Bei depressiven Erkrankungen zusammenreissen?

Schokolade hilft gegen Depressionen – denken die Deutschen

Stuttgart - 29.11.2017, 10:00 Uhr

Ob die Schokolade die gute Laune zaubert? (Foto: Martinan / stock.adobe.com)

Ob die Schokolade die gute Laune zaubert? (Foto: Martinan / stock.adobe.com)


Charakterschwäche als Ursache für Depression?

Hierin sieht das deutliche Gros der Befragten die Ursache für depressive Verstimmungen verankert: 96 Prozent schätzen, dass Schicksalsschläge der Grund sind, dass Menschen einer Depression verfallen. Fast gleich stark mit 94 Prozent: Belastungen am Arbeitsplatz. Und 18 Prozent der Befragten führen eine Depression auf individuelle Charakterschwäche zurück.

Doch Depressionen sind vielschichtig: Persönliche Lebensumstände leisten ihren Tribut bei depressiven Erkrankungen. Hierzu zählen sicherlich Schicksalsschläge, aber auch die Stabilität des sozialen Umfelds von Betroffenen. Selbst andere Grunderkrankungen wie Diabetes oder eine koronare Herzkrankheit werden teilweise von depressiven Episoden begleitet. Dass auch genetische Faktoren eine Rolle spielen, wissen zumindest zwei Drittel der Umfrageteilnehmer. Von Depressionen betroffene Menschen scheinen fundiertere Kenntnisse über ihre Erkrankung zu haben. Ihr Depressions-Wissen liegt im Schnitt rund zehn bis 20 Prozent höher, verglichen mit den restlichen Befragten.

Patientenleitlinie unipolare Depression

Das hohe Unwissen und die kursierende Scham bei Depressionen hat Experten veranlasst, erstmalig eine Patientenleitlinie zu erstellen. Veröffentlicht im Dezember 2016, wendet sich die Patientenleitlinie „Unipolare Depression“ explizit an Patienten, aber auch an deren Angehörige und Freunde. Sie räumt mit gesellschaftlich verankerten Vorurteilen zu Depressionen auf und informiert Betroffene in einer leicht verständlichen Weise über die klassischen Symptome einer Depression – gedrückte Stimmung, Freudlosigkeit und Antriebsmangel. Denn „niemand würde sich schämen, wegen Rückenschmerzen eine Praxis aufzusuchen“, heißt es in der Leitlinie.

Mehr zum Thema

Leide ich an einer Depression?

Hilfe für Patienten mit Depressionen

Sind Tipps wie „zusammenreißen“ und „Schokolade essen“ in der Tat für Patienten wenig unterstützend und genau so wenig empathisch, so scheinen die Bundesbürger jedoch hinsichtlich der zu konsultierenden Kompetenz den richtigen Riecher zu haben: Immerhin schätzen 90 Prozent, dass Patienten mit depressiven Symptomen sich beim Arzt oder Psychotherapeuten Hilfe holen sollten.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


1 Kommentar

Depressionen als Stigma

von Mario Hamberger am 29.11.2017 um 10:52 Uhr

Solange Lebensversicherungen schon den Besuch beim einen Psychologe als Grund zur Ablehnung einen Lebensversicherung angeben können, werden Depressionen als Stigma gehandelt.
Wenn Gesellschaften sich und die Betroffenen sperren kann nichts vorangehen. Es sollte Gesetze geben, dass es verbietet die Diskriminierung von Betroffenen.
Leider denken Politker genaus so wie die Versicherungen und machen nichts dagegen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.