Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

26.11.2017, 08:00 Uhr

Wird Zeit, dass es vorangeht... mit den politischen Farbenspielen.

Wird Zeit, dass es vorangeht... mit den politischen Farbenspielen.


Zwei Kammerpräsidentinnen liegen sich in den Haaren. Wilde Honorarmodelle wabern durch die Landschaft. Immer mehr Apotheken sind Rezepturverweigerer – wissen die überhaupt, was sie da anrichten? Und im politischen Berlin hat einer seinen „German Mut“ verloren. Jetzt gehen die Farbenspiele drunter und drüber. Und die SPD zuckt wieder. Oder zickt? 

20. November 2017 

Mein liebes Tagebuch, weißt du wie es neuerdings heißt, wenn man sich von einer Party einfach so davon stehlen möchte? „Ich mach dann mal den Lindner.“ Ha ha, nein lustig ist das, was in Berlin passierte nicht. Schier unfassbar, mein liebes Tagebuch, ich dachte eher, die prinzipientreuen Grünen gehen von Bord, oder der Horst gibt auf, aber die FDP, der Lindner, der für German Mut stehen wollte, für Digitalisierung first und Bedenken second und was weiß ich noch alles. Und jetzt noch der Megaspruch: „Lieber nicht regieren als falsch“ – klingt so ähnlich wie „wer nichts macht, macht auch nichts falsch“. Oh doch, auch wenn man nichts macht, kann man genau deshalb viel falsch machen. Also, mein liebes Tagebuch, mit seinem Ausstieg aus Jamaika hat er sich selbst disqualifiziert. Und da wir Apothekers ein Elefantengedächtnis haben, merken wir uns das. Und noch eins, Christian L., merk Dir: Sind sie zu stark, bist Du zu schwach. Wir schauen mal, vielleicht ist ja auch noch eine Stelle als Model für Feinripp-Unterhemden frei.

Auch die TK meldet sich zu Wort und meint, sich mit guten Vorschlägen beteiligen zu müssen, wie man einen Zyto-Skandal, wie in Bottrop geschehen, in Zukunft verhindern könne, nämlich u. a. mit Ausschreibungen und Rabattverträgen. Nein, nein, mein liebes Tagebuch, die Kasse kann’s nicht lassen, das klingt doch fast schon zynisch. Da fällt ihr wirklich nichts Besseres ein, als Ausschreibungen und Rabattverträge. Da sind wir heilfroh, dass wir Ausschreibungen bei Zytos hinter uns haben, da holt diese Kasse das wieder vor. Außerdem: Könnte nicht auch der Druck von Ausschreibungen ein verstärkendes Moment für jemand sein, der nah an krimineller Energie ist?

Demnächst nicht nur Tulpen und Käse aus Amsterdam, sondern auch Arzneimittelzulassungen: Die Europaminister haben entschieden, dass die Europäische Arzneimittelagentur EMA wegen des Brexit ihren Sitz von London nach Amsterdam verlegt. Bonn hatte sich übrigens auch beworben, war aber gegen Amsterdam chancenlos. Tja, wäre nett gewesen und ein toller Auftrieb für Bonn, hat aber nicht sollen sein. Alternativen in der Endausscheidung waren noch Mailand oder Kopenhagen. Aber Amsterdam ist doch eine gute Wahl, mein liebes Tagebuch. 

21. November 2017 

Was ganz früher das Thema Blutdruckmessen in Apotheken war, ist heute das Thema Impfen in Apotheken. Mein liebes Tagebuch, wie haben die Ärzte damals gekeift, als die ersten Apotheken anfingen, ihren Patienten den Blutdruck zu messen oder die Blutwerte zu bestimmen. Heute ist das eine selbstverständliche Dienstleistung oder fast schon wieder out, seit es spottbillige Blutdruckmessgeräte für Jedermann gibt, und alles digital über die App aufgezeichnet wird. Heute ist Impfen das Thema. In der Schweiz setzen unsere lieben Kolleginnen und Kollegen mittlerweile eifrig die Grippeschutzimpfung. Die Durchimpfungsraten steigen, die Patienten nehmen’s gerne mit, einfach so, zwischendurch, denn „die Grippe wartet auch nicht auf einen Termin“, so der Werbeslogan der Eidgenossen. Hierzulande gibt’s noch vornehme Zurückhaltung bei diesem Thema. Die würden sich das nicht zutrauen, die andern fürchten den Konflikt mit den Doctores (siehe Blutdruckmessen). Aber es gibt auch etliche, die sofort dabei wären. Zum einen sind sie – zurecht – überzeugt, etwas für die Volksgesundheit zu tun, zum andern könnten nur die Vor-Ort-Apos impfen, nicht die Versender. Wie lange wollen wir noch warten? Etwa bis die Grippespritze zur Selbstinjektion kommt? Und die kommt! Sicher.

