Ehepaar: Apothekerin und FDP-Kandidat

„Meine Frau kann guten Gewissens FDP wählen“

Zorneding - 19.09.2017, 13:45 Uhr

Pharmazeutin Sommer mit dem bayerischen FDP-Landeschef Duin in der Rezeptur. (Foto: Peter Pernsteiner)

Pharmazeutin Sommer mit dem bayerischen FDP-Landeschef Duin in der Rezeptur. (Foto: Peter Pernsteiner)


„Vielleicht haben die Delegierten nicht genug nachgedacht“

Für den Fremdbesitz-Beschluss des Parteitages hat der Bayer kein Verständnis. „Von Apothekenketten halte ich gar nichts“, sagt Pernsteiner, der selber als freier Journalist arbeitet. „Meine persönliche Meinung ist, dass selbst vier Apotheken für den einen oder anderen Apotheker fast schon etwas überfordernd sind. Man sollte auch nicht anfangen, nur noch betriebswirtschaftlich zu denken.“ Die im Wahlprogramm geforderte Aufhebung des Fremdbesitzverbotes würde ihn „deutlich stören“. „Vielleicht haben sich die Delegierten hier nicht genug Gedanken gemacht, was es bedeutet“, kritisiert er seine Parteikollegen.

Die Chefin seiner Frau, Apothekeninhaberin Ulrike Sommer, hatte aufgrund des Wahlprogramms sogar den Eindruck, dass die FDP „gegen Apotheken“ sei. Sommer gab Maria Pernsteiner sogar den DAZ-Artikel „Lindner legt keinen Wert auf Apotheker“ mit nach Hause, da für sie die FDP aufgrund der Fremdbesitz-Forderung praktisch tabu ist. „Ich sehe Schwierigkeiten, die Partei zu wählen, solange das offiziell so gefordert wird“, sagt sie auf Nachfrage von DAZ.online.

Die Politiker sollten sich mehr mit den betroffenen Menschen zusammensetzen – „und weniger auf Lobbyisten hören“, kritisiert die Apothekerin. Sie freute sich dennoch darüber, dass FDP-Landeschef Duin der Einladung folgte und zu ihr in die Apotheke kam, sie hat ihn als offen wahrgenommen. „Er hat mir auch gesagt, dass er es eigentlich anders sieht“, erklärt Sommer.

Doch solange das so im Parteiprogramm steht, sei es für sie „problematisch“ – die Aussagen von Lindner sieht sie als „Apotheker-verachtend“ an. Sommer zeigt sich irritiert, dass die FDP sich nicht mehr daran orientiere, was für den Kunden wichtig ist, wie sie sagt. Doch zumindest bei ihrem Bundestagskandidaten Pernsteiner trifft sie auf offene Ohren.



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Liberale verabschieden Wahlprogramm mit bösen Überraschungen für Apotheker

FDP will den Apotheken-Fremdbesitz

Apotheken im Wahlprogramm

So kam die FDP zum Fremdbesitz 

Parteivize rudert nach Fremdbesitz-Beschluss halbherzig zurück – und erntet Protest

FDP auf Schlingerkurs zur Apothekenkette

Marie-Agnes Strack-Zimmermann (Stellv. Bundesvorsitzende, FDP)

„Wir wollen keine Apothekenketten“

Marie-Agnes Strack-Zimmermann

FDP sorgt bei Fremdbesitz für Verwirrung

2 Kommentare

Liberal ist mehr als Apothekenhonorar und Rx-Versand

von Andreas Grünebaum am 19.09.2017 um 19:51 Uhr

Für mich als Liberaler ist meine Freiheit mehr wert, als Rx-Versand. Alles andere ist Kleinst-Klientelpolitik, welche eher von der Linken bedient werden sollte.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Ist das Kompetenz

von Ratatosk am 19.09.2017 um 18:54 Uhr

Alleine die Entstehungsgeschichte zu den Apothekenanträgen der FDP zeigt die Unfähigkeit auch vielen Ebenen.
Fürchte die anderen Gruppen werden erst nach der Wahl merken, daß sie für pseudoliberale Sprüche an die Konzerne verraten werden.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.