Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

03.09.2017, 08:00 Uhr


Achtung, Radarfalle! Keine Sorge, liebe Gesundheitspolitiker, das Wahlradar klemmt. Und es klemmt auch bei der Terminabstimmung: SPD und Grüne schwänzen den Apothekertag, es gibt Wichtigeres. Auch für Apotheker. Zum Beispiel die Attacken von Hermann, dem Cherusker. Oder neues Ungemach aus der EU mit ihrem Dienstleistungspaket. Da geht’s den Schweizern besser: Sie dürfen impfen und tun es sogar! 

28. August 2017

Das haben uns die Schweizer Kolleginnen und Kollegen voraus: In den meisten Schweizer Kantonen darf geimpft werden, seit Ende August auch im Kanton Zug. Wenn die Apothekerinnen und Apotheker eine dreitägige Zusatzausbildung absolviert haben, dürfen sie ihre Patienten in der Apotheke piksen – gegen Grippe und FSME und Folgeimpfungen verabreichen gegen Hepatitis A und/oder B. Mein liebes Tagebuch, ich finde das gut. Vor Kurzem habe ich einen impfenden Apotheker in Zürich besucht und ihn gefragt, wie das seine Kunden aufnehmen. Die seien begeistert, hat er mir gesagt, die Durchimpfungsrate sei enorm gestiegen: Einfach in die Apotheke reingehen und drankommen. Ist ja auch wirklich kein Hexenwerk. Und was ist bei uns? Bedenken, Vorbehalte, Ängste. „Dann drohen die Ärzte mit der Arzneiabgabe und wollen das Dispensierrecht“, heißt es. Ach ja, mein liebes Tagebuch, die Altvorderen vielleicht. Aber welcher jüngerer Arzt hätte wirklich Zeit und Lust, sich mit allen Rabattverträgen und sonstigen Bürokratiemonstern, von Dokuvorschriften über Retaxgefahren bis Lagerhaltungspflichten, rumzuärgern? Als weiteres  Argument gegen Impfen in der Apotheke wird gerne auf die große Verantwortung hingewiesen, wenn etwas passiert! Da sagte mir der Schweizer Kollege: Bei der Abgabe von ASS passiert mehr als beim Impfen. Und außerdem hat seine Berufshaftplichtversicherung diese Tätigkeit ohne weitere Kosten mit in den Vertrag aufgenommen. Mein liebes Tagebuch, fehlt uns da der „German Mut“? Warum eigentlich? Fürs Impfen verlangt man in der Schweiz in der Regel 30 Franken plus Kosten für den Impfstoff. Nur die Grippeimpfung gibt’s für 30 Franken inklusive Impfstoff. So sieht’s aus. 

29. August 2017

Es schleppt, es dümpelt, es klemmt. ABDAs „Wahlradar Gesundheit“ holpert so vor sich hin. Die Internetseite ist zwar, wie es sich für Apothekers gehört, übersichtlich und aufwendig gestaltet. Klar, die Agentur muss was Ordentliches liefern für ihr Geld. Und es ist natürlich eine nette Idee, die bis zu 1800 Direktkandidatinnen und -kandidaten der verschiedenen Parteien von den Apothekerinnen und Apothekern, die als Wahlkreisbotschafter fungieren, zu gesundheitspolitischen Themen befragen zu lassen und die Antworten auf der Wahlradar-Seite zu veröffentlichen. Aber irgendwie kommt das alles nicht so richtig in Gang – was natürlich nicht an den Apothekers liegt. Nein, da kommt viel zusammen, die Sommerferien, spät freigegebene Adresslisten der Bundestagskandidaten, zähe innerparteiliche Abstimmungen…, dies und das. Und die Briefe, die unsere Wahlkreisbotschafter unterschreiben und abschicken sollen, konnte die ABDA bzw. ihre Lieblingsagentur auch erst in dieser Woche an die teilnehmenden Apotheker schicken. Was bleibt: ein Riesenaufwand, mit vermutlich mäßigem Erfolg: Erst aus vier Bundesländern liegen insgesamt nur sieben Antworten vor. Bis jetzt also Blindflug ohne Radar. Andererseits, so richtig ergiebig sind die Antworten in der Regel nicht, es sind die in der Regel bekannten und erwarteten Positionen. Mein liebes Tagebuch, vielleicht kommen noch ein paar Antworten zusammen, sind ja noch drei Wochen bis zur Wahl. 

