US-Bundesstaat Texas

Erste Cannabis-„Apotheke“ eröffnet in den USA

Remagen - 13.10.2017, 07:00 Uhr

In den USA wird der Cannabis-Konsum in immer mehr Staaten zumindest teil-legalisiert, in Texas soll nun die erste Apotheke eröffnen, die Cannabis zum medizinischen Gebrauch abgibt. (Foto: ANP / dpa)

In den USA wird der Cannabis-Konsum in immer mehr Staaten zumindest teil-legalisiert, in Texas soll nun die erste Apotheke eröffnen, die Cannabis zum medizinischen Gebrauch abgibt. (Foto: ANP / dpa)


Die Legalisierung von Cannabis wird weltweit heftig diskutiert. Viele Staaten tun sich wegen der Drogenproblematik schwer damit. Einige haben bereits den „Einstieg“ über den Medizinal-Cannabis gemacht, gleichwohl mit einer anderen Bestimmung als zu Genusszwecken. In den USA und in Kanada gibt es hierzu aktuell neue Entwicklungen.

In den USA ist Legalisierung von Cannabis Sache der Bundesstaaten. In Texas wurde unlängst medizinischer Cannabis legalisiert, jedoch nur in sehr begrenzter Form. Dies berichtet „Wallstreet-online“. Patienten mit einer schweren Epilepsie können danach in einem Compassionate-Use-Programm über ein Rezept ihres behandelten Arztes Zugang zu Cannabis-Öl mit einer hohen Konzentration von Cannabidiol (CBD) und einem geringen Anteil von Tetrahydrocannabinol (THC) erhalten. Insgesamt sollen sich bereits rund 150.000 Patienten dafür registriert haben.

Zunächst sollen sie dieses im ganzen Bundesstaat aber nur in drei Abgabestellen erwerben können, viel zu wenig, meinen Kritiker. Die erste Abgabestelle für Cannabis-Präparate soll im Dezember von Knox Medical eröffnet werden, einem Unternehmen, das bereits in Florida und Puerto Rico tätig ist. Der Standort in Schulenburg ist zentral zwischen den Städten Austin, Houston und San Antonio angesiedelt. Knox Medical hat sich auf die Herstellung und den Vertrieb von medizinischen Cannabis-Produkten spezialisiert. Alle infrage kommenden Patienten benötigen eine staatliche Erlaubnis, um sich die Präparate in einer der Abgabestellen abzuholen.

Kalifornien hadert mit der Legalisierung

In Kalifornien ist Medizinalhanf bereits seit den 1990-er-Jahren legal erhältlich, jedoch ohne Regulierung. Im nächsten Jahr soll Cannabis dort insgesamt legal produziert, verkauft und besessen werden. Doch der Bundesstaat hadert laut „Wallstreet-online“ mit sich selbst. Kalifornien gebe sich immer wieder als progressiver Bundesstaat, sei jedoch punktuell auch sehr restriktiv. Gouverneur Jerry Brown stelle sich jedoch auf die Seite der Raucher und habe mitteilen lassen, dass es Grenzen bei den Zwängen geben müsse, die die Regierung auf den Bürger ausübe.

Legalisierungsgegner in Alaska ohne Erfolg

Weiter berichtet „Wallstreet-online“, dass in der letzten Woche im flächenmäßig größten US-Bundestaat Alaska in einigen Gemeinden darüber abgestimmt worden sei, ob Cannabis-Geschäfte in den jeweiligen Grenzen der Gemeinden verboten werden sollten. Dazu gehörten unter anderem Fairbanks und die Halbinsel Kanai. Zwischen sechzig und siebzig Prozent der Wähler hätten gegen eine solche Maßnahme gestimmt und damit die Legalisierung, für die vor einigen Jahren gestimmt wurde, deutlich bestätigt.

Cannabis-Steuern für Schulen und Anti-Drogen-Programme

Im US-Bundesstaat Oregon wurde Cannabis im letzten Jahr vollständig legalisiert. Nun sollen erstmals Steuergelder aus dem Cannabis-Verkauf ausgeschüttet werden. Nach Angaben des Department of Revenue, auf die „Wallstreet-online“ sich beruft, beliefen sich die Steuereinnahmen im Zeitraum von Anfang 2016 bis Ende August 2017 auf insgesamt rund 108 Millionen US-Dollar. Auf den Bundesstaat entfielen davon knapp 95 Millionen. Diese sollen jetzt neben der Finanzierung des Kontrollgremiums, das die Regulierung von Cannabis überwacht, unter anderem an öffentliche Schulen (34 Millionen US-Dollar) gehen sowie für den Kampf gegen Alkoholismus und Drogenmissbrauch (17 Millionen US-Dollar) ausgegeben werden. 

