Beratungs-Quickie

Rosacea: keine rosigen Rötungen  

München - 24.08.2017, 12:15 Uhr

Rosacea ist eine
chronisch verlaufende, entzündliche Hauterkrankung, die sich vornehmlich auf
Wangen, Nase, Kinn und Stirn zeigt. (Foto: Milan Lipowski / Fotolia)

Rosacea ist eine chronisch verlaufende, entzündliche Hauterkrankung, die sich vornehmlich auf Wangen, Nase, Kinn und Stirn zeigt. (Foto: Milan Lipowski / Fotolia)


Welche Punkte sind bei der Beratung wichtig? Was für Zusatzinformationen kann man geben? Im „Beratungs-Quickie“ stellen wir jeden Donnerstag einen neuen Fall vor. Diesmal geht es um eine Verordnung über ein Dermatikum mit Metronidazol für eine Frau mittleren Alters, die an Rosacea erkrankt ist.

Formalien-Check

Die 46-jährige Kundin berichtet auf Nachfrage, dass sich ihr Hautbild vor einiger Zeit deutlich verschlechtert und sie deshalb vor sechs Wochen ihre Hautärztin aufgesucht habe. Dies sei nun schon ihr zweites Rezept über Metrogel®. Die Symptome hätten sich etwas gebessert, aber sie leide sehr unter den Rötungen in ihrem Gesicht. 

Verordnet ist eine N2-Packung (50g) Metrogel®. Die Verordnung ist vollständig und eindeutig. Die Ärztin erlaubt den Aut-idem-Austausch. Rabattverträge und preisgünstige Importe sind, sofern vorhanden, zu beachten.

Die Kundin ist gebührenpflichtig. Ab Ausstellungsdatum ist die Verordnung einen Monat gültig.

Beratungs-Basics

Rosacea ist eine chronisch verlaufende, entzündliche Hauterkrankung, die vornehmlich im Gesicht auf Wangen, Nase, Kinn und Stirn lokalisiert ist. Die Entzündungserscheinungen der Haut können sich in sichtbaren Äderchen, anhaltender Hautrötung, Knötchen (Papeln) und Bläschen (Pusteln) äußern. Die Symptome können von Schmerzen und Juckreiz begleitet sein. Im weiteren Verlauf sind Hautwucherungen, meist an der Nase (Rhinophym), möglich.

Das Gel enthält Metronidazol, einen bakteriziden Wirkstoff mit antibakterieller (obligat anaerobe Bakterien) und antiprotozoischer Wirkung. Das Arzneimittel ist zur Anwendung auf der Haut bei Rosacea indiziert. Eine Anwendung bei Kindern wird nicht empfohlen.

Das Gel wird zweimal täglich, morgens und abends, nach der Hautreinigung dünn auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen. Schleimhäute sind auszusparen und das Gel darf  nicht in Kontakt mit den Augen kommen.

Es ist nicht sinnvoll, noch zusätzliche Cremes mit anderen Wirkstoffen aufzutragen.

Zur Hautreinigung sind ausschließlich milde (seifen- und alkoholfreie) Mittel empfehlenswert. Nach dem Auftragen und einer gewissen Wartezeit, um das Gel gut einziehen zu lassen, kann die Kundin nicht komedogene und nicht adstringierende Kosmetika anwenden. Auch Kosmetika für unreine Haut sind bei Rosacea nicht ratsam.

Empfehlenswert sind kosmetische Produkte speziell für empfindliche Haut, die keine reizenden oder durchblutungsfördernden Zusatzstoffe enthalten, wie Produkte aus der Rosaliac-Serie von La Roche Posay®.

Zeigt sich eine Besserung der Beschwerden sollte die Kundin das Präparat nicht eigenständig oder frühzeitig absetzen. Die durchschnittliche Dauer der Behandlung beträgt zwölf Wochen. Die empfohlene Behandlungsdauer sollte nicht überschritten werden. Sie kann jedoch nach Ermessen des Arztes und abhängig von der Ausprägung der Erkrankung um drei bis vier Monate verlängert werden, wenn sich die Beschwerden unter der Anwendung deutlich verbessern. Ist nach der ersten Behandlungsphase keine Besserung zu sehen, ist eine Fortführung der Therapie nicht sinnvoll. Der Arzt wird in diesem Fall ein Dermatikum mit einem anderen Wirkstoff einsetzen oder die äußerliche Anwendung durch Medikamente zum Einnehmen ergänzen oder ersetzen.