30. August 2017 

Sie sind meist freiwillig, man kann daran teilnehmen, muss aber nicht:  die Pseudo-Customer-Besuche. Es sind keine Testkäufe im eigentlichen Sinn, also nicht wie bei Stiftung Warentest oder Plusminus. Mit dem Pseudo-Customer-Besuch kann eine Apotheke auf freiwilliger Basis ihre Beratungsstärke testen lassen. Eine Art Hilfe zur Selbsthilfe, keine Überwachung. Und alles anonym. Die Apotheke bucht einen geschulten Pseudo-Customer, der unangekündigt und anonym anhand bestimmter Kriterien in der Apotheke einkauft und die Beratung testet. Unmittelbar danach gibt’s ein konstruktives Feedback: Wo war die Beratung gut, wo kann sie verbessert werden. In Baden-Württemberg veranlasst sogar die Kammer die Pseudo-Customer-Besuche und wählt nach dem Zufallsprinzip die Apotheken für den Test aus. Mein liebes Tagebuch, das Pseudo-Customer-Konzept ist eine gute Idee. O.k., kostet ein bisschen was. Die ABDA-Avoxa, die das Pseudo-Customer-Konzept organisiert, verlangt für die Teilnahme ein paar Euro. Apotheken die an solchen Überprüfungsaktionen teilnehmen und gut abschneiden, sollten dies viel stärker herausstellen und damit werben: die Zertifikate ausstellen oder aufhängen. Als Kunde gehe ich doch lieber in ein Fachgeschäft, in eine Apotheke, von der ich weiß, dass sie sich überprüfen lässt und gut bewertet wird. 


Immer die EU. Die EU ist wieder im Liberalisierungs- und Regulierungs-Modus, dieses Mal nennt sich der Vorstoß „Dienstleistungspaket“: Wie immer bei der EU soll  der Waren-, Kapital- und Dienstleistungsverkehr zwischen den Mitgliedstaaten vereinfacht und liberalisiert werden. Die EU meint, da gebe es noch viel Potenzial für viel mehr Wettbewerb, der sich aber wegen alter Zöpfe, also wegen umständlicher und veralteter Vorschriften, nicht entfalten könne. Der EU-Kommission stehen dabei so einige Reglementierungen der Freien Berufe, z. B. der Apotheker oder der Architekten, im Weg. Allerdings erkennt die Kommission an, dass „für eine Reihe von Berufen, beispielsweise in den Bereichen Gesundheit und Sicherheit, die Reglementierung häufig gerechtfertigt ist“, aber es gebe auch nicht mehr zeitgemäße Vorschriften, die qualifizierten Bewerbern den Zugang zu Berufen unverhältnismäßig erschwere. Immerhin, die EU ist sich darüber bewusst, dass die Reglementierung oder Liberalisierung freier Berufe in den Händen der Mitgliedstaaten liegt, nicht bei der EU. Aber bei neuen nationalen Vorschriften für Freiberufler schlägt die Kommission eine Verhältnismäßigkeitsprüfung vor: Die Mitgliedstaaten sollen transparent und umfassend prüfen, bevor nationale Vorschriften für freiberufliche Dienstleistungen neu erlassen oder geändert werden. Mein liebes Tagebuch, das dürfte für mächtig Wirbel sorgen, durch diesen Liberalisierungstrick könnte hier viel Ungemach auf die Freien Berufe zukommen. Deshalb haben sich bereits die Berufsorganisationen von Ärzten, Zahnärzten, Psychotherapeuten und der Apotheker (ABDA) zusammengetan und EU-Abgeordnete angeschrieben, um zu erreichen, dass es für Heilberufler Ausnahmen gibt. Auf ihrer Seite stehen der Bundestag und das französische Parlament, die sich schon mit einer Subsidiaritätsklage gegen die EU-Pläne gewehrt haben. Ob’s hilft, ist noch offen, immerhin es ist ein Zeichen.  

