Bundestagswahl

Union und SPD stürzen ab, AfD und FDP neu im Parlament

Berlin - 24.09.2017, 18:05 Uhr

Neue Machtverhältnisse: Bei den Bundestagswahlen verlieren CDU, CSU und SPD. AfD und FDP ziehen in den Bundestag ein. (Foto: dpa)

Neue Machtverhältnisse: Bei den Bundestagswahlen verlieren CDU, CSU und SPD. AfD und FDP ziehen in den Bundestag ein. (Foto: dpa)


CDU und CSU werden trotz Verlusten die stärkste Fraktion im nächsten Deutschen Bundestag stellen. Bei der Bundestagswahl konnten die beiden Schwesterparteien 33 Prozent der Wähler von sich überzeugen. Die FDP ist mit einem starken Ergebnis zurück im Bundestag. Die SPD erzielt ihr schwächstes Ergebnis bei einer Bundestagswahl und hat angekündigt, in die Opposition zu gehen. Erstmals zieht die AfD als drittstärkste Kraft ins Parlament ein.

Das Ergebnis der heutigen Bundestagswahlen wird im nächsten Bundestag für komplett neue Kräfteverhältnisse sorgen. CDU und CSU bleiben mit 33 Prozent zwar die stärkste Kraft, müssen aber mit Verlusten von fast 9 Prozentpunkten leben. Insbesondere die CSU rutschte ab und holte in Bayern nur noch knapp 39 Prozent, die CSU trägt somit 6,2 Prozentpunkte zum Wahlergebnis der Union bei.

Ebenso haben auch die Sozialdemokraten erneut an Zustimmung verloren und holen 20,5 Prozent, das sind 5,2 Prozentpunkte weniger als noch 2013 und somit das schwächste Ergebnis der SPD bei einer Bundestagswahl. SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann kündigte im Fernsehsender ARD an, keine erneute Große Koalition einzugehen und somit in die Opposition zu gehen.

Drittstärkste Kraft wird die AfD, die mit 12,6 Prozent der Wählerstimmen erstmals in den Bundestag einzieht. Insbesondere in den neuen Bundesländern schneidet die AfD gut ab – mehr als 21 Prozent der Wahlberechtigten in Ostdeutschland wählten AfD, in Sachsen lieferte sich die Partei ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der CDU.

Die FDP war in den vergangenen vier Jahren nicht im Bundestag vertreten, kann sich nun aber über ein gutes Ergebnis freuen. Die Liberalen konnten laut Hochrechnungen etwa 10,7 Prozent der Wähler überzeugen und sind somit die viertstärkste Kraft im Bundestag.

Die Linke und die Grünen können sich über leichte Zugewinne freuen. Das Wahlergebnis der Linken steigt leicht auf 9,2 Prozent. Trotz schwacher Umfragen in den vergangenen Wochen holen die Grünen 8,9 Prozent und verbessern sich somit um einen halben Prozentpunkt. Die Wahlbeteiligung lag bei 76,2 Prozent, sie liegt somit etwa 3 Prozentpunkte höher als noch 2013. Wie viele Sitze der neue Bundestag haben wird, steht noch nicht fest.

Der neue Bundestag wird 709 Sitze haben, das sind fast 100 Mandate mehr als derzeit. Mit dem amtlichen Ergebnis steht nun auch die Sitzverteilung fest: CDU und CSU werden gemeinsam 246 Sitze auf sich vereinen, die SPD hat nur noch 153 Sitze. Die Linken ziehen mit 69 Politikern in den Bundestag ein, die Grünen haben 67 Mandate. Die FDP liegt bei 80 Sitzen, die AfD erhält 94 Sitze.

Jamaika-Koalition einzig denkbare Variante

Die Koalitionsbildung wird durch dieses Wahlergebnis erschwert: Denn weil die Union einige Prozentpunkte verloren hat, ist eine schwarz-gelbe Regierung mit ziemlicher Sicherheit vom Tisch. Politisch denkbar sind nun also nur noch eine Jamaika-Koalition aus Union, FDP und Grünen oder eine erneute Große Koalition. Da die SPD nun aber für eine solche Koalition nicht mehr zur Verfügung steht, werden sich wohl bald schon Vertreter der Union, der FDP und der Grünen zu Koalitionsverhandlungen treffen.

Für die Apotheker wäre bei diesem Wahlergebnis eine Fortsetzung der Großen Koalition allerdings noch die beste Variante. Zwar hat sich die SPD im DAZ.online-Wahlcheck erneut gegen das Rx-Versandverbot ausgesprochen. Die Sozialdemokraten fordern aber langfristig auch mehr Kompetenzen für Apotheker und stehen zum Fremd- und Mehrbesitzverbot.

Sollte die Union hingegen mit Grünen und FDP koalieren, könnten auf den Apothekenmarkt einige Veränderungen zukommen. Denn im DAZ.online-Wahlcheck haben beide Parteien beispielsweise das Mehrbesitzverbot kritisiert, die FDP stellt sogar das Fremdbesitzverbot infrage. Auch beim Arzneimittel-Versandhandel positionieren sich beide Parteien deutlich gegen die Wünsche der Apotheker.

Der Text wurde am 25. September (8.00 Uhr) um die vorläufigen Ergebnisse ergänzt und aktualisiert.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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2 Kommentare

SPD - selten schlechte Verlierer

von Dr. med. Lothar Löser am 25.09.2017 um 12:44 Uhr

Die SPD hat sich nunmehr zum zweiten Mal geoutet - um nicht zu sagen "danebenbenommen". Sie waren seit Altbundeskanzler Helmut Schmidt ausgesprochen schlechte und ungezogene Verlierer, die im Fernsehen auch verbal entgleisten: Gestern Martin Schulz in der Elefantenrunde, damals Gerhard Schröder neben Merkel. Wieviel Stillosigkeit wird diese Partei sich in Zukunft wohl noch leisten können?

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Spd

von Framk ebert am 24.09.2017 um 18:25 Uhr

Ein Witz von einer 21 Prozent Partei vernichtet zu werden !

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