Ups, da hätte sie vielleicht doch lieber nochmal drüber schlafen sollen, die westfälisch-lippische Kammerpräsidentin Gabriele Overwiening. Mein liebes Tagebuch, wir schätzen sie ja sehr, wie du weißt, sie hat so oft mal erfrischend andere Gedanken. Aber was sie da auf der letzten Delegiertenversammlung zum Besten gab, war wohl noch arg in statu nascendi: 50 Cent von unserem Honorar abzweigen und in einen Honorartopf einzahlen, der dann nach einem Punktesystem umverteilt wird auf Apotheken mit pharmazeutischen Dienstleistungen, mit Rezepturen, Fortbildungszertifikaten, Inkontinenzversorgung, Medikationsplan und AMTS? Und sonst noch was? Nein, das geht gar nicht. Overwiening sitzt selbst in der AG Honorierung der ABDA, ja, so eine AG gibt es. Sie hat ja Recht, irgendwann muss mal endlich die Diskussion beginnen, wie wir uns eine neue Honorierung vorstellen – wenn schon die ABDA nicht damit überkommt. Aber gleich unterwürfig, wie wir Apothekers sind, unser Honorar freiwillig kürzen und dann für Mehrarbeit sich mühsam ein paar Euro zurückholen, das ist mir mit Verlaub doch ein bisschen arg unter Wert verkauft. Nein, wieso 50 Cent abzweigen? Wir fordern 50 Cent mehr als Add-on für Dienstleistungen wie Medikationsplan und AMTS. Die wandern dann in den Honorartopf und werden für Fleißpunkte, die eine Apotheke in Euro und Cent umgerechnet werden, anteilig ausgeschüttet. Leistung muss sich lohnen.New Link

22. November 2017 

Das Thema wabert gerade durchs Land und kommt fast auf allen Kammerversammlungen zur Sprache: Rezepturverweigerung. Ja, mein liebes Tagebuch, da gibt es Apotheken, die ihre Patienten unter fadenscheinigen Gründen wegschicken, wenn sie ein Rezept mit einer Rezeptur vorlegen: Angeblich seien die Grundstoffe nicht vorrätig oder nicht zu haben oder die Anfertigung dauere ein paar Tage usw. Diese Apotheken wollen sich nicht mit Rezepturen herumplagen, es ist ihnen lästig und ein Zuschussgeschäft ist es allemal. Abgesehen davon, dass es unsere Pflicht ist, eine Rezeptur herzustellen, gehört es einfach auch zu unserer ethischen Verantwortung. Rezepturen abzulehnen, geht schon ein wenig in Richtung unterlassener Hilfeleistung, oder? Übrigens, auch die Politik sieht es als apothekerliche Aufgabe an, Rezepturen herzustellen und hat dies immerhin mit einer kleinen Honorarerhöhung gewürdigt. Mein liebes Tagebuch, nein, Rezepturen zu verweigern, das geht gar nicht, dafür kann man kein Verständnis haben. Die Bayerische Kammerversammlung hat beschlossen, sich geeignete Maßnahmen zu überlegen, wie man diese Missstände abstellt und Apotheken dazu anhalten kann, Rezepturen herzustellen.

Das Honorargutachten – ein Reizwort. Auch für Niedersachsens Kammerpräsidentin Magdalene Linz, die davon ausgeht, dass das Bundeswirtschaftsministerium den bisher vorgelegten Zahlen selbst nicht traut, denn es beauftragte das Statistische Bundesamt mit der Überprüfung. Gerüchten zufolge sollen die Apotheker nämlich laut Gutachten bisher zu viel Honorar erhalten haben. Was auch immer da auf uns zukommt, es wird Zeit, dass die ABDA mit eigenen Zahlen um die Ecke kommt, mit Honorarvorschlägen. Linz nahm da auch die ABDA in die Pflicht: Die ABDA müsse schnell mit Zahlen von einer anderen Basis antworten. Angeblich will die ABDA ihre Mitglieder im Dezember über eigene Honorarvorschläge informieren. Wir sind gespannt. Und was das Gutachten betrifft: Mein liebes Tagebuch, das Papier sollte der Weihnachtsamnestie (oder –amnesie?) zum Opfer fallen.