31. August 2017 

Also, mein liebes Tagebuch, es scheint uns Apothekers doch noch gut zu gehen. Solange wir uns genüsslich darüber mokieren, dass  Frei Öl nicht mehr exklusiv in unseren Regalen verstauben will, und überlegen, mit welchen Strategien wir das kontern wollen, steht der pharmazeutische Untergang der Apotheke noch nicht vor der Tür. Klar, ist immer ärgerlich, wenn’s ein Produkt nicht nur bei uns, sondern auch bei dm, Rossmann und Co. gibt. Mein liebes Tagebuch, lassen wir das freie Öl ziehen, Ziehende soll man nicht aufhalten. Es gibt andere, sehr gute und apothekenexklusive Marken – auch eine Frage der Apotheken-Empfehlung. Und wenn die ölige Flüssigkeit bei uns doch noch mal verlangt werden sollte, bitteschön…


Hermann der Cherusker – es gibt ihn noch, er sitzt an der Spitze der AOK in Baden-Württemberg und möchte die Apotheker besiegen – so kommt er mir vor, mein liebes Tagebuch. Keine Gelegenheit lässt Ch. Hermann aus, um für mehr Wettbewerb im Apothekenmarkt zu kämpfen und darauf hinzuweisen, dass „verkrustete Strukturen“ aufgebrochen werden müssten.  Seine Varus-Schlacht wären regionale Verträge zwischen Apotheken und Krankenkassen in Verbindung mit einer Höchstpreisregelung statt starrer Preisbindung. Ganz spitzbübisch will er das den Apothekern schmackhaft machen, indem er sagt: „Dies würde den ansässigen Apotheken übrigens auch zusätzliche Spielräume schaffen, sich weiterhin im Wettbewerb gegen Versandhändler zu behaupten.“ Oh Hermann, warum nicht gleiches Recht für alle? Wie wär’s mit einem Aufbrechen verkrusteter Kassenstrukturen und einem Krankenkassen-Wettbewerb auf europäischer Ebene mit einem Höchstbeitragsmodell? Wie? Nein? Na siehste.  

1. September 2017 

Der Apothekertag ohne SPD und Grüne? Gut möglich, mein liebes Tagebuch, dass das so kommt. Vielleicht muss oder darf die ABDA in der traditionellen gesundheitspolitischen Diskussionsrunde des Apothekertags dann alleine mit der CDU- und der Linken-Vertreterin – ein bisschen wie unter Pfarrerstöchtern – die drängenden Apothekerprobleme bereden. Sowohl die gesundheitspolitischen Vertreterinnen der SPD- als auch der Grünen-Fraktion sind terminlich verhindert – es gibt wohl wichtigere Termine, als den Apothekern zum wiederholten Mal zu erklären, warum man gegen das Rx-Versandverbot ist. Trotzdem schade, mein liebes Tagebuch. Da hat die ABDA den Apothekertag extra vorverlegt in der Hoffnung, dass die Gesundheitspolitiker Schlange stehen. War wohl nix. Immerhin, Gröhe hat noch nicht abgesagt, er kommt. 