Bei der topischen Behandlung kann es zu leichten Nebenwirkungen wie Hautrötung, Brennen, Juckreiz und trockener Haut kommen. Im Falle von Hautirritationen sollte das Gel weniger häufig angewendet oder vorübergehend abgesetzt werden. Bei Verschlechterung der Rosacea ist ein Arzt zu konsultieren.

Metrogel® enthält PHB-Ester. Parabene können Überempfindlichkeitsreaktionen, auch Spätreaktionen, auslösen. Auch der enthaltene Hilfsstoff Propylenglycol kann Hautreizungen verursachen.

Nach Anbruch der Tube ist das Gel drei Monate haltbar. Die Kundin darf das Arzneimittel nicht im Kühlschrank lagern, die Aufbewahrungstemperatur muss zwischen 9°C und 25 °C liegen.

Auch noch wichtig

Es existieren zahlreiche Triggerfaktoren, die zwar keine direkten Ursachen für eine Rosacea sind, jedoch einen akuten Schub (Flush) auslösen oder die Symptome einer Rosacea verschlimmern können. Beispiele für bekannte Mitauslöser sind zu langes oder häufiges Sonnenbaden, übermäßiger Tabakkonsum, Alkohol, koffeinhaltige Getränke wie Kaffee, sehr scharf gewürzte und sehr süße Speisen, starke Temperaturschwankungen sowie starke körperliche Anstrengung, Stress und emotionale Belastungen. Der Kundin ist anzuraten, Krankheitsschübe, Ernährung und Alltagsaktivitäten in einem Rosacea-Tagebuch zu dokumentieren, um die Auslöser herauszufinden und zu meiden.

Während der Behandlung ist eine Sonnen- und UV-Lichtbestrahlung der betroffenen Hautstellen zu vermeiden. Phototoxische Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet. Der Wirkstoff Metronidazol wird jedoch bei UV-Exposition zu einem inaktiven Metaboliten umgewandelt und die Wirksamkeit nimmt dadurch signifikant ab.

Allgemein gilt für das Krankheitsbild der Rosacea, auf lange Sonnenbäder ganz zu verzichten. Denn UV-Licht ist besonders ungünstig, da es die Haut und das Bindegewebe zusätzlich schädigt. Der Kundin ist anzuraten, möglichst immer einen Sonnenschutz im Gesicht aufzutragen und zwar zu jeder Jahreszeit, also auch im Winter.

Bisher sind keine relevanten Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln bekannt. Die systemische Verfügbarkeit von Metronidazol ist nach topischer Applikation gering. Wechselwirkungen mit systemisch verabreichten Medikamenten sind daher unwahrscheinlich.

Bei schweren Leberschäden, Störungen der Blutbildung, Erkrankungen des Zentral- und peripheren Nervensystems sowie in der Schwangerschaft und Stillzeit ist das Arzneimittel nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung einzusetzen.

Darf´s ein bisschen mehr sein?

Neben einer Hautpflege, die auf die Bedürfnisse der empfindlichen Rosacea-Haut angepasst ist, ist ein spezielles Make-up mit grünen Farbpigmenten eine gute Empfehlung. Gerötete Bereiche werden kaschiert und helfen den Leidensdruck der Kundin zu senken.

Spezielle Gesichtsmassagen, die die Kundin selbst durchführen kann, tragen dazu bei, Schwellungen abklingen zu lassen und das Hautbild zu verbessern.

Hinweise auf eine gesunde Lebensweise dürfen in der Beratung nicht fehlen. Besonders Trigger müssen möglichst vermieden werden, dazu gehört Kaffee-, Alkohol- und Tabakkonsum sowie UV-Licht-Exposition ohne ausreichenden Sonnenschutz.

Reichen medikamentöse Maßnahmen nicht aus, können bei bestehenden Äderchen und Rötungen Laserbehandlungen und bei fortgeschrittenen Stadien mit Hautverdickungen operative Eingriffe zum Einsatz kommen.

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Manuela Kühn, Apothekerin
redaktion@daz.online


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