Zoff unter Kammerpräsidentinnen. Hessens Kammerpräsidentin Ursula Funke ist wütend auf die Kammerpräsidentin Gabriele Overwiening von der Kammer Westfalen-Lippe. Weil Overwiening als Mitglied der „ABDA-Arbeitsgruppe Honorar“ ohne Absprache mit einem Honorar-Vorschlag an die Öffentlichkeit gegangen ist. Overwiening hatte vorgeschlagen, einen Teil des packungsabhängigen Fixhonorars in einen Fonds einzuzahlen, aus dem bestimmte Service-Leistungen von Apotheken honoriert werden könnten. Für Funke ist es ein „absolutes No-Go“, dass ein Mitglied der Arbeitsgruppe vorprescht. Dabei ging es ihr nicht um den Inhalt des Vorschlags, sondern um die Art und Weise. Mein liebes Tagebuch, Geplänkel! Mögen die beiden sich rasch wieder vertragen. Denn letztlich geht es hier um Wichtigeres. Und die Geschichte mit der Fondslösung, bei der wir uns selbst kasteien sollen – da denken wir doch besser alle nochmal drüber nach. Aber ganz intensiv! Da gibt’s doch noch was Besseres! 

23. November 2017 

Amazon und „seine“ Apotheken – da gab’s Verwirrungen. Von einen Tag auf den anderen hatte der Versandkonzern alle rund 40 deutschen Versandapotheken, die mit ihm kooperieren, rausgeworfen, die Apotheken waren als Anbieter von OTC-Arzneimitteln nicht mehr vorhanden. Und rund zwei Stunden später waren dann doch wieder einige wenige dabei. Mittlerweile sind wieder mehr deutsche Versandapotheken dabei. Was war da los? Mein liebes Tagebuch, alles verwirrend. Eine offizielle Stellungnahme von Amazon gibt’s da wohl nicht. Von einem technischen Fehler war die Rede und davon, dass man versuche, „Händler ohne Zertifizierung“ auszusortieren. Was auch immer hinter dem kurzzeitigen Ausschluss steckte – es gab auch Gerüchte, dass das juristische Vorgehen eines Münchner Apothekers gegen die Versandapotheken, die mit Amazon zusammenarbeiten, damit zu tun hatte –, mittlerweile war vom Versandkonzern zu erfahren, dass er weiterhin mit allen Versandapos zusammenarbeite, die den rechtlichen Bestimmungen und Amazon-Qualitätsstandards entsprächen. Mein liebes Tagebuch, na klar, Amazon lässt sich doch das Geschäft mit den Apotheken nicht entgehen. 

24. November 2017 

Nach Jamaika nun Kenia? Statt Schwarz-Gelb-Grün nun Schwarz-Rot-Grün? Oder vielleicht doch eine Minderheitsregierung mit Schwarz-Grün unter Duldung der SPD? Sieht alles nicht danach aus. Dann doch wieder eine GroKo, die eigentlich keiner so recht will, aber mangels Alternativen der letzte Ausweg ist? Die Beteiligten zieren sich noch, die SPD eiert gewaltig rum, Schulz will erstmal die SPD-Mitglieder abstimmen lassen, ob man in GroKo-Gespräche geht. Mein liebes Tagebuch, was wird da auf uns zukommen? Wir sollten jetzt unbedingt diese Zeit des Leerlaufs nutzen, um uns intern über unsere Vorstellungen, wie es mit unserem Honorar weitergehen soll, auszutauschen. Damit wir vorbereitet sind, wenn uns die neue Regierung ans Leder will.


Peter Ditzel (diz), Apotheker
Herausgeber DAZ / AZ

redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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24 Kommentare

Also

von Peter Lahr am 27.11.2017 um 14:33 Uhr

Es ist doch nur ein Alleinstellungsmerkmal weil es als nichtmal kostendeckender Faktor keine Begehrlichkeiten weckt. OTC und RX Packungen haben diese Begehrlichkeiten hingegen schon vor Jahren geweckt. Ich persönlich aber verzichte auf ein Alleinstellungsmerkmal was nichts einbringt welches ich aber nur aus diesem Grund behalten darf. Würde es irgendwann mal so honoriert dass man es als lukrativ bezeichnen könnte wären die Versender ganz vorne dabei ihre Dienste anzupreisen, das sollte jedem bewusst sein.

