DAZ.online-Serie Die Besonderen

Bayerns älteste Apotheke – schön, aber ein bisschen unpraktisch

Düsseldorf - 12.09.2017, 17:45 Uhr

Apotheker Wolfgang Zormaier in seiner Hofapotheke zum Schwarzen Adler - die schönste Apotheke Deutschlands und älteste Offizin Bayerns. (Foto: Jäger)

Apotheker Wolfgang Zormaier in seiner Hofapotheke zum Schwarzen Adler - die schönste Apotheke Deutschlands und älteste Offizin Bayerns. (Foto: Jäger)


Können kleine Apotheken überleben?

Denn die Apotheke sei zwar schön und historisch, aber auch eher klein und etwas unpraktisch, sagt er. „Und die großen Apotheken machen uns kleine ja kaputt“, sagt er. Mit der Apotheke, die er seit 1998 betreibt, sei er groß geworden, sagt er. Und so schön Passaus Innenstadt auch ist, habe sie das gleiche Problem wie viele Innenstädte. „Es gibt hier ja immer weniger Familien“, sagt er. Und die Studenten der Universitätsstadt kämen ja nicht so oft in die Apotheken – oder bestellten heute ihre Medikamente im Internet.

Dass seine Apotheke historisch sei, sei manchmal auch etwas anstrengend. „Wenn dann am Tag die fünfzehnte Touristengruppe durchgekommen ist und die Leute alles angefasst und verschoben haben, ist das schon etwas stressig“, sagt er. Allerdings würden manche Touristen natürlich auch die Gelegenheit nutzen, die Reiseapotheke aufzufüllen.

Denkmalschutz versus Barrierefreiheit und Kommissionierer

Schön aber unpraktisch träfe dann auch zu, wenn es um das Thema Barrierefreiheit geht. „Da bin ich mal sehr unfreundlich angesprochen worden wegen der zwei Stufen, die wir vor dem Eingang haben“, erzählt Zormaier. Derjenige habe dann aber ein Einsehen gehabt, als er ihm erklärt habe, dass das Haus schließlich unter Denkmalschutz stehe. Am Residenzplatz gilt dabei sogar Ensembleschutz für die Barock-Gebäude. Auch der Einbau eines Kommissionierers sei daher nicht möglich, sagt der Apotheker - auch wenn das an sich recht große Gebäude recht großzügig unterkellert ist.

Erst vor einigen Jahren entschloss sich der Apotheker, Teile des großen fünfstöckigen Gebäudes mit 990 Quadratmeter Wohn- und 176 Quadratmeter Gewerbefläche, das insgesamt seit 1753 in Familienbesitz war, zu verkaufen. Die Apotheke will er aber weiter betreiben. „Bis ich in Rente gehe“, sagt er. Ob es aber danach dann noch die Apotheke als solche geben werde, werde man sehen müssen. „Als Apotheke ist das heute schwer zu verkaufen“, sagt er. Neben Denkmalschutzauflagen und fehlender Barrierefreiheit sei auch die Raumaufteilung für heutige Ansprüche nicht so geeignet, sagt er. Bis zu Zormaiers Rente gehen aber noch ein paar Jahre ins Land, in der Bayerns älteste und Deutschlands schönste Apotheke wohl Bestand haben wird.



Volker Budinger, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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