Atlanta entkriminalisiert Cannabis

In den USA wird der Besitz von Cannabis teilweise mit drakonischen Strafen belegt. Immer mehr Städte gingen jedoch den Schritt der Entkriminalisierung, heißt es in einer weiteren Online-Meldung der Tageszeitung. https://www.wallstreet-online.de/nachricht/9951010-cannabis-report-atlanta-entkriminalisiert-cannabis. Kürzlich habe der Stadtrat von Atlanta, Hauptstadt des Bundesstaates Georgia, einstimmig beschlossen, den Besitz von bis zu einer Unze Cannabis mit einer Geldstrafe von lediglich 75 US-Dollar zu bestrafen. Atlanta sei damit dem Beispiel anderer Städte, wie Pittsburgh, Pennsylvania, und Kansas City im US-Bundesstaat Missouri gefolgt, die die Strafen für den Besitz von Cannabis in den vergangenen beiden Jahren deutlich reduziert haben. Ansonsten sei Georgia aber von der Legalisierung von Cannabis weit entfernt.

Kanadier stehen hinter der Legalisierung

In Kanada, wo medizinischer Cannabis ebenfalls bereits legalisiert ist, steht im kommenden Jahr die vollständige Legalisierung an. Das Land schere damit aus der Reihe der wichtigsten Industrienationen aus, die sich dem „War on Drugs“ verschrieben haben, schreibt „Wallstreet-online“. Mit welchem Marktpotenzial die Branche rechnen kann, beleuchtet Oraclepoll Research in ihrem „Canadian Cannabis Report: What’s the Buzz?“. Im Juli/August 2017 wurden 5.000 Kanadier über 18 Jahren zu ihrer Einstellung zu Cannabis befragt. 26 Prozent gaben an, gegenwärtig Cannabis konsumieren, was hochgerechnet auf die Bevölkerung im Land 7,67 Millionen Konsumenten entspräche. 39 Prozent der Befragten würden Cannabis-Produkte konsumieren, wenn es legalisiert würde. Dies entspräche rund 11,42 Millionen Konsumenten. 63 Prozent der Befragten befürworteten die Abgabe der Produkte in einem Einzelhandelsumfeld.

Versorgungsengpässe befürchtet

Experten schlössen jedoch nicht aus, dass es mit der vollständigen Legalisierung zu massiven Engpässen bei der Versorgung von Cannabis kommen könnte, heißt es in der Meldung weiter. Schließlich seien in Kanada bislang lediglich fünfzig Lizenzen zum Anbau von Cannabis vergeben worden. Zwei davon sowie zwei lizenzierte Anlagen besitzt nach Angaben der Zeitung der kanadische Produzent Invictus MD Strategies Corp. Invictus MD habe jüngst gemeldet, dass der Bau einer Mehrzweck-Produktionshalle bei der 100-Prozent-Tochter Acreage Pharms gut vorankomme. In der Anlage sollen neun Wachstumsräume mit einer Fläche von je 1600 Quadratfuß entstehen und damit eine Ernte alle zwei Wochen ermöglichen. Mit den jetzt erfolgten Anpassungen wolle das Unternehmen ab Februar 2018 eine jährliche Produktionskapazität von 5000 Kilogramm Cannabis erreichen.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Legalisierung nun auch in Neuseeland

von Tatjana am 21.10.2017 um 21:53 Uhr

Heute wurde bekannt geben, dass auch in Neuseeland eine Abstimmung zur Cannabis Legalisierung stattfinden wird. Ich denke, in wenigen Jahren werden wir Cannabis wie jedes Medikament in der Apotheke kaufen können.
Quelle: http://kifferin.de/neuseeland-marihuana-legalisierung-abstimmen/

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Erste Cannabis-Apotheke?

von Sebastian Clausen am 13.10.2017 um 16:01 Uhr

Was ist an dieser Abgabestelle so besonders, im Gegensatz zu all den Abgabestelle für medizinisches Cannabis, die es schon seit vielen Jahren in einigen Bundesstaaten der USA gibt?

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