HPV 16 und 18 schützen. Der derzeit verfügbare HPV-Impfstoff Gardasil-9 schützt neben onkogenen Subtypen auch vor solchen, die Genitalwarzen verursachen.

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jb / DAZ.online
redaktion@daz.online


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