Schweiz

Versorgungs-Innovationen nur mit Apothekern

Remagen - 25.10.2017, 10:30 Uhr

In der Schweiz wünschen sich mehrere heilberufliche Verbände mehr Versorgungs-Innovationen, die Apotheker sind an der Debatte beteiligt. (Foto: dpa)

In der Schweiz wünschen sich mehrere heilberufliche Verbände mehr Versorgungs-Innovationen, die Apotheker sind an der Debatte beteiligt. (Foto: dpa)


Arzneimittelabgabe, Qualitätszirkel und NetCare

Die rechtlichen Pflöcke für die neue Positionierung wurden mit der Revision des schweizerischen Heilmittelgesetzes (HMG) und des Medizinalberufegesetzes (MedBG) zwischenzeitlich bereits eingeschlagen. In Zukunft sollen die Apotheker auch gewisse verschreibungspflichtige Arzneimittel ohne Vorliegen eines ärztlichen Rezepts abgeben dürfen. Die Qualität der Arzneimitteltherapie soll durch die Qualitätszirkel von Ärzten und Apothekern gesteigert werden, die es in einigen Kantonen bereits gibt. Ein weiteres Gemeinschaftsprojekt von Ärzten und Apothekern ist das Projekt netCare des Schweizerischen Apothekerverbandes pharmaSuisse. Hierbei nehmen speziell weitergebildete Apotheker anhand von Ablaufdiagrammen (Algorithmen) eine Erstabklärung (Triage) gesundheitlicher Beschwerden vor. Bei Bedarf wird ein Arzt per Telefon oder Videokonferenz zu Rate gezogen. Allerdings stoßen sowohl die erweiterten Abgabekompetenzen als auch die Qualitätszirkel und das Projekt netcare bei der schweizerischen Ärzteschaft bis dato nicht unbedingt auf Gegenliebe. 

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Österreich: Apotheker in der Primärversorgung „auf Abstand“

Trotzdem scheinen die Schweizer Apotheker damit schon erheblich besser dazustehen als ihre österreichischen Nachbarn. Dort sorgt ein Gesetzesvorhaben für Unruhe, mit dem die medizinische Grundversorgung neu strukturiert werden soll. Geplant sind sogenannte Primärversorgungseinheiten, in denen die Patienten eine Rundum-Betreuung erhalten.

Eine Primärversorgungseinheit soll entsprechend den örtlichen Verhältnissen entweder an einem Standort oder als Netzwerk an mehreren Standorten eingerichtet werden können. Ein Primärversorgungskernteam soll aus Ärzten bzw. Fachärzten bestehen. Apotheker sollen nicht dazugehören, aber als „Primärversorgungs-Partner“ außerhalb der Primärversorgungseinheit infrage kommen. Bislang hält sich die Begeisterung für das Modell in Grenzen. Die österreichische Ärztekammer (ÖÄK) befürchtet, dass die Hausärzte durch die neuen Einrichtungen verdrängt werden könnten, und die Apotheker kritisieren, dass sie dabei außen vor bleiben sollen.

Dorfgemeinschaft 2.0 mit den Apothekern

Wie sieht es diesbezüglich in Deutschland aus? Ein Beispiel dazu: Im südwestlichen Niedersachsen wird gerade ein interessantes Projekt mit der Bezeichnung „Dorfgemeinschaft 2.0“  auf den Weg gebracht, eine digitale Plattform, die sich unter anderem mit Gesundheit und Pflege befasst. Hieran sollen sich lokale Dienstleister wie Ärzte, Apotheken und Pflegedienste beteiligen. Hier wären die Apotheker also mit im Boot. Das Projekt steckt allerdings noch in den Kinderschuhen. Das wohl größte innovative Versorgungsmodell, an dem Apotheker beteiligt sind, ist die Arzneimittelinitiative in Sachsen und Thüringen (ARMIN). Dort führen Apotheker gemeinsam mit den Medizinern ein Medikationsmanagement durch.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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