DAZ.online-Spezial zur Landtagswahl

Wen sollten Apotheker in Niedersachsen wählen?

Berlin - 13.10.2017, 17:05 Uhr

Im Umbau: Nicht nur das Landtagsgebäude in Hannover wird verändert, sondern auch seine politische Zusammensetzung bei der Landtagswahl am kommenden Sonntag. Wen sollten die Apotheker in Niedersachsen wählen? (Foto: dpa)

Im Umbau: Nicht nur das Landtagsgebäude in Hannover wird verändert, sondern auch seine politische Zusammensetzung bei der Landtagswahl am kommenden Sonntag. Wen sollten die Apotheker in Niedersachsen wählen? (Foto: dpa)


Das sagt die Linke…

…zur sinkenden Apothekenzahl:

Linke: Es gibt momentan leider keine verlässlichen Daten, die Versorgungslücken bei Apotheken aufzeigen könnten. DIE LINKE fordert, dass diese Zahlen ebenso wie bei Ärztinnen und Ärzten erhoben werden, damit auf dieser Grundlage über politische Gegenmaßnahmen nachgedacht werden kann. Findet der Rückgang vor allem in Städten statt, wo die Versorgung in der Regel nicht gefährdet sein dürfte, oder betrifft er versorgungswichtige Apotheken in strukturschwachen Regionen? DIE LINKE steht zu einer flächendeckenden Versorgung mit Präsenzapotheken. Wo die Versorgung gefährdet ist, sollten die Apotheken gezielt unterstützt werden. Die Honorierung des Notdienstes war dafür ein guter, aber kein ausreichender Schritt. In jedem Fall sollten gerade Landapotheken nicht durch die Förderung des Versandhandels weiter geschwächt werden.

…zu den Gründen der sinkenden Apothekenzahl:

Linke: DIE LINKE will die Attraktivität der Apotheken stärken. Die Aufgaben in den Apotheken sind seit 2004 immer bürokratischer geworden. Die Regelungen, die bei der Abgabe eines Arzneimittels zu beachten sind, sind inzwischen absurd kleinteilig und widersprechen sich teilweise. Die Umsetzung der Rabattverträge hat sicher viel dazu beigetragen. Nicht selten leidet darunter die pharmazeutische Betreuung der Patientinnen und Patienten. Dass bei sinkender Apothekenzahl das Personal gestiegen ist, belegt gewachsener Aufwand in den Apotheken, auch hier wären fundierte Zahlen wünschenswert – nicht zuletzt als Grundlage für das Fix-Honorar und die Verhandlungen um den Kassenabschlag.

…zu Lösungen, um Landapotheken zu erhalten:

Die Linke: DIE LINKE hat sich immer klar für das Mehr- und Fremdbesitzverbot und für den Erhalt der Präsenzapotheke ausgesprochen. Nicht nur wegen der Arbeitsplätze, auch wegen ihrer Funktion in einem funktionierenden Sozialleben gerade im ländlichen Raum dürfen Apotheken nicht dem heute vorherrschenden wirtschaftsliberalen Dogma geopfert werden. Um die Apothekenstruktur zu erhalten, muss der Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln in Deutschland verboten werden. Dafür kann sich auch Niedersachsen einer entsprechenden Bundesratsinitiative anschließen.

…zur Attraktivität von Apothekengründungen auf dem Land:

Linke: DIE LINKE will den heilberuflichen Charakter des Apothekerberufs stärken. Wir haben die gesonderte Honorierung des Notdienstes begrüßt, die überproportional Landapotheken zugutekommt. Auch die zusätzlichen Vergütungskomponenten bei der Anfertigung von Rezepturen haben unsere Zustimmung gefunden. DIE LINKE fordert zudem eine regelgebundene Dynamisierung des Fixaufschlags bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln.

…zum Rx-Versandverbot:

Linke: Wir haben bereits im Jahr 2009 ein Verbot des Rx-Versandhandels im Bundestag gefordert, das leider von CDU/CSU, FDP, SPD und den Grünen abgelehnt wurde. Präsenzapotheken übernehmen wichtige Aufgaben des Gemeinwohls. Zudem halten wir das persönliche Gespräch für eine Voraussetzung einer Beratung, die auch bei den Patientinnen und Patienten ankommt. Der auf das EuGH-Urteil folgende Streit zwischen CDU/CSU und SPD sowie innerhalb der einzelnen Regierungsparteien hat nun einen verhängnisvollen Stillstand zur Folge. Im Ergebnis werden ausländische und inländische Apotheken ungleich behandelt, denn die einen dürfen Rabatte gewähren, die den anderen verboten sind – eine unhaltbare Situation, die durch die Untätigkeit der Bundesregierung und der Koalition mindestens bis 2018 Bestand haben wird. Die Umsätze von Doc-Morris sind im ersten Quartal um 17 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen. Ausländische Internetapotheken haben nun die Möglichkeit, ihre Position auf dem deutschen Markt zu festigen und es wird immer schwieriger, den Rx-Versandhandel später noch unterbinden zu können. Wir werden uns auch zukünftig für ein Verbot des Versandhandels mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln einsetzen, da dies die einzige konsequente und wirksame Reaktion auf das EuGH-Urteil darstellt.

…zu pharmazeutischen Dienstleistungen:

Linke: Auch hier können wir immer nur betonen, wir wollen die Attraktivität der Apotheken stärken und wie wir schon zur Apothekengründung auf dem Land geschrieben haben, ist es auch wichtig, den heilberuflichen Charakter des Apothekerberufs zu betonen. Wenn der Versandhandel mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln verboten würde, käme das auch den kleinen Apotheken zugute. Nach Ansicht der LINKEN ist der Medikationsplan in der Apotheke am besten aufgehoben. Denn nur die (Haus-)Apotheke weiß über die gesamte Medikation der Patientinnen und Patienten inkl. Selbstmedikation Bescheid. DIE LINKE begrüßt neue pharmazeutische Aufgaben für Apotheken. Je nach Aufwand muss dann auch über neue Vergütungsmodelle nachgedacht werden.

…zu alternativen Versorgungsmodellen, wie etwa Apothekenbussen:

Linke: Automaten ersetzen keine Apothekerin! Zur besonderen Unterstützung von Apotheken und zur Verbesserung der Versorgungsqualität im ländlichen Raum sollte über die Honorierung des Betriebs von Rezeptsammelstellen nachgedacht werden – nicht zuletzt, damit die Belieferung mit pharmazeutischem Personal erfolgen kann und die Apotheke so ihrer Beratungsverantwortung gerecht werden kann.

…zum Versandhandel als Versorgungsalternative:

Linke: Das Gegenteil ist der Fall: Wenn Apotheken auf dem Land wegfallen, ist die Akut- und Notfallversorgung gefährdet.

… zum Fachkräftemangel im Apothekenwesen.

Linke: Ein wichtiger Faktor für die Attraktivität eines Berufs ist das Gehaltsniveau. Hier liegen alle pharmazeutischen Berufe gemessen an ihrer Qualifikation deutlich unter vergleichbaren Berufen. Apothekerinnen und Apotheker verdienen in der Industrie erheblich mehr als in der Apotheke. Hier sind die Tarifpartner gefordert, das Nachwuchsproblem in den Verhandlungen angemessen zu berücksichtigen.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.