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AW: Lieber Herr Lahr,

von Christian Giese am 27.11.2017 um 15:46 Uhr

von mir aus erhalten Sie sowieso erstmal ein Lob für die Einbringung des argumentativen UND!
Eine Argumention UND eine weitere Argumentation wirken erheblich stärker auf ein Gegenübe, als eine alleinige Argumentation.
Ein Berufsbild muss neben fachlichen auch Inhalte besitzen, die die gesellschaftliche Allgemeinheit positiv
beeindrucken.
Also eine fachliche Argumentation UND eine positiv beeindruckende.

AW: Also @C. Giese

von Peter Lahr am 27.11.2017 um 16:53 Uhr

Das ist mir zu hoch :)

UND !

von Christian Giese am 27.11.2017 um 14:14 Uhr

Wolfgang Müller UND Marcus Schneider.
UND !

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AW: Hier kein UND, sorry

von Wolfgang Müller am 27.11.2017 um 17:42 Uhr

Sehr geschätzter Kollege Giese,

natürlich wird jeder zivilisierte Bürger jede fair und auf Augenhöhe vorgebrachte, auch radikale und spitz bis rabiat formulierte Gegenposition akzeptieren. Und im besten Fall gelingt es manchmal, sowas zu einem fruchtvollen Konsens zusammenzuführen, der besser als jede Einzelposition ist. Das ist - im weitesten Sinne - das parlamentarische Prinzip, schon auch mal draufhauen, am Ende was draus machen. Wunderbar.

Aber, so sehr ich Sie auch hier wieder in Ihrer zusammenbringen wollenden Funktion verstehe, beim Thema "defizitäre Rezeptur", erst recht "vollkommen überflüssige Prüfung" wird es damit nicht funktionieren: Ich biete mich daher lieber gerne weiter stoisch als Kanonenfutter zur Abkanzelung für "die da oben" an. In der aktuellen Causa aber eben: ganz ohne UND.

Manchmal gibt es davon (der Suche nach dem UND) eben zu viel, und die Sache kommt GAR NICHT voran. Das ist dann natürlich ganz im Sinne derer, die die alte, falsche Position konservieren wollen, weil sie ihnen aus was für persönlichen Gründen auch immer nützt. Das sind oft Gruppen, die vor uralt hergebrachter Macht kaum laufen können und ihre Untertanen NOCH ganz gut im Griff haben.

NIEMALS würde z. B. "G. Wagner" so argumentieren (ich nehme mir diesen indirekten Ansprache-Quatsch mal raus, das hat er nun hiermit erfolgreich eingeführt), wenn er

- nur eine Typische Einzel-Apotheke hätte
- NICHT in eigenen Räumen
- überdurchschnittlich viel und eher komplizierte Rezeptur
- eher zu wenig Personal
- höchstens 50.000 Netto im Jahr, und so viel auch nur, WEIL er eben viel zu wenig Personal hat
- sich dessen bewusst wäre, dass er sich in Zukunft noch wärmer anziehen muss.

Das Wesentliche davon trifft für mich persönlich nicht zu, ich gehöre eher zu denen, die vom Friedhofseffekt profitieren, die froh sein könnten, wenn wegen all dem Mist, vor Allem der Kosten-Kontroll-Verweigerung "von oben" die Kleinen alle sterben, und ich mir das Personal wieder aus einem großen Angebot aussuchen kann. Ich bündele meine Rezeptur sowieso schon, ich bin längst über den Berg.

Mich interessiert die Zukunft, ja, auch weil meine beiden Kinder bald mit dem Pharmazie-Studium fertig sind. Und

WEIL DIE 2HM-DISKUSSION IM WIRTSCHAFTSMINISTERIUM UNMITTELBAR BEVOR STEHT !!!

Checken das so wenige? Das ist vielleicht für lange Zeit die letzte Chance, eine auskömmliche Rezeptur-Honorierung zu erreichen, und den Prüfungs-Blödsinn abzuschaffen. Um eben: Warm angezogen, konkurrenzfähig zu sein, für das was kommt.

Herzog hat hier sinngemäß mal gesagt: ""Die Apotheken" sind eine riesige Firma mit 20.000 Niederlassungen, bessere Möglichkeiten hat keine Branche, "Dem Versand" gemeinsam aufgestellt zu trotzen." Wenn, ja wenn ......

