Real-World-Evidenz

Weniger Hypoglykämien unter Toujeo im Alltag

Stuttgart - 17.11.2017, 17:15 Uhr

(Foto: fovito / stock.adobe.com)

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Typ-2-Diabetiker, die mit Toujeo®, einer höher konzentrierten Variante von Lantus®, behandelt werden, haben anscheinend seltener Hypoglykämien als solche, die andere Basalinsuline erhalten. Zumindest war das in einer von Hersteller Sanofi durchgeführten Studie mit Real-World-Patienten der Fall. Im Gegensatz zu den üblichen Insulinen mit 100 Einheiten pro Milliliter enthält Toujeo® 300 Einheiten Insulin glargin pro Milliliter. 

Im klinischen Alltag behandelte Patienten erfüllen häufig nicht die Einschlusskriterien von randomisierten kontrollierten Studien. Das war auch bei Sanofis Studien zu dem Basalinsulin Toujeo® der Fall. Toujeo® ist ebenso wie Lantus® ein Insulin glargin, allerdings in höherer Konzentration – nämlich 300 statt 100 Einheiten / ml. So hätte in die großen Meilensteinstudien zu dem Basalinuslin nur eine Minderheit der „Real-World-Patienten eingeschlossen werden können, erklärt Sanofi. Von den 180.000 untersuchten Patienten mit Typ-2-Diabetes erfüllten nur 11 Prozent die Einschlusskriterien für ACCORD, 36 Prozent die für ADVANCE und 18 Prozent die für VADt, heißt es. Die drei Untersuchungen waren Studien zu Toujeo®, in denen Evidenz zu Wirksamkeit und Sicherheit von Insulin glargin 300 Einheiten/ml generiert wurde. Nun hat Sanofi diese Daten noch um Real-Life-Evidenz ergänzt. Wie das Unternehmen mitteilt, bestätigten die Ergebnisse von DELIVER 2 an einem breit gefächerten Patientenkollektiv mit Typ-2- Diabetes die effektive HbA1c-Senkung von Insulin glargin 300 E/ml und das geringere Hypoglykämierisiko im Vergleich zu anderen Basalinsulinen. 

Was genau wurde gemacht? Zwei gematchte Kohorten von jeweils 1.827 Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes, die eine Basalinsulin-Therapie erhielten, wurden miteinander verglichen. Als Datenbasis diente die US-amerikanische Predictive Health Intelligence Environment-Datenbank (PHIE). Die Patienten wurden entweder auf Insulin glargin 300 E/ml oder ein anderes Basalinsulin (Insulin glargin 100 E/ml, Insulin detemir oder Insulin degludec) umgestellt. Nach sechs Monaten waren bei Patienten, die auf Insulin glargin 300 E/ml umgestellt wurden, 25 Prozent weniger hypoglykämische Ereignisse aufgetreten als bei den Patienten mit Umstellung auf andere Basalinsuline. Hypoglykämische Ereignisse, die zu einer stationären Behandlung oder der Aufnahme in eine Notfallambulanz führten, waren unter Insulin glargin 300 E/ml im Vergleich zu anderen Basalinsulinen um 48 Prozent reduziert (Ereignisrate bezogen auf 100 Patientenmonate 1,97 vs. 3,82; p < 0,01). Diese Reduktion ging mit einer potenziellen Kosteneinsparung von bis zu 2000 US-Dollar pro Patient und Jahr einher.

Vorteile auch bei Älteren

Neben den Real-World-Untersuchungen wurden zudem RCTs mit Toujeo® in speziellen Patientengruppen durchgeführt. So waren bei SENIOR Menschen mit Typ-2-Diabetes im Alter von mindestens 65 Jahren die Zielgruppe. Ein Viertel der Teilnehmer war sogar mindestens 75 Jahre alt. Über 1000 Diabetiker wurden eingeschlossen. Es wurde Insulin glargin mit 300 Einheiten/ml mit „normalem“ Insulin glargin, also Lantus® verglichen. Nach 26 Wochen war die Senkung des HbA1c-Wertes vergleichbar effektiv, das Risiko für dokumentierte, symptomatische Hypoglykämien war aber unter der 300-Einheiten-Variante geringer.

Auch Subgruppen-Auswertungen anderer Studien hätten den Sanofi-Experten zufolge ergeben, dass Insulin glargin 300 E/ml im Vergleich zu Insulin glargin 100 E/ml bei Typ-2-Diabetes einen Hypoglykämievorteil aufweist – und zwar unabhängig vom Alter der Patienten, der Nieren-Funktionsfähigkeit, dem Body-Mass-Index, der Dauer der Diabeteserkrankung sowie dem Ausmaß der HbA1c-Verbesserung unter der Therapie.

Toujeo®, wie das Basalinsulin in Europa und den USA heißt, ist seit 2015 verfügbar. In Japan wird es als Lantus RX vermarktet.  



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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