Analyse

Apothekenzahl sinkt stärker im Westen

Süsel - 08.09.2017, 12:20 Uhr

Alte Bundesländer besonders betroffen: Einer Analyse von DAZ-Autor Thomas Müller-Bohn zufolge ist die Apothekenzahl in den westlichen Bundesländern viel stärker gesunken als im Osten. (Foto: dpa)

Alte Bundesländer besonders betroffen: Einer Analyse von DAZ-Autor Thomas Müller-Bohn zufolge ist die Apothekenzahl in den westlichen Bundesländern viel stärker gesunken als im Osten. (Foto: dpa)


Deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern

Ein weiterer großer Unterschied zur gesamtdeutschen Betrachtung liegt im Vergleich mit den früheren Daten. Die Gesamtzahl von Ende 2016 gab es zuletzt im Jahr 1984 (16.966, Ende 1984). Doch auch dieser Vergleich wird durch die Umstellung der Statistik im Jahr 1999 verzerrt. Es müssten etwa 250 Apotheken im östlichen Teil von Berlin abgezogen werden, die 1999 aus der Summe „Ost“ in die Summe „West“ übertragen wurden. Der angemessene Vergleichswert für die Apothekenzahl im Westen von Ende 2016 liegt daher im Jahr 1983 (16.705, Ende 1983).

Unterschiede zwischen den westlichen Bundesländern

Hinter dieser Summe stehen erstaunlich unterschiedliche Entwicklungen in verschiedenen westlichen Bundesländern, wie einige Beispiele zeigen. So gab es am 30. Juni 2017 in Niedersachsen 1944 öffentliche Apotheken und damit etwas weniger als Ende 1988 (1951). In Schleswig-Holstein gibt es derzeit 666 öffentliche Apotheken (Stand 22. August 2017) und damit etwa so viele wie zuletzt Ende 1985 (668). In Rheinland-Pfalz gibt es derzeit 1011 Apotheken (Antwort der Apothekerkammer vom 28. August 2017), was etwa dem Stand von 1983 entspricht (1022). Im Kammerbezirk Nordrhein bestehen derzeit 2252 Apotheken (Antwort der Apothekerkammer vom 24. August 2017). Nach Angaben der Apothekerkammer entspricht dies der Größenordnung der Jahre 1977 und 1978. Demnach liegen Zeiten mit einer so geringen Apothekenzahl wie heute in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich lange zurück, teilweise liegt der Vergleichswert in den 1970er-Jahren. Die maximale Apothekenzahl wurde in Hessen bereits 1994 erreicht (1650 im Vergleich zu 1503, Ende 2016), in Schleswig-Holstein dagegen erst 2008 (739). Die deutlichen Unterschiede zwischen den Bundesländern dürften zumindest teilweise durch die unterschiedliche Bevölkerungsentwicklung zu erklären sein.

Apothekendichte

Um Verzerrungen durch schwankende Bevölkerungszahlen zu vermeiden, kann die Apothekendichte betrachtet werden. Solche Angaben zur Zahl der Apotheken pro 100.000 Einwohner hat die ABDA in ihrem Wirtschaftsbericht vom April 2017 ausgewiesen. Demnach hat die Apothekendichte im Westen zwischen 1985 und 1990 praktisch stagniert und nimmt seitdem ab. Die Apothekendichte von 2016 (24,3 Apotheken pro 100.000 Einwohner) gab es zuletzt 1978. Da die Einwohnerzahl im Westen seit damals zugenommen hat, liegt dieser Vergleichswert noch weiter in der Vergangenheit als bei der Betrachtung der absoluten Apothekenzahlen. Die Apothekendichte im Westen entspricht also rechnerisch dem Zustand Ende der 1970er-Jahre. Dabei bleibt offen, ob die Verteilung ebenso gut wie damals ist. Dagegen ist ein nennenswerter Rückgang der Apothekendichte im Osten bisher nicht erkennbar. Im Jahr 2016 lag die Apothekendichte im Osten mit 24,8 Apotheken pro 100.000 Einwohner sogar über dem Wert im Westen.



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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