Honorar-Verhandlungen

Knapp eine Milliarde Euro mehr für Kassenärzte

Berlin - 19.09.2017, 17:00 Uhr

Die Ärzte sollen im kommenden Jahr 1 Milliarde Euro mehr bei den Kassen 
abrechnen dürfen. Aber wie genau funktioniert das Ärztehonorar? (Foto: 
Bilderbox)

Die Ärzte sollen im kommenden Jahr 1 Milliarde Euro mehr bei den Kassen abrechnen dürfen. Aber wie genau funktioniert das Ärztehonorar? (Foto: Bilderbox)


Die Kassenärzte können sich sowohl in diesem als auch im nächsten Jahr über ein Honorarplus freuen. Der sogenannte Erweiterte Bewertungsausschuss, in dem der GKV-Spitzenverband und die Kassenärztliche Bundesvereinigung sitzen, hat für das Jahr 2018 ein Plus von etwa einer Milliarde Euro festgelegt. Aber auch schon in diesem Jahr soll es mehr Geld geben. Die Ärzte sind unzufrieden und reden von einer „perspektivischen Versorgungsgefährdung“.

Einmal im Jahr verhandeln der GKV-Spitzenverband und die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) das Ärztehonorar für das nächste Jahr. Konkret geht es um den Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM), der gewissermaßen der Leistungskatalog und die Gebührenordnung der Ärzte ist, die bei den Krankenkassen abrechnen dürfen. Beide Verbände erweitern und ändern den Katalog regelmäßig in ihren Verhandlungen.

Wie viel jeder Arzt für jede Leistung bekommt, ist im EBM jedoch nicht klar beschrieben. Vielmehr enthält der EBM die abrechenbaren Leistungen der Ärzte und damit verbundene Punktzahlen. KBV und Kassenverband vereinbaren diese Punktzahlen. Die Punktzahl gibt Auskunft darüber, wie viel die Behandlung im Vergleich zu anderen Leistungen „wert“ ist. Dabei gilt: Je aufwendiger die Leistung, desto höher ist die Punktzahl.

Der genaue Preis in Euro einer Leistung ergibt sich erst nach weiteren Verhandlungen auf regionaler Ebene zwischen den KVen und den regionalen Kassenverbänden. Beide müssen nämlich den sogenannten Punktwert vereinbaren. Der Punktwert ist ein Wert in Euro, den man mit der bundesweit gültigen Punktzahl multiplizieren muss, um das genaue Arzthonorar zu erhalten. Und die Verhandlungsbasis dieser regionalen Punktwerte in Euro ist der bundesweit gültige Orientierungspunktwert, den der sogenannte „Erweiterte Bewertungsausschuss“ am heutigen Dienstag festgelegt hat.

Einer Mitteilung des GKV-Spitzenverbandes zufolge sollen sich alleine durch den erhöhten Orientierungspunktwert Vergütungsverbesserungen von rund 410 Millionen Euro im Jahr 2018 ergeben. Weiterhin soll die sogenannte morbiditätsorientierte Gesamtvergütung um 100 Millionen Euro ansteigen. Diese Gesamtvergütung ist das gesamte Budget, das die Kassen den Ärzten für ein Jahr zur Verfügung stellen und jedes Jahr neu ausrechnen. Basis dieser Berechnungen sind unter anderem demografische Veränderungen. Dabei gilt: Je älter die Versicherten werden, desto mehr Geld stellen die Kassen für die Gesamtvergütung zur Verfügung. Weitere 50 Millionen Euro sollen laut Kassenverband in die Stärkung des nichtärztlichen Personals fließen.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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