Mit kollegialem Gruß, auch an die Andern

DocMorris lacht sich ins Fäustchen

von G. Wagner am 27.11.2017 um 10:58 Uhr

Wer wie der nörgelnde Dauer-Bloger Müller die Abschaffung bzw. Zentralisierung von Rezeptur/Defektur fordert, sägt am Ast, auf dem er sitzt. Versandapotheken lachen sich ins Fäustchen. Flächendeckender Kompetenzabbau ist genau das, was sich die Herren in Herleen wünschen. Ist es so schwierig, dies zu erkennen? Nicht die Abschaffung der Rezeptur und die Legitimierung von Rezepturverweigerung, sondern ihre bessere Honorierung muss das berufspolitische Ziel sein. Alles andere ist abertwitzige Totengräberei!

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AW: DocMorris lacht sich ins Fäustchen, Ja: Aber über Sie!

von Wolfgang Müller am 27.11.2017 um 11:27 Uhr

Wirklich Nix verstanden? Na ja, so kotzig und vor Allem anonym (Letzteres könnten Sie ja DIREKT korrigieren) kommen Sie hier nicht weg. Es geht genau um anständige Honorierung. Und keinesfalls wird hier die Rezepturverweigerung auch nur ansatzweise verteidigt.

Tatsächlich: Kein Leseverständnis bei Ihnen?

Die "Rezepturverweigerung" wäre WEG, wenn Leute wie Sie nicht länger das entsprechende Defizit irrational verteidigen würden, wie ich es vorschlage, und das elende Rohmaterial-Unwesen mit den "romantischen" Prüfungen beseitigt würde.

Wollen Sie das WIRKLICH nicht?

Wegen komischerweise fast immer anonymen Wasserträgern für die falsche Sache (wieso eigentlich anonym? Ist doch die offizielle Linie) wie Sie, und weil sich viele andere Besitzer normaler Apotheken aus schlichter Existenzangst gegenüber der "Obrigkeit" nicht trauen, denen das ansonsten aber genau wie mir REICHT mit dieser Scheinheiligkeit, bleibt es wohl leider dabei:
Es ist ein dreckiger Job, einer muss ihn erledigen.

In Wirklichkeit lacht sich DocMorris schlapp darüber, dass wir im Kampf mit dieser Firma genau wegen dem unvergleichlich hohen und unhonorierten Aufwand untergehen werden, den Schlaumeier wie Sie uns aufbürden. In völliger Unkenntnis der tatsächlichen Notwendigkeiten.

Und: Keinesfalls ist dieser Wettbewerbs-verunmöglichende, selbst aufgebürdete Aufwand "nur" 15.000 Euro pro Durchschnitts-Apotheke. Das verstehen Sie aber bestimmt auch nicht.

AW: 15.000 Schleifen

von Bernd Jas am 28.11.2017 um 14:20 Uhr

Sorry Herr Müller,
sollten Sie sich auf die unten erwähnten 15 T. € beziehen, ist dies ein ganz schmaler Pfad. Diese Zahl beruht nur auf ein bis zwei groben Schätzungen aus Kommentaren des Artikels "Offensive gegen Rezepturverweigerer geplant".
Vielleicht wäre das aber eine Aufgabe für Herrn Hüsgen, falls dieser noch Kapazitäten zur Gegenwehr des Gutachtens aus dem Wirtschaftsministerium frei hat.

Gnadenlose Realsatire

von Wolfgang Müller am 26.11.2017 um 17:39 Uhr

Sie sind ja Einer. Erklären Sie mal, warum jemand urpharmazeutische Tätigkeiten "abwertet", wenn er sie sich profitabel bezahlen lassen will. Bzw. im Falle der Analytik genau da und NUR da stattfinden lassen will, wo sie hingehören und nicht der Lächerlichkeit preisgegeben werden. Und auch nicht hochnotpeinlicherweise die Kollegen von Wichtigerem wie z. B. eben: BENÖTIGTE Rezeptur selber, aber vor Allem: Beratung inkl. Kümmern um AMTS abhalten.

Und wirklich: Dieses genüssliche und besserwisserische Reinreden in unseren (der Buden) "Irgendwie-Schon-Okay-Untergang" von vermeintlich heilig-pharmazeutisch besser abgesicherten ("Galgenhumor") und fachlich sich völlig fälschlicherweise anspruchsvoller Fühlenden wie Ihnen finde ich sehr unangenehme Realsatire.

