Hormonelle Verhütung

Wie beeinflussen Kontrazeptiva die Psyche?

Stuttgart - 29.11.2017, 14:15 Uhr

Machen hormonelle Kontrazeptiva depressiv? (Foto: Africa Studio / adobe.stock.com)

Machen hormonelle Kontrazeptiva depressiv? (Foto: Africa Studio / adobe.stock.com)


Sollten Ärzte über die Nebenwirkung „Depression“ aufklären?

Für die Studien-Autoren ist die Botschaft der Ergebnisse klar: Das öffentliche Bewusstsein müsse für die möglichen psychischen Auswirkungen von exogen zugeführten weiblichen Sexualhormonen gestärkt werden. Ihrer Ansicht nach finden diese (schwerwiegenden) Nebenwirkungen der hormonellen Kontrazeptiva nicht genügend Beachtung, sodass sowohl Fachleute im Gesundheitswesen als auch Frauen, die mit der hormonellen Verhütung beginnen, darüber informiert werden sollten. 2016 kam ein Review – zumindest was die kombinierten hormonellen Kontrazeptiva angeht – noch zu einem anderen Urteil: Bis mehr prospektive Daten verfügbar seien, sollten Ärzte sich bewusst machen, dass derartige Nebenwirkungen selten sind. Deshalb sollten sie kombinierte hormonelle Kontrazeptiva weiterhin beruhigt verordnen. Andere Studien zeigten laut den dänischen Studien-Autoren in der Vergangenheit, dass der Einfluss der hormonellen Kontrazeptiva auf die Stimmung häufig ursächlich zugrunde liegt, wenn Frauen die Einnahme abbrechen (1998 im AJOG, 2001 in Contraception, 2012 im AOGS).

Was könnte die Ergebnisse verzerren?

Dass vor allem jugendliche Frauen zwischen 15 und 19 Jahren ein erhöhtes Suizidrisiko zeigten, könnte zum einen grundsätzlich an deren Altersgruppe liegen. Zum anderen könnten Frauen, die für die psychischen Nebenwirkungen besonders empfänglich sind, aber auch im Verlauf die hormonellen Kontrazeptiva absetzen und dadurch später die Zahlen der älteren Frauen beeinflussen. Außerdem könnten sexuelle Beziehungen die Ergebnisse beeinflussen. Jedoch nehmen viele Frauen hormonelle Kontrazeptiva nicht nur zu Verhütungszwecken ein (sondern auch wegen Menstruationsschmerzen usw.). Zudem waren auch die Frauen der Kontrollgruppe sexuell aktiv: Sie verhüteten beispielsweise mit Kupferspirale, Kondom und „natürlichen“ Methoden.
Um Schwangerschaftsdepressionen auszuschließen, wurden Frauen kurzzeitig während der Schwangerschaft und sechs Monate danach, von der Studie ausgenommen. 

Dass ein anderer und somit unbekannter Faktor der Risiko-Erhöhung zugrunde liegt, erscheint den Studien-Autoren unwahrscheinlich, weil dieser sich sehr stark auswirken und ein Drittel der Probanden betreffen müsste.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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