Landesapothekerkammer Hessen 

Funke kritisiert Overwiening scharf

Eschborn - 22.11.2017, 16:30 Uhr

Ursula Funke (zweite von rechts) ärgert sich über ihre Kollegin Gabriele Regina Overwiening. (Foto: ABDA),

Ursula Funke (zweite von rechts) ärgert sich über ihre Kollegin Gabriele Regina Overwiening. (Foto: ABDA),


Die hessische Kammerpräsidentin Ursula Funke ist verärgert über den Honorarvorstoß ihrer westfälisch-lippischen Kollegin Gabriele Regina Overwiening. Sie sei „mehr als irritiert“ darüber, dass ein Mitglied der ABDA-Arbeitsgruppe Honorierung öffentlich vorprescht: „Das ist ein absolutes No-Go“.

Konzentriert und effektiv hatten die 24 anwesenden Delegierten der Landesapothekerkammer Hessen bei der Kammerversammlung am heutigen Mittwochvormittag die Tagesordnung abgearbeitet: Der Kammerhaushalt für 2018 war bereits beschlossen, ebenso der Haushaltsplan für das Versorgungswerk, als der Lagebericht der Kammerpräsidentin Ursula Funke an der Reihe war. Sie begann mit der allgemeinpolitischen Lage nach den gescheiterten Sondierungsgesprächen und schlug den Bogen zum Thema Rx-Versandverbot, dessen politische Chancen sie durch die verzögerte Regierungsbildung weiter sinken sieht. Sie verstehe bis heute nicht und bekomme immer noch die Wut, wenn sie daran denke, dass sich die SPD im Frühjahr der Beschränkung des Arzneimittelversands verschlossen hatte.

Wütend auf Kollegin Overwiening

Wütend ist Funke auch auf ihre Kollegin Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe. Die hatte auf „ihrer“ Kammerversammlung am gestrigen Dienstag in Münster/Westf. gefordert, einen Teil des packungsabhängigen Fixhonorars in einen Fonds einzuzahlen, aus dem bestimmte Service-Leistungen von Apotheken honoriert werden könnten. Davon sollten insbesondere die Apotheken profitieren, die viele Gemeinwohlaufgaben und Dienstleistungen übernehmen.

„Das ist ein absolutes No-Go“

Für Funke ist es ein Unding, dass ein Mitglied der ABDA-Arbeitsgruppe, die seit dem Frühjahr über die Honorierungssystematik der Apotheken berät, ohne Absprache mit einem solchen Vorschlag an die Öffentlichkeit geht. Dem geschäftsführenden Vorstand der ABDA, dem Funke angehört, liege bisher kein ausgearbeiteter Vorschlag der Arbeitsgruppe vor. Sie sei „mehr als irritiert“, solche Vorschläge auf DAZ.online zu erfahren.

Dabei geht es Funke gar nicht so sehr um den Inhalt von Overwienings Vorschlag – man müsse sich beim Thema Honorierung alle Vorschläge offen anhören – sondern eher um die Art und Weise seiner Präsentation: „Das ist ein absolutes No-Go“.

Auch Funke hält Honorardiskussion für erforderlich

Dass das Thema Honorierung diskutiert werden muss, sieht auch Funke so. Zwar wolle sie sich nicht an den Spekulationen über den Inhalt des Honorargutachtens des Bundeswirtschaftsministeriums beteiligen – „niemand kennt seinen Inhalt“ –, es müsse analysiert werden, wenn es vorliegt. Aber im Hinblick auf das Packungshonorar sei für sie „nicht vorstellbar, dass das Gutachten ergeben könnte: aus 8,35 Euro mach 10,50 Euro und aus 3 Prozent mach 5 Prozent.“ Deswegen bräuchten die Apotheker ein gut durchdachtes Honorarkonzept, das die Versorgung in der Fläche sichert. Und das an der Bezahlung der Arzneimittelabgabe festhalte. Denn eines ist für Funke klar: „Abgabe und Beratung gehören zusammen.“

Auch Niedersachsens Kammerpräsidentin Linz hatte sich in der Kammerversammlung in Hannover, die ebenfalls heute stattfand, zum Thema Honorar geäußert.  Zu den Gerüchten, dass  die Apotheker 1,7 bis 2 Milliarden Euro zu viel verdient hätten, erklärte Linz: „Wäre es nicht so traurig, müsste man lachen. Das BMWi traut diesen Zahlen vermutlich selbst nicht, deswegen liegen die Zahlen wohl nun bei Destatis.“ Linz nahm aber auch die ABDA in die Pflicht. „Die ABDA muss dann schnell mit Zahlen von einer anderen Basis antworten.“ Sie kündigte an, dass die ABDA ihre Mitglieder im Dezember über eigene Honorarvorschläge und Daten informieren wolle.