Na, mein liebes Tagebuch, wo treffen sich Krankenkassen und Apotheker am liebsten? Ja, genau: „Vor der Schiedsstelle“ – und das ist nicht der Name einer neuen Berliner Kneipe. Nein, Deutscher Apothekerverband und GKV-Spitzenverband müssen sich über neue Preise in der Hilfstaxe und Abgabekonditionen für Zytostatika-Zubereitungen einigen, was sie bis Ende August nicht schafften und deshalb: die Schiedsstelle. Zum Hintergrund: Mit dem Arzneimittelversorgungs-Stärkungsgesetz hatte der Gesetzgeber die exklusiven Zytoverträge zwischen Apothekern und Krankenkassen abgeschafft, in denen einzelne Apotheken mit Kassen die Konditionen für die Zyto-Belieferung vereinbarten. Deshalb sind nun neue Preisvereinbarungen in der Hilfstaxe zu treffen. Warum die Verhandlungen scheiterten, war nicht zu erfahren, man hörte nur, dass der Apothekerverband für die Zyto-Zubereitung offenbar ein pauschales Honorar plus einer prozentualen Marge wollte, aber die Kassen nicht. Mein liebes Tagebuch, apropos Hilfstaxe: Wie sieht es eigentlich mit den übrigen Preisen der Hilfstaxe aus? Die müssten doch schon längst mal angepasst werden... 

3. September 2017 

So, mein liebes Tagebuch, und heute Abend ist das TV-Duell Merkel/Schulz… mehr Event und Show als echte Info, eine Art Infotainment. Neue Erkenntnisse und Entscheidungsimpulse gehen davon kaum aus. Aber lustig wird’s allemal. Und aufgepasst, mein liebes Tagebuch, ob die nette ABDA-Forderung im Stil eines Apothekertagantrags in Erfüllung geht: „Die Initiative ‚Wahlradar Gesundheit‘ fordert Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel (CDU) und Kanzlerkandidat Martin Schulz (SPD) auf, bei ihrem Fernsehduell am 3. September nicht nur über Innere Sicherheit, den Dieselskandal und die Flüchtlingsfrage zu diskutieren, sondern auch darüber, wie die Gesundheitsversorgung der Menschen vor Ort künftig gestaltet werden soll.“ Also, Frau Merkel und Herr Schulz, haben Sie’s gehört? Schauen Sie schnell noch mal nach, wer die Initiative „Wahlradar Gesundheit“ überhaupt ist und dann, bitte, diskutieren Sie über Gesundheitsversorgung und vergessen Sie uns Apothekers nicht – unser Präsident hat sich das doch so gewünscht!


Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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6 Kommentare

Ergänzung

von Karl Friedrich Müller am 03.09.2017 um 15:01 Uhr

Das deutsche Gesundheitswesen muss in seiner Gesamtheit Aufgabe des Staates sein.
Konzerne sind zu eliminieren, auch an den Krankenhäusern.
Werbung der KK verbieten, die Kosten den KK überwachen und deckeln, besonders die Gehälter und "Boni" der Vorstände.
Das Schlagwort "Wettbewerb" wird für neoliberale Interessen missbraucht, für vermeintliches Sparen.
Zeigt es sich nicht gerade wieder im Skandal um Dobrint, A1, dass Privatisierung teurer und weniger effizient ist?
ÖPP steht schon lange in der Kritik und es sollte allgemein bekannt sein, dass diese Form von Finanzierung den Steuerzahler sehr teuer kommt.
Nichts anderes wird im Gesundheitswesen versucht. Der Staat will Kosten vermeiden und verschlechtert im Ergebis alles.
Wir haben eine Regierung, die den Bürger über seine Abischten täuscht, Wahrheiten verschweigt oder sogar dreist die Unwahrheit sagt. Siehe auch Flüchtlingskrise.

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AW: Ergänzung

von Bernd Jas am 03.09.2017 um 17:18 Uhr

Ja, schön Herr Müller find´ ich auch, aber wenn die KK dann so stringente Regeln bekommen, bleibt für uns als Freiberufler auch kein (Handels-)Freiraum mehr. Logische Konsequenz wäre die Verstaatlichung der Apotheken vor Ort mit allen Folgen die heute mehr oder weniger absehbar sind. Durchaus positiv für mich als Apothekenleiter wären die geregelten Arbeitszeit- Urlaubszeit- und Einkommensverhältnisse, sowie die Eliminierung jeglicher neoliberaler Eingriffe. Planungssicherheit halt,...Traumhaft.
Und man darf ja mal träumen.

