US-Analyse

Wissenschaftler suchen illegale Arzneimittel-Angebote auf Twitter

Remagen - 28.11.2017, 07:00 Uhr

Wissenschaftler untersuchten mithilfe einer Big Data-Analyse 620.000 Tweets nach illegaler Arzneimittel-Werbung. (Foto: dpa)

Wissenschaftler untersuchten mithilfe einer Big Data-Analyse 620.000 Tweets nach illegaler Arzneimittel-Werbung. (Foto: dpa)


Fast 1800 Tweets mit Signalen für illegale Aktivitäten

Im Ergebnis fanden sie 1778 Tweets, mit denen kontrollierte Substanzen illegal online vermarktet wurden. 90 Prozent davon beinhalteten Hyperlinks, von denen während der Evaluation jedoch nur 46 aktiv waren. Sie bezogen sich auf sieben bestimmte URLs für Webseiten, darunter drei „rogue“ online-Apotheken und zwei, die Blogs, soziale Medien, User Foren und weitere Marketing-Aktivitäten nutzten, um die Mittel illegal zu vertreiben. Eine der „rogue“ Online-Apotheken hatte eine kanadische IP-Adresse und war in Italien registriert, zwei weitere hatten IP-Adressen in den USA, waren aber in Pakisten beheimatet. Überhaupt führten die Wege der Rückverfolgung in vielen Fällen nach Pakistan.

Webseiten immer noch aktiv

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die kontrollierten Substanzen über verschiedene Strategien online gehandelt werden“, stellt der Co-Autor der Studie Timothy Mackey von der UC San Diego School of Medicine fest. „Nachdem wir unsere Studie beendet hatten, waren die verbrecherischen Webseiten immer noch aktiv. Sie sind damit nach wie vor ein Risiko für die Öffentlichkeit. Eine Online-Apotheke verkauft weiterhin kontrollierte Substanzen über das Internet, zwei Jahre nach unserer Datensammlung.“ 

Opioid-Epidemie in den USA

Der Verkauf von kontrollierten Substanzen direkt an Verbraucher ohne Rezept über das Internet bedeutet in den USA einen Verstoß gegen den „Ryan Haight Online Pharmacy Consumer Protection Act“ von 2008. Das Gesetz wurde nach einem Teenager aus San Diego benannt, der nach dem Online-Kauf von rezeptpflichtigen Opioiden gestorben war.

Die USA kämpfen seit einiger Zeit mit einer „Opioid-Epidemie“, die im letzten Jahr mehr als 64.000 Todesopfer gefordert hat. Experten befürchten, dass die Zahl 2017 noch höher ausfallen könnte. Zwar wurden Maßnahmen eingeleitet, um den Missbrauch einzudämmen, aber die Rolle des Internets bei der weiteren Förderung der missbräuchlichen Anwendung werde dabei nicht ausreichend gewürdigt, meint Mackey.

Nützlich für Behörden und Betreiber von sozialen Medien

Seine Hoffnung: „Unsere Technologie könnte dabei helfen, in den sozialen Medien Aktivitäten aufzuspüren, die auf eine Gesundheitsbedrohung für die Öffentlichkeit hinauslaufen.“ So könnte sie in Zukunft mit Erfolg dazu eingesetzt werden, um etwa illegale Online-Anbieter von verschreibungspflichtigen Opioiden aus großen Mengen an Tweets herauszufiltern. Nach der Vorstellung der Studienautoren könnten Arzneimittel- und Marktüberwachungsbehörden die Methode nutzen, um Rechtsverstöße zu identifizieren und Strafverfahren gegen die Dealer in Gang zu setzen, oder auch Betreiber von sozialen Medien, um illegale Inhalte zu finden und zu blockieren.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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