Arzneimittelkosten

Wer finanziert das 1-Million-Dollar-Arzneimittel?

Berlin - 24.10.2017, 14:45 Uhr

Schon bald könnte es Arzneimittel geben, die mehr als eine Million Dollar kosten. Wer finanziert solche Arzneimittel? (Foto: shima-risu / stock.adobe.com)

Schon bald könnte es Arzneimittel geben, die mehr als eine Million Dollar kosten. Wer finanziert solche Arzneimittel? (Foto: shima-risu / stock.adobe.com)


Brainstorming in den USA

In den USA scheint man bei der Frage, wie mit teuren Arzneimitteln umgegangen werden soll, bereits einen Schritt weiter zu sein. Mark McClellan, ein früherer FDA-Mitarbeiter, der heute das Duke-Margolis Center for Health Policy leitet, hat dazu laut dem Stat-Bericht führende Vertreter der US-Gesundheitsbranche an einen Tisch gebracht - unter ihnen Pharmafirmen wie Spark, Bluebird Bio und Pfizer, die an neuen Gen-Arzneien arbeiten, aber auch US-Versicherer wie Harvard Pilgrim und Anthem. „Tatsache ist, dass wir unser Gesundheitssystem des 20. Jahrhunderts weiterentwickeln müssen, um es mit den wissenschaftlichen und medizinischen Durchbrüchen des 21. Jahrhunderts aufzunehmen“, zitiert das Medium Jeff Marrazzo, Vorstandschef von Spark Therapeutics.

Bei Gentherapien werden mithilfe aufbereiteter und DNA-besetzter Viren krankheitserzeugende molekulare Prozesse korrigiert. Dabei handelt es sich um ein kostspieliges Verfahren, dessen Entwicklung meist Jahre dauert. Zudem ist die Patientenanzahl bei vielen der damit behandelbaren Krankheiten relativ klein.

Sparen mit Gentherapien?

Fachleute weisen darauf hin, dass diese Arzneien – sofern sie wirken – die Gesundheitssysteme trotz ihrer hohen Preise viel Geld sparen können. So schreibt Stat, dass herkömmliche Hämophilie-Arzneien pro Jahr mehrere hunderttausend Dollar kosten. Könnte hingegen ein Patient mit einer einmaligen Infusion eines Gen-Arzneimittels geheilt werden, dürfte dies kosteneffektiv sein – selbst wenn das Präparat mehr als eine Million Dollar kostet. Vor diesem Hintergrund, so McClellan, hätten die Unternehmen durchaus einen Grund, Premiumpreise für ihre Produkte zu verlangen.

Auf der anderen Seite werden derartige wissenschaftliche und medizinische Durchbrüche ins Leere laufen, wenn sie nicht bei den Patienten ankommen. „Wenn mehrere solcher teuren Therapien auf dem Markt sind, werden die Premiumpreise vielleicht nicht mehr bezahlbar sein“, sagt Dr. Michael Sherman, Chief Medical Officer des Bostoner Versicherers Harvard Pilgrim Health Care. „Wir müssen also kreativ sein, um die richtige Balance zwischen Marktzugang und Bezahlbarkeit zu finden.“

Geld-Zurück-Garantie in der Arzneimittelversorgung?

Das US-Brainstorm-Konsortium verfolgt vor allem ein Hauptkonzept: die sogenannte Value-Based-Bezahlung, eine Art Geld-Zurück-Garantie oder auch Pay-for-Performance genannt. Patienten oder Versicherer zahlen nur, wenn die Therapie anschlägt und die Krankheit damit bekämpft werden kann. Um den Kostendruck derartiger Arzneimittel zu reduzieren, gibt es zudem die Idee, die Zahlungen über mehrere Jahre zu strecken und den Gesamtbetrag damit von der nachhaltigen Genesung des Patienten abhängig zu machen.

Der Schweizer Pharmakonzern Novartis hat einen ähnlichen Weg mit seinem neuen Krebsprodukt Kymriah bereits beschritten. In den USA hat der Konzern mit den staatlichen Versicherern Medicare and Medicaid vereinbart, dass nur gezahlt werden muss, wenn der Krebs einen Monat nach der Behandlung schwindet.



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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