Deutscher Apothekertag

Apotheker wollen über die Lieferkette sprechen

Berlin - 08.09.2017, 16:42 Uhr

Leere im Generalalphabet: Auf dem Deutschen Apothekertag wollen einige Apothekerverbände und -kammern das Problem der Lieferengpässe ansprechen. (Foto: dpa)

Leere im Generalalphabet: Auf dem Deutschen Apothekertag wollen einige Apothekerverbände und -kammern das Problem der Lieferengpässe ansprechen. (Foto: dpa)


Rabattverträge begrenzen - und was noch?

Die Apothekerkammer Berlin fordert in einem zweiten, separaten Antrag, dass Rabattverträge „sinnvoll begrenzt“ werden sollten. Im Gegensatz zum oben beschriebenen Sammelantrag macht die Kammer in ihrem Einzelantrag sogar konkrete Vorschläge dazu, welche Arzneimittel aus ihrer Sicht nicht bei Herstellern ausgeschrieben werden sollten: Antibiotika und Zytostatika sowie die beim BfArM erarbeitete Experten-Liste zu versorgungskritischen Wirkstoffen.

Auch die Kammer Berlin sieht in erster Linie die Rabattverträge als Ursache für Lieferengpässe. Ein Paradebeispiel seien in dieser Hinsicht die inzwischen abgeschafften Impfstoff-Verträge. Durch die Rabattverträge hätten die Hersteller ihre Produktion angepasst. Weil die Produktionszeit zwischen sechs und 20 Monaten betrage, müsse bei einem Lieferproblem auf nicht rabattierte Wirkstoffe umgestellt werden – wenn vorhanden. Die Berliner Apotheker sehen auch neue Probleme auf die Versorgung mit Zytostatika zukommen. Zur Erklärung: Der Gesetzgeber hatte die exklusiven Apotheken-Verträge zuletzt verboten und Kassen und Hersteller beauftragt, Rabattverträge zu beschließen. Die Kammer Berlin warnt nun: „Bei alten und damit patentfreien, für die Versorgung jedoch unverzichtbaren Substanzen (Melphalan, Busulfan, Bleomycin, Vindesin u.a.) würde dadurch das Risiko von Lieferengpässen enorm ansteigen, da es wegen der geringen Marge bei diesen Wirkstoffen nur noch wenige Produktionsstätten gibt, die oft nur außerhalb Europas liegen.“ Ein ähnliches Risiko sehen die Apotheker bei Ausschreibungen für Antibiotika: Wenn ein Rabattarzneimittel nicht mehr lieferbar ist, müsse auf Reserveantibiotika umgestellt werden, was das Rsisiko erhöhe, dass die Bakterien auch gegen diese Reserve-Mittel resistent werden.

Letztlich hat der Apothekerverband Brandenburg einen Vorschlag eingebracht, der sich ebenfalls mit den Ursachen von Versorgungsengpässen beschäftigt. Die Brandenburger wollen den Gesetzgeber auffordern, die Einhaltung der traditionellen Lieferkette Industrie – Großhandel – Apotheke sicherzustellen. Die Apotheker begründen ihre Forderung mit einer versteckten Kritik am Verhalten der Pharmaindustrie: Großhändler könnten immer häufiger nicht ihrer Lieferverpflichtung nachkommen. Warum dies der Fall ist, erklärt der Verband nicht. Allerdings fordern die Apotheker, dass die Großhändler „in die Lage versetzt“ werden müssen, ihre Rolle der „herstellerneutralen Vollversorgung“ auszufüllen.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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