HIV-Behandlung

Berlin plant HIV-Clearingstelle auch für Nicht-Versicherte

Berlin - 06.10.2017, 11:00 Uhr

Der Berliner Senat plant auch für Nicht-Versicherte HIV-Patienten eine Clearingstelle um die Behandlungsquote in der Stadt zu erhöhen. (Foto: francovolpato / stock.adobe.com)

Der Berliner Senat plant auch für Nicht-Versicherte HIV-Patienten eine Clearingstelle um die Behandlungsquote in der Stadt zu erhöhen. (Foto: francovolpato / stock.adobe.com)


Als Stadt mit den meisten HIV-Infektionen in Deutschland will Berlin mehr Infizierte in Behandlung bringen. Es sei noch ein Rätsel, warum es in der Stadt eine relativ hohe Quote von Menschen gebe, die zwar ihren Status kennen, aber nicht in Therapie seien, sagte Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kolat (SPD) am gestrigen Donnerstag vor dem Kongress „HIV im Dialog“.

Berlin hatte sich 2016 als bislang einzige Stadt in Deutschland einer Initiative angeschlossen, die bis 2030 die Aids-Epidemie in Städten beenden will. Bereits bis 2020 soll eines der Etappenziele erreicht sein: 90 Prozent der Menschen mit HIV wissen von ihrer Infektion, 90 Prozent erhalten eine Therapie, bei 90 Prozent davon ist HIV nicht mehr nachweisbar.

Ein Fokus liege zukünftig auf Zuwanderern, die keinen Aufenthaltsstatus hätten. Um ihnen, aber auch allgemein Menschen ohne Krankenversicherung unabhängig vom Gesundheitsproblem den Weg in Behandlung zu ebnen, ist ab 2018 eine Clearingstelle geplant, wie Kolat sagte. „Wir müssen bei der Prävention ansetzen“, betonte die Senatorin. Kondome seien trotz der heutzutage möglichen medikamentösen Prophylaxe nicht aus der Mode geraten. Sie seien wichtig, auch weil eine Zunahme anderer sexuell übertragbarer Erkrankungen beobachtet werde.

Die Prophylaxe mit Arzneimitteln (PrEP), die bis vor kurzem wegen ihres hohen Preises außerhalb des Schwarzmarktes als kaum zugänglich galt, wird zwar in einem Pilotprojekt von Apotheken erschwinglicher. Die Kosten für die ärztliche Beratung vor der Einnahme und die engmaschige Betreuung währenddessen werden aber weiter nicht von den Kassen übernommen. „Das Einkommen darf nicht darüber entscheiden, ob jemand die PrEP nehmen kann oder nicht“, sagte Ute Hiller von der Berliner Aids-Hilfe.

Bei dem Kongress beraten Fachleute am heutigen Freitag und am morgigen Samstag, wie Berlin die Zahl der HIV-Infektionen reduzieren und das Auftreten von Aids verhindern kann. Geschätzt stecken sich in der Hauptstadt pro Jahr 430 Menschen mit HIV an.


dpa-AFX / DAZ.online
redaktion@daz.online


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