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4 Kommentare

Honorarpläne

von Karl Friedrich Müller am 23.11.2017 um 10:50 Uhr

Die ABDA möchte gerne die Basis vor vollendete Tatsachen stellen, habe ich den Eindruck.
Da werden Modelle diskutiert und vielleicht sogar der Politik vorgestellt, ohne die Basis zu fragen.
So geht das nicht. Es kommt nicht darauf an, was unseren Häuptlingen gut gefällt, die offensichtlich immer noch Apotheken in "Buden" und Apotheken unterteilt. Wenn so weit oben über unsere Arbeit, auch die BASISARBEIT, so Vorurteile und NICHTKENNTNIS herrscht, kann man nur mit dem Kopf schütteln und den Rücktritt nahelegen.
Die Buden will man weg haben. Herr Schmidt - was für eine Apotheke haben SIe? Wenn die Bilder im Internet so stimmen,, würde ich sie nicht betreten.
Die KK haben einen Überschuss von 18 Mrd inzwischen. Muss das Geld dort gehortet werden? Was für einen Zweck erfüllt es, außer, dass Strafzinsen gezahlt werden?
Das Einkommen der KK aus den Rabattverträgen stammt aus unserer, nicht bezahlter Arbeit. Die Hälfte könnte in den tollen Fonds wandern,
Der Kassenabschlag könnte entfallen. Und die Hälfte davon von mir aus in den Fonds wandern.
ABER NICHT AUS MEINER TASCHE

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Funke/Overwiening

von Dr.Diefenbach am 22.11.2017 um 19:46 Uhr

Frau Funke hat in unserer heutigen Sitzung klar gestellt,dass es kein veröffentlichbares(!) Produkt zur künftigen Honorierung gibt.Noch nicht.Wenn Frau Overwiening,die ich persönlich schätze,die aber extrem hemdsärmlig mit unseren Ressourcen umgeht,was die Einkünfte der KollegInnen betrifft,derart ungeschickt(!)in der Öffentlichkeit Opfer bringt,die viele gar nicht bringen können,dann ist das einfach :Mist!Man war sich im Stand einig,dass der Packungsbezug keinesfalls gesenkt werden dürfe,dass Zusatzleistungen extra(!)honoriert werden müssen..Der O.-Vorschlag mit dem Fonds ist kaum bis nicht realisierbar.?Die O.-Aussage ,man dürfe sich keinen diesbezüglichen Illusionen hingeben,ist leider,liebe Frau Overwiening,ein Rohrkrepierer.Viele in der Praxis können da nicht mehr mithalten.Wollen Sie Mitbewerber abschaffen.Und mit den Modellen der Grünen usw. zu sympathisieren.?Vielen Dank.Wen vertreten Sie??Frau Funke hat zu Recht reklamiert,dass eine hier vorhandene profilierende Eigenschaft(so nennen ich das jetzt einmal)uns allen schaden kann.Denn die Verhandler werden sagen:"Endlich sind die Pharmazeuten auf dem richtigen Weg"-Wir schimpfen seit Jahren ,dass das Honorar von 8 35 statisch sei,fordern Erhöhung.Nun kommt der Viorschlag,es auch noch zu reduzieren.Nichts anderes ist doch die Fondierung.Die Frage,wieso sich Kammerpräsidentinnen nicht"abgestimmt"haben,darf man keinesfalls Frau Funke stellen.Ihr Ärger besteht zu Recht

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17 oder 4 ?

von Ulrich Ströh am 22.11.2017 um 18:10 Uhr

Auf den interessierten Leser wirken die offensichtlich unabgestimmten Meinungsäußerungen der jeweiligen AK-Präsidentinnen irritierend.

Stellt sich die Frage: Brauchen wir 17 Landesapothekerkammern oder würden weniger Kammern besser abgestimmtes Auftreten in der Öffentlichkeit erzeugen?


der drei

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WAS bedeutet das?

von Wolfgang Müller am 22.11.2017 um 17:19 Uhr

Kollegin Funkes Kritik ist verständlich. Aber wie genau ist die Verlautbarung von Frau Overwiening, in Kombination mit der Kritik von Kollegin Funke denn nun zu verstehen? Hat Frau Overwiening in Wirklichkeit nur die Mehrheits-Meinung der "Honorar-Arbeitsgruppe" der ABDA geleakt?

Um Fakten zu schaffen? Um sich selber damit besser profilieren zu können? Vielleicht für eine Doppelspitze der Ober-Über-Uns-Alle--Bestimmen-Und-Kontrollieren-Wollerinnen Linz und Overwiening?

Ganz ehrlich, wenn Kollegin Funke das da von Frau Overwienig am Ende "inhaltlich" doch auch gar nicht so schlecht finden sollte, und nur die Form kritisiert. Und das am Ende WIRKLICH das ist, was aus "Unserem Eigenen" Honorargutachten herauskommen sollte:
Dann bin auch ich jetzt so weit, meinem Nachwuchs zukünftig lieber internationale Ketten (oder gleich: Pharma-Konzerne) als Arbeitgeber zu wünschen, als dass er unter solch einer standeseigenen Führung meine bisher sehr erfreuliche Selbständigkeit fortführen muss!

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