In einem allerdings auch hochgradig real-satirisch aufgestellten, Jammer-Lemming-artigen berufspolitischen und fachliterarischen Umfeld, einzig da gebe ich Ihnen irgendwie ein bisschen recht.

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AW: Gnadenlose Realsatire

von Wolfgang Müller am 26.11.2017 um 17:49 Uhr

(Das ist übrigens ´ne Antwort auf den Krankenhaus-Kollegen Marcus Schneider, der hier die offizielle ABDA-Position zur lieber dauerhaft defizitären Rezeptur und unbedingten Beibehaltung der Quatsch-Prüfungen weiter unten streitbar und mit viel Freude an der pharmazeutischen Sache vertritt - genau wie ich eben die Gegenposition -; nur ausversehen falsch positioniert)

AW: Gnadenlose Realsatire

von Marcus Schneider am 26.11.2017 um 18:25 Uhr

Da haben Sie mich falsch verstanden, ich fühle mich in keinster Weise besser, und auch was die angemessene Honorierung betrifft, bin ich völlig bei Ihnen.
Ich bin lediglich ein „Fan“ der klassischen pharmazeutischen Tätigkeiten in Labor und Rezeptur, auch auf die Gefahr hin, dass dies hier antiquiert erscheint.
Ich verstehe, dass Ihre Zielsetzung eine andere ist, vielleicht sollten wir es dabei bewenden lassen. Persönliche Angriffe waren nie meine Intention, auch wenn das durch pointierte Bemerkungen vielleicht so erscheint.

Kollegiale Grüße

Zyto-Ausschreibung, Eigentor der TK

von Dr. Gregor Huesmann am 26.11.2017 um 17:29 Uhr

Apotheker S. aus Bottrop hat meines Wissens die Zytoverträge auf Grund einer Ausschreibung erhalten!

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Hauptsache ... in die Fresse ... egal ob Feind oder Freund ...

von Christian Timme am 26.11.2017 um 10:49 Uhr

Die „Gegner“ wechseln im Moment so schnell die Positionen ... egal ist ja nur Politik ... und die Apotheker kennen sich ja im Umgang mit „Scheinzielen“ bestens aus ...

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Kammerspiele und überflüssige Verbände

von Ulrich Ströh am 26.11.2017 um 8:49 Uhr

Die freiwillige Reduzierung des eigenen Packungshonorars....

Nirgendwo im Gesundheitswesen beginnt man so eine Diskussion über seine Alimentierung.

Und seit wann kommen aus Sitzungen von Landesapothekerkammern erste entscheidende Vorschläge zur zukünftigen Ertragslage von selbstständigen Apothekern?

Wozu gibt es dann noch Landesapothekerverbände?

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Rezeptur

von Marcus Schneider am 26.11.2017 um 8:39 Uhr

Rezeptur und Analytik sind so ziemlich die letzten Alleinstellungsmerkmale der Apotheker, wer die aufgibt, schafft sich ab. Beratung ist schön und gut, reicht aber alleine nicht aus.

Ein Krankenhausapotheker

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AW: Ein Slogan, an die Doofen gerichtet

von Wolfgang Müller am 26.11.2017 um 10:20 Uhr

Bravo und Danke, dass Sie diese zentrale These der "Möglichst viele - auch überflüssige - Rezepturen und Prüfungen um jeden Preis, hochdefizitär und in jeder Apotheke"-Fraktion in unserer strategischen Heeresleitung hier mal so klar auf den Punkt gebracht haben.

Killerphrase, Verweigerung jeglicher Differenzierung, Kindergarten - vielleicht fällt jemandem noch was anderes Schönes dazu ein.

Besonders delikat Ihre ironische, ja zynische Überspitzung, dass "Prüfungen" ein marktrelevantes Überlebensmerkmal für die Apotheken sein sollen. Nochmal bravo.

PS Um nicht selber wieder in die falsche Fraktion eingeordnet zu werden: Rezepturverweigerung geht gar nicht. Denn solange uns dieses Elend einer hochdefizitären Rezeptur von den eigenen Funktionärs-Kollegen, die Sie hier ironisch durch den Kakao ziehen, aufgebürdet bleibt, muss es natürlich wenigstens ein bisschen verteilt werden.

