Pilotprojekt in sieben Städten

HIV-Prä-Expositions-Prophylaxe bald für 50 Euro im Monat

Stuttgart - 11.09.2017, 14:58 Uhr

Hexals Truvada-Nachahmer wird in Teilmengen für die PrEP kostengünstig zu haben sein.  (Foto: Hexal)

Hexals Truvada-Nachahmer wird in Teilmengen für die PrEP kostengünstig zu haben sein.  (Foto: Hexal)


Ab Ende September wird es im Rahmen eines Projektes die Möglichkeit geben, ein Truvada-Generikum, zugelassen für die HIV-Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP), sehr kostengünstig zu beziehen. Das Besondere daran: Dieses Präparat kostet nur ein Zehntel davon, was die auch zur HIV-Behandlung zugelassenen Präparate kosten. Es soll in der Startphase in sieben deutschen Städten zu haben sein. 

Außer dem Original-Truvada sind auch Generika neben der HIV-Behandlung für die PrEP zugelassen. Sie sind seit Ende Juli auf dem Markt. Das Problem dabei: Die PrEP wird von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen. Und auch in der generischen Variante fallen noch 18,22 Euro pro Tablette an, die Packung für drei Monate kostet 1.639,62 Euro. Der Preis des Originals Truvada liegt sogar bei 2454,85 Euro.

In sieben deutschen Städten könnte das allerdings demnächst anders sein. Wie das geht? Dahinter steckt der Kölner Apotheker Erik Tenberken. Er konnte den Generika-Hersteller Hexal gewinnen, sein Truvada-Generikum im Rahmen eines PrEP-Projektes zu vertreiben. Das teilte Tenberken am vergangenen Samstag bei der Mitgliederversammlung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der HIV-Versorgung mit. Die Tabletten werden dann individuell für jeden Patienten verblistert – in Einheiten à 28 Stück. Abgabepreis sollen laut Tenberken 50,05 Euro sein, also etwa 1,79 Euro pro Tablette. 

Legal und bezahlbar sollte es sein

Der Kölner Apotheker erklärt gegenüber DAZ.online, er sei bereits seit 1,5 Jahren dran an dem Thema. Schon bevor die Generika auf dem Markt waren. Die Patienten bestellen sich ihre PrEP im Internet aus Indien mit Rezepten aus Nepal oder ganz ohne Rezept, erzählt Tenberken. „Da dreht sich mir als Apotheker der Magen um. Es heißt zwar, alles sei geprüft. Aber weiß man das? Und wie das gelagert wurde, weiß ich auch nicht.“ Dazu kommt, dass sich der Bezug über das Internet jeglicher ärztlicher Kontrolle entzieht. Bei sachgemäß durchgeführter PrEP muss eine HIV-Infektion sicher ausgeschlossen sein, ebenso wie andere STID.

Eine PrEP, die legal und bezahlbar ist, das sei sein Ziel gewesen, so Tenberken. Unter 60 Euro im Monat sollte der Preis liegen. Originalhersteller Gilead wollte ihm nicht entgegenkommen, erzählt er weiter. Hexal hingegen sei sofort bereit gewesen. 



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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