Prozessauftakt

Mordvorwürfe gegen Zyto-Apotheker

Essen - 13.11.2017, 14:43 Uhr


Schöffe war selber früher Apotheker in Bottrop

Ein Nebenkläger-Anwalt machte zudem geltend, dass einer der beiden Schöffen früher selber als angestellter Apotheker in Bottrop tätig war – auch kenne er die Eltern von Peter S. Eine persönliche Nähe und Verbundenheit sei „sehr naheliegend“, erklärte der Anwalt. Der Vorsitzende Richter unterbrach daraufhin für einige Stunden das Verfahren, um die Anträge zu vervielfachen – auch damit die anderen Nebenkläger entscheiden können, ob sie sich ihnen anschließen wollen.

Bei Fortsetzung der Verhandlung kam jedoch noch eine Überraschung hinzu: Der Schöffe hatte zwischenzeitlich gegenüber den Richtern bekanntgegeben, dass seine Ehefrau in einer onkologischen Praxis in Bottrop behandelt worden war, die von Peter S. beliefert wurde – auch wenn sie selber keine Arzneimittel aus der Praxis erhalten hätte. Auf Nachfrage erklärte er, dass er den Onkologen, der selbst als Entlastungszeuge aussagen soll, bei Praxisbesuchen mit seiner Frau mehrfach gesehen hatte. Der Vorsitzende Richter entschied, dass die Prozessbeteiligten bis zum morgigen Dienstag Anträge in Sachen des Schöffen machen können.

Betroffene zeigen sich vor Gericht erschüttert

„Total aufgewühlt“ sei sie, erklärte Benedetti in einer Pause. „Für mich ist es unfassbar, so einen Menschen vor mir zu sehen“ – der Angeklagte habe auf sie teilnahmslos gewirkt. 

Der Essener Anwalt Aykan Akyildiz vertritt eine 51-jährige Nebenklägerin, die sich die psychische Belastung nicht zugetraut habe, selber vor Gericht zu erscheinen. Sie habe Krebsmittel aus der Apotheke von Peter S. bekommen, die nicht richtig anschlugen – erst nach der Razzia und Festnahme von Peter S. sei es ihr bessergegangen, als sie aus einer anderen Apotheke beliefert wurde. „Bei ihr kam dieser Umschwung durch die Durchsuchung“, erklärte Akyildiz gegenüber DAZ.online.

Er kritisierte die Anklage scharf. „Die Staatsanwaltschaft hat es sich sehr einfach gemacht“, betonte er – indem sie sich auf die finanziellen Aspekte konzentriert habe, die einfacher nachzuweisen seien. Er bemängelte auch, dass für die dreizehn angesetzten Fortsetzungstermine zwar Gutachter oder Zeugen wie der Whistleblower Martin Porwoll geladen seien – doch kein einziger mutmaßlicher Geschädigter. Diese wollen weiter für ihre Sache kämpfen: Für diesen Mittwoch hat Benedetti die nächste Demo in Bottrop angemeldet.



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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7 Kommentare

Panschende Apotheker

von Rumpelstilzchen am 17.11.2017 um 16:58 Uhr

@CS:

schwach, was ich von mir gebe? Solche Apotheker wie Sie gibt es leider immer noch zu viele. Wie recht ich doch habe !!

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Panschende Apotheker

von Katharina am 14.11.2017 um 9:49 Uhr

Oh Schande!!! Die armen Geschädigten. In schwerster Krankheit noch betrogen. Wie skrupellos und gewissenlos kann ein Mensch sein?

Da hilft es wohl nur zukünftig die Bandagen fester zu ziehen, z. B. Originalflaschen unter Chargenangabe beizulegen u zu dokumentieren pro Patient?
Doch keiner der behandelnden Ärzte hat etwas gemerkt? Keine Auffälligkeiten von vermehrten Infektionen durch „unsauberes Arbeiten“ wie hier geschildert? Auch keine auffällig oft schlechteren Ergebnisse als in Studienlage? Keine auffällig gute Verträglichkeit der Substanzen, die nicht enthalten waren?

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AW: Panschende Apotheker

von Christian Becker am 16.11.2017 um 7:43 Uhr

Doch. Laut apotheke-adhoc führt die Verteidigung eine höhere Überlebensrate bei den Kunden des Betrügers an.
(Steht aber so nur in der Bildunter- und Artikelüberschrift)
https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail//pfusch-apotheke-deutlich-hoehere-ueberlebensrate-krebsmedikamente-fall-bottrop/

Bottropper Betrüger und ggf. Möder

von Alexander Zeitler am 14.11.2017 um 1:14 Uhr

Diesem Kerl sofort die Berufsbezeichnung entziehen.
und was den Opfern durch den Kopf geht, kann sich niemand vorstellen.
Daher sollte man diesem Kerl VIEL Zeit geben, über sein Handeln nachzudenken.
Und welchem Schaden der uns Anständigen an tut. Dafür nochmal 10 Jahre oben drauf.
Die Nettiquette fälllt bei so einem echt schwer

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Panschende Apotheker

von Rumpelstilzchen am 13.11.2017 um 18:23 Uhr

So siehts also aus mit euch Brüdern. Hauptsache die Kohle stimmt. Die Gesetzesgrundlagen der Apothekerzulassung sofort verschärfen und Panscher für immer in den Knast !

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AW: Panschende Apotheker

von MH am 13.11.2017 um 19:29 Uhr

Glauben Sie uns - wir sind genauso erschüttert wie Sie. Pauschalisierungen helfen da nicht weiter - schwarze Schafe gibt es leider überall. Aber selbstverständlich muss aufgeklärt werden, warum dieser Apotheker überhaupt so lange unentdeckt betrügen konnte.

AW: Panschende Apotheker

von CS am 13.11.2017 um 21:19 Uhr

Schwach, was Sie da on sich geben, Rumpelstilzchen.

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