Heilungsprozesse

Verletzungen heilen am Tag deutlich schneller

Remagen - 16.11.2017, 10:10 Uhr

Die Uhrzeit, zu der eine Verletzung entsteht, hat offenbar Einfluss auf die Heilung. (Foto: priew9959 / adobe.stock.com)

Die Uhrzeit, zu der eine Verletzung entsteht, hat offenbar Einfluss auf die Heilung. (Foto: priew9959 / adobe.stock.com)


Was steckt dahinter?

Die primären zellulären Protagonisten der Wundheilung sind die Fibroblasten. Auch sie unterliegen einem zirkadianen Rhythmus, der ihre biologische Funktion über 24 Stunden vermittelt. Auf der Suche nach molekularen Grundlagen für dieses Phänomen stießen die Forscher auf die zeitliche Regulation des Proteins Aktin, eines Bestandteils des Zytoskeletts. Konkret moduliert die zelluläre Uhr die Effizienz Aktin-abhängiger Prozesse wie die Zellmigration und -adhäsion, die letztlich die Wirksamkeit der Wundheilung beeinflussen.

Bei den „Tageswunden“ fand sich auch mehr Kollagen an der Wundstelle, das wichtigste Strukturprotein in der Haut. Dieser Effekt hielt für bis zu zwei Wochen nach der Wundentstehung an. Die Forscher sind davon überzeugt, dass dieser Prozess durch die innere Uhr der  Zellen gesteuert sein muss, und nicht durch Signale im ganzen Körper, denn Hautzellen von Menschen und Mäusen, die in einer Petrischale gezüchtet wurden, zeigten die gleiche Wirkung.

Die innere Uhr überlisten 

Sowohl in den Zellen als auch bei den Mäusen konnten die Wissenschaftler die Heilungsreaktion des Gewebes umpolen, indem sie diesen eine andere Phase der Tageszeit suggerierten. Das geht bei Mäusen z. B. durch Einschalten des Lichts in der Nacht und Ausschalten zu verschiedenen Zeiten während des Tages. Bei den Zellen lassen sich die Taktgeber mithilfe von Medikamenten verändern. Mit dieser Methode könnte man vielleicht die Heilungszeit nach Operationen verbessern, so vermuten sie, indem man die biologische Uhr der Zellen vor dem Eingriff genau auf die Zeit für die beste Heilung einstellt.

Verabreichung zur richtigen Zeit könnte viel bringen

„Eine effiziente Reparatur unserer Haut ist entscheidend für die Prävention von Infektionen“, sagt der Erstautor der Studie Ned Hoyle. „Wenn die Wundheilung schief läuft, können sie chronisch werden oder übermäßige Narben bilden. Weitere Untersuchungen der Verbindung zwischen der inneren Uhr und der Wundheilung könnten uns zu neuen Medikamenten führen, die eine fehlerhafte Wundheilung verhindern oder auch die Ergebnisse von Operationen verbessern." Co-Autor John Blaikley von der University of Manchester, der an der Datenauswertung der Brandverletzten beteiligt war, glaubt, dass man damit auch die Wirksamkeit etablierter Therapien erhöhen könnte, indem man sie zur richtigen Tageszeit verabreicht. 



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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