DAZ.online-Wahlcheck (Teil 3)

Was sagen die Parteien zum Fremdbesitzverbot?

Berlin - 20.09.2017, 17:30 Uhr

FDP und Grüne stellen das Mehrbesitzverbot infrage - und teilweise auch das Fremdbesitzverbot. (Foto: dpa)

FDP und Grüne stellen das Mehrbesitzverbot infrage - und teilweise auch das Fremdbesitzverbot. (Foto: dpa)


Das Fremdbesitzverbot ist schon seit einigen Jahren eigentlich kein Thema mehr in der Gesundheitspolitik. Ein Parteitagsbeschluss der FDP und die Forderungen der Krankenkassen haben aber dafür gesorgt, dass man auch darüber wieder diskutieren muss. Im dritten Teil des DAZ.online-Wahlchecks haben wir die Parteien zu den Themen Apothekenketten und Mehrbesitz befragt.

Der Fremdbesitz von Apotheken ist in Deutschland verboten. Sei es die saarländische Landesregierung um den heutigen G-BA-Chef Josef Hecken, sei es DocMorris oder auch die Grünen-Bundestagsfraktion - alle Versuche, das Verbot zu knacken, sind bislang gescheitert.

Aber wie stehen die Aussichten auf eine Deregulierung in der kommenden Legislaturperiode? Immerhin sind die Rufe danach in den vergangenen Monaten wieder lauter geworden: Die FDP hat die Aufhebung des Fremdbesitzverbotes in ihr Wahlprogramm aufgenommen, und die mächtigsten Kassenverbände Deutschlands fordern die Liberalisierung vehement ein. Und auch das eingeschränkte Mehrbesitzverbot steht in Teilen der Politik auf dem Prüfstand. Die Befragung der Parteien kurz vor der Bundestagswahl zeigt: Insbesondere bei einer Bundesregierung, an der die Grünen und/oder die FDP beteiligt sind, könnte sich einiges im Apothekenmarkt ändern.

Die bestehenden Regelungen zum Fremd- und Mehrbesitzverbot haben sich bewährt. Deshalb wollen wir daran festhalten.

In der SPD gibt es keine Pläne, am Fremd- und Mehrbesitzverbot etwas zu ändern. Aus unserer Sicht liegen die dringenden Herausforderungen woanders. Wir werden vor allem klären müssen, wie wir angesichts des EuGH-Urteils in Zukunft mit dem Versandhandel umgehen und wie wir es schaffen, eine flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln auf Dauer sicherzustellen.

Die Linke und die Grünen

DIE LINKE lehnt Apothekenketten ab. Schon gar nicht darf es sie in der Hand von profitorientierten Kapitalgesellschaften geben. Nicht die Renditeerwartungen, sondern der Bedarf der Patientinnen und Patienten sollte im Mittelpunkt der Apothekenarbeit stehen. Wir stehen daher entschieden gegen eine weitere Aufweichung des Mehr- und Fremdbesitzverbotes.

Wir sind keine Befürworter von Apothekenketten. Uns ist aber bekannt, dass auch seitens der Apotheker der Ruf nach zumindest einer Lockerung des Mehrbesitzverbotes existiert. Insofern können wir uns vorstellen, dass insbesondere für ländliche Räume die bisherige Beschränkung je nach Bedarf auf drei Apotheken gelockert wird. Dadurch können dann flexiblere Versorgungslösungen ermöglicht werden für Gebiete, die sonst eventuell unterversorgt wären. 

FDP und AfD

Bereits heute gibt es sogenannte Apothekerfamilien, in denen jedes Mitglied zwei oder drei Apotheken besitzt. Wir Freie Demokraten halten wenig von der Fixierung auf eine bestimmte Zahl. Wichtig ist, dass die Versorgung gewährleistet ist. Wenn Apothekerinnen und Apotheker Filialen eröffnen wollen, ist das gut für die Menschen vor Ort. Ein Verbot ist hier sinnlos und nicht zu erklären. Der Mehrbesitz trägt hier zu einer besseren Versorgung bei. Wichtig bei Apotheken im Fremdbesitz ist, dass diese von Apothekerinnen und Apothekern geführt werden und die Versorgungssicherheit der Patientinnen und Patienten gewährleistet ist. Einer isolierten Aufhebung des Fremdbesitzverbots stehen wir skeptisch gegenüber.

Die AfD hat mehrere Anfragen der Deutschen Apotheker Zeitung nicht beantwortet.

Teil 1

Teil 2

DAZ.online-Wahlcheck (Teil 2)

Was sagen die Parteien zum Rx-Versandverbot?



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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3 Kommentare

Apothekenketten- nein danke!

von Gerhard Wagner am 21.09.2017 um 1:22 Uhr

@andreas Grünbaum
Was hat das, was Sie bürokratischen Schwachsinn nennen, mit dem Fremdbesitzverbot zu tun? Ihre vier Apotheker, die sich zur OHG zusammengeschlossen haben, könnten einzeln doch auch jeder vier Apotheken betreiben, also insgesamt 16. Leider scheinen Sie den Sinn des Fremdbesitzverbot völlig zu verkennen. Und Ihr Beispiel scheint mir eher ein - im Übrigen wenig überzeugendes - Statement dafür zu sein, den Mehrbesitz auszudehnen als das Fremdbesitzverbot zu kippen. Oder wollen Sie die pharmazeutische Verantwortung der Arzneimittelversorgung in Deutschland wirklich in die Hände renditegetriebener Kapitalgesellschaften und Apothekenketten legen?

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F(DP) wie Fremdbesitzverbot

von Gerhard Wagner am 20.09.2017 um 19:04 Uhr

Ich bin sehr dankbar, fünf Tage vor der Bundestagswahl noch einmal schwarz auf weiß dokumentiert zu bekommen, wie die Parteien zum Fremd-und Mehrbesitzverbot bei Apotheken stehen. Wer als Apotheker jetzt noch meint, die FDP wählen zu können - dem ist nicht zu helfen. Die Aussagen der Lindner-Partei werden immer verworrener und dreister: man steht dort einer "isolierten" Aufhebung des Fremdbesitzverbots "skeptisch" gegenüber. Was heißt das denn? Wenn schon denn schon dann das Fremd- UND Mehrbesitzverbot aufheben?? Für wie beschränkt hält uns die FDP eigentlich?

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AW: F(DP) wie Fremdbesitzverbot

von Andreas Grünebaum am 20.09.2017 um 23:23 Uhr

Ist doch nicht so schwer zu begreifen: warum sollen Apothekerdynastien mit 2,3,4 oder mehr Aprobationen in der Familie eines Geldgebers 4x4 = 16 Apotheken , aber 2,3 oder 4 OHG Mitglieder nur 4 Apotheken betreiben dürfen? Bürokratischer Schwachsinn!

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