Herbstwahl oder ist schon dunkler Pharmazeuten- Winter?

von Heiko Barz am 03.09.2017 um 12:39 Uhr

Ich glaube, der größte Teil der Bundestagskandidaten ist nur oberflächlich oder gar nicht über die apothekenspezifischen Probleme informiert. Ihre diffusen Rechtsvorstellungen hinsichtlich pharmazeutischer Leistungen beziehen sie, wenn nicht durch eigene Krankheiten bedingt, entweder über die Apo-Umschau oder ihre innerparteilichen "Gesundheitsexperten", die ihrerseits aber nur der eigenen Parteidoktrin zu folgen haben.
Den Ausführungen der KKassenmanager wie z.B. Herman und und sogar " Doc Müller " wird von den gesundheitspolitischen Protagonisten, auf Grund welcher "Seilschaften" auch immer, mehr Gewicht gegeben, als den "Lobbyisten" der Apothekerschaft, deren belegtes Zahlenwerk als irreführende Manipulation abgewertet wird.
Die Absagen dieser politischen Gesundheitsgilde von SPD und Grünen zum DAT17 ist doch ein klares Zeichen des Unwillens zur Diskussion.
Wer keine fundierten Argumente hat, der setzt sich auch keiner Fragen aus.
Ich erinnere da gerne an die Schmierenkommödie der Podiumsdiskussion des letzten DAT direkt vor dem autokratischen EU Urteil zum Versandhandel, das unseren Berufstand innerhalb eines Jahres in einen unhaltbaren Status der Unsicherheit überführt hat.

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Schutz der Apotheke durch Rabatte an Dritte

von Karl Friedrich Müller am 03.09.2017 um 10:03 Uhr

Es vergeht kein Tag, an dem nicht irgendein Möchtegernschlauberger Vorschläge macht, wie man denn unser Einkommen pulverisieren könnte.
Für das Wohl der Allgemeinheit, versteht sich. Die Schlauberger selbst sind natürlich nicht dazu bereit. Mit dem Geld anderer lässt sich dagegen vortrefflich arbeiten.

