EU-Expertengremium macht VorschlägE

Wie sollen teure Innovationen in Zukunft bezahlt werden?

Remagen - 03.11.2017, 10:30 Uhr

Wie können innovative Arzneimittel finanziert werden? Experten haben sich Gedanken gemacht. (Foto: weyo / stock.adobe.com)

Wie können innovative Arzneimittel finanziert werden? Experten haben sich Gedanken gemacht. (Foto: weyo / stock.adobe.com)


Hohe Preise für innovative Arzneimittel sind eine zunehmende Herausforderung für die Gesundheitssysteme in der EU. So kann es nicht mehr weitergehen, meint die EU-Kommission und hat ein Expertengremium damit beauftragt, zu untersuchen, wie kostspielige Arzneimittelinnovationen in Zukunft „besser“ bezahlt werden können. Nun hat das Gremium seine Ideen dazu präsentiert.

Das Expertengremium „Expert Panel on Effective Ways of Investing in Health“ (EXPH) der EU hat im Auftrag der EU-Kommission einen Bericht zur Bezahlbarkeit von Arzneimittelinnovationen vorgelegt. Das multidisziplinäre und unabhängiges Gremium kann von der Kommission mit speziellen Fragen zur Gesundheits-und Arzneimittelversorgung befasst werden. Es hat eine beratende Funktion. Seine Ergebnisse und Empfehlungen sind für die EU-Kommission nicht bindend. 

Das EXPH stellt in seiner aktuellen „Draft Opinion“ fest, dass die Kosten für innovative Arzneimittel zu hoch sind und dass die damit verbundenen Ausgaben langfristig die Gesundheitssysteme in der EU gefährden. So könne es mit dem Kostenwachstum nicht weitergehen. Gleichzeitig müsse jedoch die Innovationsfähigkeit der pharmazeutischen Industrie erhalten bleiben. Es gehe darum, neue Weg zu suchen, dass Innovationen produziert werden, die wirklich etwas bringen, dass die Patienten Zugang zu Innovationen haben und dass die Gesundheitssysteme finanziell tragfähig seien. Um diesen drei Zielen näher zu kommen, müssten neuartige Bezahl-Modelle entwickelt werden, glaubt das Gremium. Es sei unwahrscheinlich, dass ein einziges Modell für alle Situationen passend sei. 

Regeln für den Innovationsschutz hinterfragen

Die Vorschläge der Experten für die Zukunft gehen in verschiedene Richtungen. So könnte es nach ihrer Meinung zum Beispiel sinnvoll sein, die Kosten für Forschung und Entwicklung, Marketing und Herstellung eines Arzneimittels gegenüber relevanten Behörden offenzulegen. Außerdem sollten die Regeln für den Innovationsschutz durch das Patentrecht und die Marktexklusivität hinterfragt und neue Mechanismen gefördert werden, die echte, hochwertige Innovationen angemessen honorieren. Produkte mit einem zweifelhaften Nutzen sollten mit Hilfe vernünftiger und transparenter Methoden des Health Technology Assessments (HTA) bewertet werden. Weiterhin sollten Methoden entwickelt werden, mit denen der soziale Wert von Arzneimitteln erfasst werden kann. Hinsichtlich der Bezahlmodelle in den verschiedenen Ländern schlagen die Experten vor, langfristig nicht mehr die einzelnen Produkte (Arzneimittel), sondern die Behandlungen zu vergüten. Außerdem, soll glaubt das Gremium, könnte die Verhandlungsmacht der Gesundheitssysteme als Einkäufer gestärkt werden, indem diese gemeinsam mit den Firmen verhandeln.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Alles bleibt vorerst wie es ist: Brüssel resigniert und nimmt Modernisierungspläne zurück

Vorübergehendes Aus für EU-Transparenzrichtlinie

Arzneimittel und Medizinprodukte

EU will Nutzenbewertungen vereinheitlichen

Umstrittener Unkrautvernichter

EU-Staaten ringen um Glyphosat

EU-Pharmastrategie ist da

Krisenfeste Arzneiversorgung sichern

Keine Einigung auf EU-Ebene

Neuzulassung von Glyphosat weiter ungewiss

EU-Verordnung zu klinischen Studien

Anstoß für mehr Forschung in Deutschland?

Grünes Licht aus dem Parlament

Gesundheitsprogramm EU4Health kann starten

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.