AW: Rezeptortur

von Bernd Jas am 26.11.2017 um 10:33 Uhr

Koste es was es wolle, Hauptsache Alleinstellungsmerkmal.
Eines unserer mit geschwellter Brust wachsenden Alleinstellungsmerkmale besteht aus ca. 1.5m Aktenordnern mit Herstellungsprotokollen.
Ein lieber Kollege ist sogar der Meinung, das wir mit der Rezeptur ca. 15.000 € im Jahr versenken.
Was dann wiederum auch ein wunderbares Alleinstellungsmerkmal wäre.

AW: Eigentor aus vollem Anlauf

von Bernd Jas am 26.11.2017 um 11:19 Uhr

Guten Morgen Herr Ditzel,

sagen Sè mal, wie kommen Sie denn da drauf:
"Da sind wir heilfroh, dass wir Ausschreibungen bei Zytos hinter uns haben,"
- das dicke Ende kommt erst noch und hoffentlich nicht so bald, z.B. als Weihnachtsgeschenk von der Zyto-Schiedsstelle.
Wir können mal gespannt sein was die armen zytoherstellenden Kollegen zum Fest beschert bekommen (ganz abgesehen von Bottrop). Sämtliche Einkaufsvorteile der Vergangenheit stecken sich jetzt (zu recht) die Kassen ein. Da waren doch welche so klug und haben untertänigst aber knallhart aus der eigenen Tasche kalkuliert was die Margen nie mehr hergeben werden und die Kollegen beim VZA rätseln jetzt welches Almoos das Schiedsgericht inkontiniert. Jedoch helfen da die Kassen gerne mit Billigwindeln (von der Vertrags-Apotheke) aus, damit es bloß nicht mehr als tröpfelt.
Gegen diesen Schachmattzug der GKV mit anschließender Räumung des Feldes ist die (entschuldigen sie) Dummheit unser Honorar aufzuteilen ein lächerliches Bauernopfer.

AW: Differenzierung

von Marcus Schneider am 26.11.2017 um 12:52 Uhr

Differenzieren kann ich durchaus. Ich habe volles Verständnis für die prekäre Vergütungssituation und behaupte nicht, dass dies einfach zu lösen ist. Nichtsdestotrotz halte ich an der zugegebenermaßen pointierten Formulierung fest.
Übrigens: Wer bestimmt eigentlich, welche Rezeptur überflüssig ist? Es gibt hunderte überflüssige FAM, aber wenn der Kunde sie unbedingt will, bekommt er sie.
Letztlich bleibt es ein Dienstleistungsberuf, auch wenn es pharmazeutisch Schmerzen bereitet.

AW: Was kümmert´s Sei? Ehrlich?

von Wolfgang Müller am 26.11.2017 um 15:55 Uhr

Fällt Ihnen ein überflüssiges Fertigarzneimittel ein, dass Ihre vermeintlichen „Kollegen“ in der Öffentlichen gezwungen wären, mit Verlust abzugeben? Oder für dessen Bereitstellung wir unsere äußert knappe Mitarbeiterschar strafexerzieren lassen müssten?

Das mit dem "überflüssig" würde sich bei den Rezepturen übrigens direkt lösen, wenn unsere Strategen sich endlich für profitable Preise einsetzen würden. Die sie auch sofort von der Politik bekommen würden. Aber genau DESWEGEN tun sie es ja nicht, Wahnsinn ......

Deswegen hielt ich Ihren ja sprachlich gut geschriebenen Post ganz selbstverständlich für Ironie. Und natürlich wegen der absurden "Analytik als Alleinstellungsmerkmal", die nun wirklich keinen interessiert, außer denen, die uns weiter damit streng beaufsichtigen wollen. Oder in der Lehre oder mit dem Verkauf von Büchern und Geräten daran verdienen.

Also, da Sie das dann wohl doch nicht ironisch gepostet haben sollten, haben Sie gerade eindrucksvoll bewiesen: Wir brauchen offensichtlich halt eine unternehmerische Interessenvertretung, wo Krankenhausapotheker und ähnliche gar nicht Betroffene und Oberflächliche absolut NICHTS mitentscheiden dürfen, was "Perspektiven für die Öffentliche Apotheke" betrifft. Das gibt nur leider „Die ABDA“ nicht her.

Sorry für diese pointierte Formulierung, aber letztlich bleibt meiner in deutlichem Gegensatz zu Ihrem ein Lebens-unterhaltender unternehmerischer Einzelhandelsberuf.

