Stiftung Warentest

Helfen Schuppen-Shampoos vom Discounter?

Stuttgart - 09.10.2017, 16:15 Uhr

Schuppen sind oft nicht nur ein kosmetisches Problem. (Bild Alliance / Stock-Adobe.com)

Schuppen sind oft nicht nur ein kosmetisches Problem. (Bild Alliance / Stock-Adobe.com)


Braucht man ein Anti-Schuppen-Shampoo aus der Apotheke? Diese Frage kann die Stiftung Warentest nicht beantworten. Denn unter den elf Shampoos im aktuellen Test finden sich nur Präparate vom Discounter und aus der Drogerie. Doch die sind nicht schlecht. Das Fazit lautet: „Viel Wirkung für wenig Geld.“

Acht der elf getesteten Shampoos – aus Drogerie und Discounter - enthalten als Anti-Schuppen-Wirkstoff Pirocton-Olamin. Keines davon ist ein Apotheken-Produkt. Allerdings erhielt nur das Anti-Schuppen-Shampoo der Lidl-Marke Cien das Qualitätsurteil sehr gut (1,5). Seine Wirkung basiert ausschließlich auf Pirocton-Olamin. Mit dem Gesamturteil „gut“ schnitten sieben Shampoos ab, darunter die Produkte von Aldi Nord und Süd, Alpecin, Head & Shoulders und Rossmann. Die Anti-Schuppen-Wirkung ist zu 50 Prozent in das Gesamturteil eingeflossen. 30 Prozent der Endnote entfallen auf die Pflegewirkung (z.B. Kämmbarkeit und Glanz). Dass die Pflege deutlich berücksichtigt wird, ergibt Sinn. Denn die Wirkstoffe sollten nicht mit zusätzlichen Pflegeprodukten direkt wieder von der Kopfhaut gewaschen werden. Auch die Anwendung (10 Prozent), die Kennzeichnung (5 Prozent) und die Verpackung (5 Prozent) wurden bewertet.

Was ist drin?

Wie beim Testsieger ist in den meisten mit „gut“ bewerteten Mitteln das Antiseptikum Pirocton-Olamin enthalten. Bei zwei weiteren „guten“  basiert die Anti-Schuppen-Wirkung allerdings ausschließlich auf dem Antimykotikum Zinkpyrithion, nämlich bei Head  & Shoulders und Schwarzkopf Men. Das zweitbeste Shampoo (Nivea Men) enthält eine Kombination aus Pirocton-Olamin, Climbazol (Antimykotikum) und Undecylenamidopropyl-Betain. Nur mit befriedigend schneidet das Shampoo aus der dm-Drogerie „Balea professional“ ab: Für die enthaltene Kombination aus Zinkpyrithion, Pirocton-Olamin und Salicylsäure (also die Anti-Schuppen-Wirkung) gibt es zwar auch die Note gut, die Pflege-Wirkung wurde aber nur mit ausreichend bewertet. Das insgesamt schlechteste Gesamturteil wurde für ein Anti-Schuppen-Shampoo auf Basis von Bio-Wacholderöl (Logona®; Gesamtnote 3,7) vergeben. In der Anti-Schuppen-Wirkung scheint es jedoch Elvital Planta Clear von L‘Oréal sogar gering überlegen zu sein, obwohl die Wirkung bei Elvital auf Pirocton-Olamin basiert.

Es gibt zwei Arten von Schuppen

„Viel Wirkung für wenig Geld“, die Botschaft von Stiftung Warentest klingt so, als könne man bei der Wahl eines Anti-Schuppen-Shampoos nicht viel falsch machen. Bezüglich der enthaltenen Wirkstoffe heißt es, dass sie als sicher gelten und laut EU-Kosmetikverordnung zugelassen sind. Auf die verschiedenen Ursachen von Schuppen wird kaum eingegangen. Grundsätzlich sind zwei Arten von Kopfschuppen zu unterscheiden: Pityriasis simplex seborrhoides capillitii und das seborrhoische Ekzem. Kleieförmige, fettige Schuppen bei fettiger Kopfhaut kennzeichnen die Pityriasis simplex seborrhoides capillitii. Die Kopfhaut kann leicht jucken. Wie beim seborrhoischen Ekzem wird eine Vermehrung des Keimes Malassezia furfur (Pityrosporum ovale) teils als Ursache vermutet. Das seborrhoische Ekzem wird durch gesteigerten Talgfluss hervorgerufen – ist also deutlich fettiger. Man erkennt es an Rötungen, kleinen erythematösen Papeln, gelblich fettiger Schuppung und Juckreiz in den fettigen Arealen. Es manifestiert sich nicht nur auf der Kopfhaut, sondern auch in den Nasolabialfalten, am Stirn-Haar-Ansatz, an den Augenbrauen, in Gehörgängen, auf der oberen Brust und am Rücken. Malassezia furfur vermehrt sich bei großen Talgmengen besonders gut. Er sprosst in seine Myzelform aus und reizt durch seine Stoffwechselprodukte die Haut.

