TK-Innovationsreport 2017

Überschaubarer Nutzen zu hohen Preisen

Berlin - 20.09.2017, 16:35 Uhr

Die TK beschwert sich darüber, dass die Preise neuer Arzneimittel ansteigen, während nur wenige wirkliche Innovationen entstehen. (Foto: avarand/fotolia)

Die TK beschwert sich darüber, dass die Preise neuer Arzneimittel ansteigen, während nur wenige wirkliche Innovationen entstehen. (Foto: avarand/fotolia)


Die Preise für neue Arzneimittel steigen – doch von ihrer Innovationskraft lässt sich das nicht behaupten. Zu diesem Ergebnis kommt der Innovationsreport 2017 der Techniker Krankenkasse. Das AMNOG-Verfahren sei zwar grundsätzlich gut, meint TK-Chef Jens Baas. Doch es habe auch Lücken, die die Hersteller für sich nutzten. Baas forderte die Politik auf, den Herstellerrabatt gleich nach der Wahl wieder anzuheben.

Zum fünften Mal hat die Techniker Krankenkasse (TK) ihren Innovationsreport vorgelegt. Er erscheint, seit sich neue Arzneimittel der frühen Nutzenbewertung unterziehen müssen. Die TK wollte wissen: Wie innovativ sind diese neuen Präparate wirklich? Bewähren sie sich auch in der Versorgung? Solchen Fragen geht der Bremer Versorgungsforscher Professor Gerd Glaeske gerne nach, ebenso Professor Wolf-Dieter Ludwig, Onkologe und Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ). Beide sind Herausgeber des Reports.

In diesem Jahr haben die Autoren des Reports 32 der 46 Neueinführungen des Jahres 2014 einer neuerlichen Bewertung im „Real Life“ unterzogen – darunter auch Sofosbuvir (Sovaldi®). Welche neuen Studien oder Beobachtungen wurden nach Einführung der Arzneimittel publiziert? Kam es in der Versorgung zu unerwünschten Wirkungen? Gab es Rote-Hand-Briefe – oder Blaue-Hand-Briefe? Wie haben sich die neuen Präparate überhaupt in den Markt eingefügt? Unter Berücksichtigung dieser neuen Erkenntnisse wurde untersucht, ob die Arzneimittel tatsächlich eine bestehende Therapie verbessern, einen Zusatznutzen für die Patienten haben und ob die Kosten im Rahmen bleiben. Diese drei Kriterien wurden einzeln per Ampelschema bewertet – und am Ende wurde ein Gesamt-Score, ebenfalls in Ampel-Darstellung – gebildet.

Erstmals keine „grüne Ampel”

TK-Chef Jens Baas ist ernüchtert über die Ergebnisse: Zum ersten Mal gab es keine einzige „grüne“ Gesamtampel. 17 der bewerteten Präparate wurden mit „gelb“ bewertet und 15  der neuen Arzneimittel – darunter vier Orphan Drugs – erhielten eine „rote“ Gesamtampel. Der Grund war in der Regel der hohe Preis. Aber auch die Therapiefortschritte ließen zu wünschen übrig: In der Einzel-Kategorie Zusatznutzen leuchtete die Ampel nicht ein einziges Mal grün. Und so gab es auch für Sovaldi® letztlich nur ein gelb. Obwohl TK-Chef Jens Baas das Hepatitis-C-Arzneimittel durchaus für einen beachtlichen Fortschritt hält. Allerdings sei bei ihm nicht nur der Preis kritisch, sondern auch der Umstand, dass es auch in Patientengruppen eingesetzt werde, für die es gar nicht bestimmt ist.  



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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