Welt-Thrombose-Tag 

Thrombose-Ampel soll Ärzten und Apothekern helfen

Stuttgart - 13.10.2017, 16:00 Uhr

Der Welt-Thrombose-Tag soll für die Symptome einer Thrombose sensibilisieren. (Foto: Pavlo Burdyak / stock.adobe.com)

Der Welt-Thrombose-Tag soll für die Symptome einer Thrombose sensibilisieren. (Foto: Pavlo Burdyak / stock.adobe.com)


Eine Thrombose kann Menschen jeden Alters treffen. In Deutschland sterben pro Jahr etwa 40.000 Patienten an einer Lungenembolie, der eine tiefe Beinvenenthrombose vorausging. Das macht die Lungenembolie zur dritthäufigsten stationären Todesursache in Deutschland. In Zukunft soll ein Ampelschema die Thrombose-Therapie verbessern.

Heute ist Welt-Thrombose-Tag. Erstmals ins Leben gerufen wurde dieser Tag durch die internationale Gesellschaft für Thrombose und Hämostaseforschung (ISTH) im Jahr 2014. Das deutsche Aktionsbündnis Thrombose nimmt dies zum Anlass, eine flächendeckende Versorgung zu fordern und zu fördern: Die Therapie sei so einfach und risikoarm wie noch nie. Auch die Diagnosestellung ist für den Patienten nicht belastend.

Dennoch zeigten sich Defizite beim Erkennen der Erkrankung. Es würden sowohl eine Über- als auch eine Unterversorgung beobachtet. Die Therapie der Thrombose soll individuell an den einzelnen Patienten angepasst werden. Weil aber keine gesicherten objektiven Daten vorliegen, scheint diese Flexibilität manche Ärzte zu verunsichern. 

Kann die „Antikoagulations-Ampel“ helfen?

Die Antikoagulation ist die wichtigste Therapiemaßnahme bei einer akuten Tiefen Venenthrombose oder der Lungenembolie. Sie soll akut die Mortalität und Morbidität reduzieren und auch längerfristig Rezidive und Langzeitkomplikationen verhindern. Die Dauer der Antikoagulation legen Ärzte laut Leitlinie individuell fest und beziehen neben klinisch bedeutsamen Faktoren auch Patientenpräferenzen ein.

„Häufig werden Patienten wegen Unsicherheit zu lange mit Antikoagulanzien behandelt. Andererseits wird bei Risikopatienten die Therapie zu früh beendet, und es kommt zu Rezidiven, sodass wir auf der einen Seite eine Über- und auf der anderen eine Unterversorgung feststellen“, erklärt Professor Bettina Kemkes-Matthes vom Aktionsbündnis Thrombose.

Der initialen Antikoagulation schließt sich eine Erhaltungstherapie an, die sich über drei bis sechs Monate erstrecken kann. Bei der Frage, ob sie anschließend verlängert wird, soll ab sofort ein Ampelschema helfen. Die Hoffnung ist, dass dadurch zukünftig weniger Menschen einen Spezialisten brauchen. Etwa 75 bis 80 Prozent der Patienten fallen in den roten oder grünen Bereich des Ampelschemas. Als rot werden Patienten mit einem sehr hohen Rezidivrisiko klassifiziert. In der grünen Kategorie ist das Rezidivrisiko als niedrig einzuschätzen. Bei ungefähr jedem fünften Patienten müssen zusätzliche individuelle Risikofaktoren und Befunde mit einbezogen werden (gelbe Kategorie).

Rot: Schwere Thrombophilie, aktiver Tumor, persistierender Risikofaktor → Anitkoagulation beibehalten

Gelb: Unprovozierte Tiefe Venenthrombose (TVT), Rezidiv einer venösen Thromboembolie (TVT alleine oder in Kombination mit einer Lungenembolie), TVT nach weichen Risikofaktoren (z.B. Reise)
→ Weitere Befunde mit Spezialisten klären?

Grün: Harter Risikofaktor (OP, Gips, Immobilität), abgesetzte Pille oder Hormontherapie, Unterschenkelvenenthrombose 
→ Antikoagulation nach drei bis sechs Monaten absetzen                                                                                                           (Foto: kamasign / stock.adobe.com)

Was kann man in der Apotheke tun?

In der Apotheke kommt man vor allem beim Anmessen von Kompressionsstrümpfen mit Risikopatienten präventiv in Berührung. Man kann die Situation nutzen und aktiv beraten. Wer raucht, sollte damit aufhören. Wer adipös ist, sollte abnehmen. Treppensteigen, Spazierengehen, Wandern, Radfahren oder Schwimmen fördern die Bein-Durchblutung, indem Fuß- und Beinmuskeln trainiert werden. Natürlich ist es auch wichtig, ausreichend zu trinken (zwei Liter pro Tag) und sich gesund zu ernähren: Vollkornprodukte, Obst und Gemüse, pflanzliche Fette und fettarme Milchprodukte. Fisch darf auch fettreich sein – wegen der Omega-3-Fettsäuren (Hering, Lachs oder Makrele). Außerdem sollte man Risikopatienten für die Symptome einer Thrombose sensibilisieren.

Das Risiko Thrombose

Als grundlegende Risiken gelten neben einer Thrombophilie zum Beispiel auch ein höheres Lebensalter. Akute Erkrankungen – wie Entzündungen, Traumata oder Operationen – können das Risiko für Thrombosen ebenso erhöhen. Viele Symptome weisen zwar auf eine Thrombose hin, jedoch schließt ihr Fehlen sie nicht aus: Schwellungen am Fußknöchel, am Unterschenkel oder am ganzen Bein. Das Bein spannt und fühlt sich warm an. Beim Aufstehen spürt man einen Schmerz in der Wade. Wenn das Bein herabhängt, kann es sich blau verfärben. Kommen Schmerzen beim Einatmen oder Luftnot hinzu, deutet das auf eine Lungenembolie hin. Der Arzt sollte in all diesen Fällen umgehend aufgesucht und die Therapie unmittelbar begonnen werden. 

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Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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