Influenza-Impfung

Weshalb Grippeimpfstoffe so oft versagen

Sttuttgart - 20.11.2017, 10:30 Uhr

Die „inaktivierten“ Impfviren können mutieren, während sie in bebrüteten Hühnereiern heranwachsen. (Foto: dpa-report)

Die „inaktivierten“ Impfviren können mutieren, während sie in bebrüteten Hühnereiern heranwachsen. (Foto: dpa-report)


Die Wirksamkeit von Influenza-Impfstoffen ist schwer vorhersehbar, und häufig sind die Effektivitätsraten eher gering. Experten verweisen dann meist darauf, dass sich nie hundertprozentig genau prognostizieren lässt, welche Stämme zirkulieren werden, sodass die Impfstoffe nicht alle Erreger abzudecken vermögen. Doch es könnte noch viele andere Gründe geben, zum Beispiel diesen: Die Impfviren mutieren im Herstellungsprozess, das heißt während der Bebrütung in Hühnereiern.

Hand aufs Herz: Lassen Sie sich gegen Grippe impfen? Sie sollten eigentlich, denn laut STIKO zählen Apothekenmitarbeiter als „in Einrichtungen mit umfangreichem Publikumsverkehr“ tätige Personen zu einer Gruppe mit erhöhtem beruflichem Risiko. Doch bietet die Influenza-Impfung wirklich ausreichend Schutz?

Schwierige Prognose

Zu Beginn jedes Jahres veröffentlicht die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ihre Empfehlung für die Zusammensetzung des Grippeimpfstoffes für die kommende Influenzasaison. Dies sichert den Herstellern genügend Vorlaufzeit für die Produktion. Und jedes Jahr aufs Neue hoffen Virologen, impfende Ärzte und natürlich vor allem die Geimpften, dass der dann verfügbare Impfstoff auch tatsächlich das Erregerspektrum der Grippesaison abdeckt und vor dem Ausbruch der Erkrankung schützt. Oft ist das nicht der Fall, wie beispielsweise in der vorangegangenen Saison 2016/17. Das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) hatte damals eine europaweite Fall-Kontroll-Studie durchgeführt und war zu dem Schluss gekommen, dass der Impfstoff suboptimal ist. Nur 46,9 Prozent der Menschen zwischen 15 und 64 Jahren, die sich hatten impfen lassen, waren vor der Influenza geschützt. In der Hochrisikogruppe ab 65 Jahren war der Impfstoff sogar nur bei 23,4 Prozent effektiv.

Weltweites Problem

Das Problem ist nicht auf Europa beschränkt. Auch aus den Vereinigten Staaten werden Effektivitätsraten zwischen lediglich 10 und 60 Prozent berichtet. „Zehn bis 60 Prozent sind besser als nichts“, konstatierte Professor Dr. Michael Osterholm, Epidemiologe an der University of Minnesota (Minneapolis, USA). Doch für eine potenziell schwerwiegende Erkrankung, an der in den USA bis zu 50 000 Menschen versterben können, sind seiner Ansicht nach solche Effektivitätsraten mehr als unbefriedigend.



Dr. Claudia Bruhn, Apothekerin / Autorin DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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