Tech-Unternehmen im Gesundheitswesen

Warum sich Google, Amazon und Co. für die Pharma-Branche interessieren

Berlin - 27.10.2017, 12:15 Uhr

Früher Fotos, Suchmaschinen und Bücher, heute Zellkulturen und Apothekenmarkt: Immer mehr Technologiekonzerne steigen in den Gesundheitsmarkt ein. Aber warum? (Foto: Picture Alliance)

Früher Fotos, Suchmaschinen und Bücher, heute Zellkulturen und Apothekenmarkt: Immer mehr Technologiekonzerne steigen in den Gesundheitsmarkt ein. Aber warum? (Foto: Picture Alliance)


Fujifilm: Früher Fotos, heute Zellkulturen

Auch Alphabet hat den Bereich Gesundheit entdeckt. So verweisen die HSBC-Analysten darauf, dass Verily, ein erst Ende 2015 gegründetes Unternehmen aus der Alphabet-Familie, sowohl Arzneimittel- als auch Diagnostik- und Medizintechnik-Entwicklungsprogramme in verschiedenen therapeutischen Gebieten verfolgt. Calico, ebenfalls ein Alphabet-Gewächs, hat sich hingegen den altersbedingten Krankheiten verschrieben. Um in diesem Bereich neue Kandidaten und Projekte ausfindig zu machen, hat das Unternehmen niemand Geringeren als den früheren Genentech-Chef Art Levinson angeheuert.

Fujifilms Wandel

Auf dem HSBC-Radar erscheint auch die japanische Fujifilm. Das Unternehmen, einst bekannt für seine Kleinbildfilme, hat die ersten Schritte hin zur Fertigung biopharmazeutischer Wirkstoffe im Jahr 2011 mit der Akquisition von Diosynth sowie von Merck, Sharpe and Dohme Biologics, einem ehemaligen Ableger des US-Pharmariesen Merck & Co. gemacht. Heute ist Fujifilm Diosynth Biotechnologies ein Auftragsproduzent von Zellkulturen. Darüber hinaus hat Fujifilm in schnellen Schritten weitere Unternehmen wie Kalon Biotherapeutics erworben und mehrere Kooperationen gestartet. So gibt es eine Partnerschaft mit Mitsubishi Tanabe, ein Biosimilar-Joint-Venture mit Kyowa Hakko Kirin, welches wiederum zusammen mit AstraZeneca ein Biosimilar zu Roche’s erfolgreichem Krebspräparat Avastin entwickelt.

Auch im Bereich Diagnostik mischen die Techkonzerne mittlerweile kräftig mit. GE Healthcare, eine Tochter des Technologiegiganten General Electric (GE), spielt global nicht nur eine starke Rolle bei bildgebenden diagnostischen Systemen, ist bei der Entwicklung und dem Bau komplexer biologischer Produktionsanlagen sehr aktiv und hat sich zu einem der anerkanntesten Hersteller von Einmal-Produktionsmitteln in der Biopharmaindustrie entwickelt. Darüber hinaus verfügt das Unternehmen auch über erhebliche Life-Science-Aktivitäten – sie machten im vergangenen Jahre immerhin rund 23 Prozent des Umsatzes von GE Healthcare aus.

Schließlich könnten nach Ansicht der HSBC-Analysten Tech-Konzerne in Zukunft auch bei den Online-Apotheken eine bedeutende Rolle spielen. Vor allem in den USA werden diese bislang üblicherweise von traditionellen Apothekenketten und in Zusammenarbeit mit sogenannten Pharmacy Benefit Managers (PBMs) geführt. Große Internetunternehmen hätten hier bislang noch nicht ihre Hände im Spiel. Das könnte sich ändern. So wird insbesondere Amazon immer wieder mit einem möglichen Einstieg in den Pharmahandel ins Gespräch gebracht.



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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