Diese eher fettigen Schuppenformen muss man zusätzlich von Schuppung bei trockener Kopfhaut unterscheiden. Diese tritt meist nach einer „Überpflege“ auf. Außerdem können beim Symptom Schuppen auch Krankheiten wie Atopie, Psoriasis oder ein allergisches Kontaktekzem zugrunde liegen.

Allergiker sollen aufpassen

Allergikern wird empfohlen, generell aufmerksam zu sein. So seien als Konservierungsstoffe Isothiazolinone in Kosmetika, die auf der Haut verbleiben, zwar mittlerweile verboten. In Shampoos – wie im Anti-Schuppen-Shampoo von Head & Shoulders – kommen sie jedoch weiterhin vor. Außerdem kritisch wird ein Duft-Stoff betrachtet, der auch im Test-Sieger enthalten ist: Butylphenyl-Methylpropional. Der Maiglöckchen-Duft wird auch Lilial genannt. Im Test gab es für den Maiglöckchen-Duft keinen Punkteabzug, weil er in entsprechenden Produkten klar gekennzeichnet wurde und nur in geringen Konzentrationen enthalten ist (Lidl und Schwarzkopf Men).

Braucht man ein Anti-Schuppen-Shampoo aus der Apotheke?

Der Test-Sieger von Lidl ist ein Anti-Schuppen-Shampoo für normales und trockenes Haar. Auch die anderen Shampoos werben eher mit einer allgemeinen Anti-Schuppen-Wirkung oder trockener Kopfhaut und normalem Haar. Sind die Schuppen also vor allem ein kosmetisches Problem und nicht von Entzündung und Juckreiz begleitet, mag die Botschaft „Viel Wirkung für wenig Geld“ stimmen. Sind die Probleme aber belastender und hartnäckiger, kommen Produkte und die Beratung aus der Apotheke sicherlich infrage: Das Shampoo von dm enthält beispielsweise Salicylsäure, die fettige Kopfhautschuppen lösen soll. Auch das enthaltene Zinkpyrithion wirkt gegen fettige Schuppen. Bei trockener Schuppung können hingegen harnstoffhaltige Shampoos und lipidhaltige O/W-Emulsionen helfen. Auf diese unterschiedlichen Kundentypen geht die Stiftung Warentest nicht näher ein. Doch viele Anwender werden nicht allein anhand der Deklaration erkennen, welches Shampoo für sie das richtige ist.

Was gibt es in der Apotheke?

Anti-Schuppen-Shampoos, die Ketoconazol enthalten, gehören zu den apothekenpflichtigen Arzneimitteln (z.B. KET® med, Ketozolin®). Andere Anti-Schuppen-Shampoos aus der Apotheke zählen größtenteils zu den Kosmetika. Antimykotika wie Ciclopirox sind aber auch in kosmetischen Shampoos  enthalten (z.B. Stieprox®). Ammoniumbituminosulfonat wirkt bei lokaler Anwendung auf der Haut schwach antiphlogistisch und zählt zu den kosmetischen Bioziden. Es wirkt also desinfizierend. Enthalten ist Ammoniumbituminosulfonat beispielsweise in Lactel® Nr.6 Ichthyolshampoo. Natriumbituminosulfonat ist in Dermasence® Medizinal Shampoo enthalten. Das Antiseptikum Pirocton-Olamin ist beispielsweise in den Anti-Schuppen-Shampoos von Eubos, Eucerin oder La Roche-Posay enthalten. 



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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