Früherkennung

Wie gut sind die immunologischen Darmkrebs-Tests?

Remagen - 17.10.2017, 15:45 Uhr

Früh erkennen ist wichtig: Forscher vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) haben neun verschiedene Darmkrebs-Tests verglichen. (Foto: dpa)

Früh erkennen ist wichtig: Forscher vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) haben neun verschiedene Darmkrebs-Tests verglichen. (Foto: dpa)


Neun Tests verglichen

Dass die immunologischen Tests den weniger spezifischen HämOccult-Test abgelöst haben, geht wesentlich auf die Arbeiten von Hermann Brenner vom Deutschen Krebsforschungszentrum zurück. „Bisher war unklar, ob und in welchem Umfang es Unterschiede zwischen den angebotenen Tests gibt", sagt der Epidemiologe Brenner. Er hat nun gemeinsam mit seinen Mitarbeitern neun auf dem Markt befindliche Tests direkt miteinander verglichen. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Gastroenterology“ veröffentlicht.

Bei fünf der neun Tests ist eine Laboranalyse notwendig. Die restlichen vier Tests können direkt in der hausärztlichen und urologischen Praxis durchgeführt und ausgewertet werden. Ein wesentlicher Befund: Alle neun entdeckten die große Mehrheit aller Darmkrebserkrankungen und auch viele Darmkrebsvorstufen. Zweiter wesentlicher Befund: Basierend auf den Angaben der Hersteller, ab welchem Hämoglobin-Wert ein Verdacht auf Darmkrebs vorliegt, war die Häufigkeit positiver Ergebnisse sehr unterschiedlich.

Als die Wissenschaftler die Schwellenwerte jedoch bei der Auswertung anpassten, lieferten alle Tests sehr ähnliche Ergebnisse. Sogar ein Test, der mithilfe einer Smartphone-App ausgewertet wird, lieferte zuverlässige Resultate, zumindest dann, wenn er von geschultem Personal durchgeführt wurde.

Bislang erster und einmaliger Vergleich

„Mit dieser Arbeit legen wir erstmals und weltweit bislang einmalig einen direkten Vergleich der diagnostischen Wertigkeit einer großen Zahl  von quantitativen Tests in derselben, großen Gruppe von Untersuchungsteilnehmern vor", sagt Brenner. Aus diesen Zahlen ließen sich bundesweite Empfehlungen für Schwellenwerte einzelner Tests ableiten.

Mehr Menschen zur Früherkennung motivieren

Neben dem analytischen gibt es aber noch einen weiteren positiven Aspekt der Ergebnisse. „Mit dieser Arbeit geben Brenner und Kollegen ganz konkrete Empfehlungen, wie die Früherkennung von Darmkrebs noch weiter verbessert werden kann", betont der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) Michael Baumann. „Es ist wichtig, den Menschen neben der eher aufwändigen Darmspiegelung, die nach wie vor der Goldstandard bei der Darmkrebsvorsorge ist, auch eine niederschwelligere Screening-Untersuchung anzubieten."

Die neuen Testverfahren sollen also dabei helfen, mehr Menschen zu einer Vorsorgeuntersuchung zu motivieren. „Bei unseren Nachbarn in den Niederlanden funktioniert das schon sehr gut", berichtet Brenner. Dort werden die Menschen mit einem persönlichen Brief zur Teilnahme eingeladen, und der Test wird direkt mitgeschickt. Dadurch ließen sich Teilnahmeraten von über 60 Prozent erreichen. Hiervon sei Deutschland bisher noch weit entfernt.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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