AW: Ironie

von Marcus Schneider am 26.11.2017 um 17:14 Uhr

Das haben Sie gut erfasst, mein Kommentar war ernst gemeint. Das waren Sie in diesem vor Ironie (oder Galgenhumor?) nur so triefenden Forum sicher nicht mehr gewöhnt.
Ich bin jedenfalls froh, dass die von Ihnen abgewerteten ur-pharmazeutischen Tätigkeiten in der Krankenhausapotheke noch eine höhere Wertschätzung genießen.
Und keine Sorge, über die Zukunft der öffentlichen Apotheke will ich gar nicht mitbestimmen, das überlasse ich gerne Ihnen, denn da ist jeder seines eigenen Glückes Schmied.

AW: Rezeptur

von Peter Lahr am 27.11.2017 um 10:23 Uhr

Ethisch und pharmazeutisch stimmt das, aber kaufmännisch eben nicht. Da kann die Rezeptur noch so Alleinstellungsmerkmal sein, denn das schönste Alleinstellungsmerkmal bringt nunmal nichts wenn es nicht auch wirtschaftlich ist. Es ist durch das Honorar nun etwas weniger unwirtschaftlich geworden, ja, aber immer noch unwirtschaftlich. Solange wir nicht wie jeder Handwerker einen Ertrag aus Wareneinsatz UND einen Ertrag aus abgerechneter Stunde abrechnen können wird das auch so bleiben. Und mit einer abgerechneten Stunde meine ich nicht kostendeckend ohne Ertrag.

Ethische Verantwortung

von Frank ebert am 26.11.2017 um 8:18 Uhr

Eins vorweg : wir machen in unserer Apotheke jede noch so aberwitzige Rezeptur. Aber ethische Verantwortung spüren wir schon lange nicht mehr.

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AW: "Aberwitzige Rezepturen" und Ethische Verantwortung

von Wolfgang Müller am 26.11.2017 um 11:06 Uhr

Ich musste als Angestellter mal einen Liter "sterile" Blasenspüllösung herstellen. Von massenhaft Augentropfen und den Cortison-Hochwichtigkeits-"Spezial"-Inhalationslösungen für auch schon mal ziemlich Primärkrankheits-geschwächte Patienten gar nicht zu reden. Bei denen ein Wirkstoff-Hersteller schon mal bei einer Nachfrage gesagt hat "Wir vergessen das Telefonat jetzt mal, sonst müssten wir Meldung bei der AMK wegen fragwürdiger Anwendung unserer Produkte machen."

In der Industrie habe ich dann GMP gelernt und befolgt. Jede Apotheke sollte von ihrer Kammer den europäischen GMP-Leitfaden zur Verfügung gestellt bekommen, um im Einzelfall zu beurteilen, ob sie z. B. die Umgebungsbedingungen für die jeweiligen Sterilitäts-Anforderungen z. B. einer "Aseptischen Zubereitung mit anschließender Sterilfiltration" einhalten kann. Und es ist dort als oberste Qualitäts-Voraussetzung IMMER davon die Rede, dass für GMP-gerechte Fertigung von der Leitung ausreichend ZEIT, ZEIT und nochmals ZEIT zur Verfügung gestellt werden muss!

Unsere strategische Heeresleitung verlangt trotz eklatantem, kontinuierlich sich verschlimmernden Personalmangel genau das Gegenteil. Oder "der Chef soll das nach Feierabend machen". Bravo, hochprofessionell das, Mr. Pharma-Bayern und Ober-Rezepturverweigerer-Kammer-Jäger.

Definitiv: Wer z. B. "aberwitzige" besonders keimarme bis kemfreie Rezepturen ablehnt, ist kein Rezepturverweigerer, so "plausibel" diese Rezepturen per se sein sollten. Es gibt inzwischen genug z. B. mit Reinraum-Zonen und ausreichend Personal ausgerüstete z. B. Zyto-Apotheken (auch Krankenhaus-Apotheken), die für diese Steril- bzw. aseptischen Produktionen lizensiert werden könnten, wie in anderen Ländern auch. Dann aber auch profitabel dafür bezahlt werden müssten.

Ein vergleichbares Thema ist die zwingend hoch-homogene Fertigung von Niedrigdosis-Kapseln für Kleinkinder, die auch nicht JEDE Apotheke alle 5 - 15 Jahre mal eben so nebenbei machen sollte.

Das Alles: Tödliche Tabus, stoisch mit zusammengebissenen Zähnen ertragen. Unverständlich und gefährlich, für uns und die Patienten.

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