Man sollte dabei nicht aus dem Blick verlieren, dass wir bereits Rabatt an die KK bezahlen, für jede Packung, die wir abgeben.
Wir haben seit 2004 kaum eine Anpassung erhalten, während die Kosten gestiegen sind. Im Gegenteil, willkürlich wurde der Rabatt immer mal wieder erhöht für einige Zeit, so für das AMNOG. Die KK hatten daraufhin so viel Geld, dass es an die Versicherten ausbezahlt wurde. Uns hat es gefehlt und einigen Apotheken die Existenz gekostet.
Unserer Forderungen nach mehr Geld wurden und werden ignoriert, die KK schwimmen nach wie vor in Geld und verplempern es für Werbung für Sportveranstaltungen, wie gestern in der Sportschau zu sehen war. die BARMER. So etwas gehört verboten, die KK zur Rechenschaft gezogen.
Nun will man also unseren Gewinn weiter schmälern über einige Rabattmodelle für Patienten oder dann doch lieber für die KK.
Ein Rabatt von 1€ pro Rezept oder Packung?
Pro Packung gerechnet dürfte das jede Apotheke im Schnitt nicht nur zwischen 30 und 40 tausend Euro "Umsatz" kosten. Klingt nach wenig. Nur wird dieser Betrag bis zum Gewinn und letztlich dem Einkommen durchgereicht, so dass eben ein erheblicher Teil des Einkommens wegfallen würde.
Investitionen? Mitarbeiter? Bürokratie?
Das ist noch das harmloseste Modell. (Wenn sich alle daran halten würden, an einen Höchstrabatt. Wie wir aber wissen, kümmert sich speziell DocMorris überhaupt nicht um Gesetze oder Verträge, so dass auch hier die niedergelassene Apotheke keine Chance hätte gegen den Konzern)
Dann Hermanns "Hächstpreismodell" . Hier wird ganz offen der Versandkonzern bevorteilt, weil der avisierte Rabatt frei verhandelbar und damit sicher für die niedergelassenen Apotheken nicht machbar wäre. Also auch hier das Aus für die meisten. Von wegen Schutz.
Hermann will aber auch Selektivverträge - mit den Versandapotheken. Das ist die ehrlichste Variante. Und zeigt auch, wo die Reise hin gehen soll.
Vernichtung der Versorgung vor Ort. Kein einfacher und niederschwelliger Zugang der Bevölkerung zu Beratung.
(Hat man seitens der KK mal ausgerechnet, was es kostet, wenn die Leute vermehrt zu den Ärzten gehen, wenn es kaum noch Apotheken gibt?)
Es bleiben nicht nur viele Apotheken auf der Strecke, sondern auch der Patient. Kann das eine KK wollen?
Woher kommt die Verblendung? Woher kommt der ganze Stuss? Die Unlogik, die Verdrehung? Von DocMorris selbst? Was für Seilschaften gibt es?
Ist solches Verhalten der GKV und der Politiker noch vom Recht gedeckt? Wieso meinen solche Personen, außerhalb des Rechts zu stehen? Wo ist endlich mal ein Gericht, dass Recht und Ordnung wieder herstellt und nicht nach politischer Opportunität "Recht" spricht?
Das betrifft nicht nur das Gesundheitswesen, sondern weite Bereiche in Deutschland. Lug und Trug, genannt Neoliberalismus, ist normal. Autoindustrie, Banken, Versicherungen usw. Unsere Politiker mittendrin im Schmierentheater. Und wir sollen sie wieder wählen. Na, danke. Leider werden wir sich auch nicht los, wenn wir sich nicht mehr wählen. Dann bekommen sie Pöstchen zugeschoben und machen uns weiter das Leben schwer.
Einen schönen Sonntag.

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AW: Schutz der Apotheke durch Rabatte an

von Frank Ebert am 03.09.2017 um 10:32 Uhr

Welche Seilschaften ? Schauen Sie sich z.B. Spahn und Max Müller an ----ziemlich beste Freunde. Oder die schwarze Biggi Bender ----Frau Leikert. Wie kam so ein Urteil vom EuGH zustande, Prof. Meyer versteht es nicht. Ich schon ----Geld regiert die Welt----, siehe z. B. Gerhard Schröder. Oder Herr Lindner, ich müsste immernoch an meinen Apothekenschulden abzahlen---Schupps beim ihm sind zwei Millionen in den Sand gesetzt kein Problem. Na gut , reden kann er. Und zu 1 Euro Rabatt: vielen Politikern müsste man mal den Unterschied zwischen Umsatz und Gewinn und Gewinn vor Steuern erklären, nicht wahr Frau Schulz-Asche.

AW: Schutz der Apotheke durch Rabatte an ALLE

von Bernd Jas am 03.09.2017 um 12:22 Uhr

Guten Morgen Herr Ditzel,
guten Morgen liebe Kollegen,

Herr Müller, wo Sie grad´ sagen frei verhandelbare Rabatte. Mal 1.- €, mal 50 ct, mal gar nichts oder was?
Da stelle man sich nur mal die Sittewazion vor, wenn ein Steuerprüfer da drin badet. Das ist für den Schaumbad, Wirlpirl und vollendete Wellness in einem. Paff, da häste die nächste Schätzung in der Hand, mit der du ihm den Rücken einmassieren darfst.

Und die oben genannten Seilschaften sind ja bekanntermaßen in Schleppnetzartiger weise miteinander verwoben. Das war damals so und daran wird sich auch nichts ändern. Aber für uns wurde schleunigst ein Antikorruptions-Gesetz gehäkelt, ...und warum? Damit wir sie auf der privilegierten oberen reziproken Beliebtheitsskala nicht einholen können.

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