Österreich

Gesichtsscanner in Apotheken installiert

Remagen - 24.11.2017, 10:15 Uhr

In Österreich testen zwei Apotheken derzeit Gesichtsscanner für Werbezwecke. Hier ein Beispiel aus Jena. (Foto: dpa)

In Österreich testen zwei Apotheken derzeit Gesichtsscanner für Werbezwecke. Hier ein Beispiel aus Jena. (Foto: dpa)


Haben sie schon einmal wartend an einer Kasse gestanden und sich dabei die flimmernde Werbung auf einem Bildschirm angeschaut, der dort postiert war? Es könnte sein, dass diese Werbung gezielt auf Sie zugeschnitten war. Wie das geht? Mit einem Gesichtsscanner, der Ihren Kundentypus erfasst. Zwei Apotheken in Österreich probieren jetzt aus, ob das auch in der Offizin etwas bringt und wie das ankommt.

Zwei österreichische Apotheken haben Gesichtsscanner installiert, um die erfassten Kunden dann über Bildschirme mit passender Werbung zu „bespielen“. Dies berichtet das österreichische Internetportal für Nachrichten aus dem Bereich Computer, Informationstechnik, Telekommunikation und Netzpolitik „futurezone.at“. Die Technologie sei von der Firma Bayer entwickelt worden.

Bilder werden sofort gelöscht

Daniela Winnicki von Bayer bestätigte gegenüber „futurezone“, dass das System derzeit in zwei österreichischen Apotheken getestet werde und erklärt, wie das Ganze funktioniert. Mittels eines Gesichtsscans würden ausschließlich das (ungefähre) Alter und das Geschlecht erhoben, um hierüber zielgruppengerechte Werbung heraus zu filtern. Diese werde dann auf einem Display eingeblendet. Die Erkennungs-Algorithmen liefen lokal und arbeiteten in Echtzeit. Datenschutzrechtliche Bedenken kann die Bayer-Vertreterin offenbar zerstreuen. Die Technologie soll auf datenschutzrechtliche Unbedenklichkeit geprüft und mit dem ePrivacy-Siegel zertifiziert sein. „Die Bilder bleiben nicht gespeichert und werden keinesfalls weitergegeben“, wird Winnicki zitiert. „Außerdem erfolgt keine Verknüpfung mit weiteren Daten, auch dann nicht, wenn der Kunde in der Folge Produkte kauft.“

Aus den erfassten Daten werde in Sekundenbruchteilen ein sogenannter „Hash-Wert“ generiert, bei dem keinerlei Personenbezug mehr vorliege. „Die Bilder werden sofort nach dieser Verarbeitung gelöscht und es besteht keine Möglichkeit, die Person zu identifizieren", sichert Winnicki zu.

Bislang hat sich noch keiner beschwert

Eine der beiden Test-Apotheken soll die Linzer Schutzengel-Apotheke sein. Eine Mitarbeiterin der Apotheke soll auf Anfrage von „futurezone“ erklärt haben, dass eine Kamera Geschlecht und Altersspanne der Kunden erfasse und dann auf einem großen Display passende Werbung anzeige. Ein älterer Kunde bekomme dann vielleicht Werbung für Supradyn 50+ zu sehen. Man habe den Gesichtsscanner erst am Mittwochnachmittag erhalten. Bislang soll sich noch kein Kunde über die Installation beschwert haben.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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