Lieferengpass bei Antibiotika

Piperacillin: Droht erneuter Versorgungsnotstand?

24.08.2017, 16:45 Uhr

Piperacillin plus Tazobactam: Lieferengpass verschärft sich – Probleme verursacht der Piperacillin-Hersteller aus China. (Foto: Eberth Arzneimittel GmbH) 

Piperacillin plus Tazobactam: Lieferengpass verschärft sich – Probleme verursacht der Piperacillin-Hersteller aus China. (Foto: Eberth Arzneimittel GmbH) 


Eberth ruft Piperacillin / Tazobactam aus Krankenhausapotheken zurück. Seit der Explosion beim chinesischen Hersteller Qilu vor rund einem Jahr, bedrohen Lieferengpässe bei der antibiotischen Kombination die Patientenversorgung – das BMG hatte im Januar den Versorgungsnotstand ausgerufen. Nun spitzt sich die Liefersituation um Piperacillin erneut zu. DAZ.online hat mit Eberth und Hexal gesprochen.

„Der Piperacillin-Rückruf existiert", bestätigt ein Sprecher von Eberth Arzneimittel. Die Hintergründe seien kompliziert, jedoch steckten „keine qualitiativen Gründe hinter dem Piperacillin-Rückruf“, heißt es seitens des pharmazeutischen Unternehmers. Dieser hatte am gestrigen Mittwoch die bundesweit von Eberth versorgten Krankenhausapotheken über den Rückruf der antibiotischen Kombination Piperacillin / Tazobactam informiert. Welche „komplizierten Gründe" erneut die Klinik-und Patientenversorgung mit Piperacillin gefährden, hat DAZ.online interessiert – und mit Eberth gesprochen. Das Unternehmen wollte allerdings keine Details nennen. Derzeit ist nur bekannt, es hängt anscheinend mit der Gültigkeit von GMP-Zertifikaten zusammen. Die AMK schreibt hierzu: „Die erforderliche Qualität der betroffenen Chargen ist nicht hinreichend belegbar“. 

DAZ.online war auch mit der Hexal AG im Gespräch. Der Holzkirchner Pharmaunternehmer ruft zwar keine bereits ausgelieferten Piperacillin-Chargen zurück, bestätigt jedoch, dass es um Piperacillin im Laufe des Jahres eng wird: „Wir haben derzeit bei Piperazillin/Tazobactam Hexal® eine limitierte Verfügbarkeit. Der Grund dafür ist ein Kapazitätsengpass beim Wirkstoffhersteller“. Als Ursache für diesen Kapazitätsengpass nennt Hexal  unter anderem die Implementierung von neuen gesetzlich vorgeschriebenen Maßnahmen im Produktionsprozess.

Wie sieht die aktuelle Lieferbarkeit bei Piperacillin aus?

„Derzeit können wir noch liefern“, beschreibt Eberth seine derzeitige Liefersituation. Eberth hat mit 1,2 Millionen Einheiten Piperacillin nur einen relativ kleinen Marktanteil am Piperacillin-Kuchen der Bundesrepublik. Der jährliche Verbrauch an Piperacillin / Tazobactam liegt nach Angaben von Eberth bei 14 bis 15 Millionen Einheiten. 

Die betroffene Piperacillin-Charge von Eberth ist unter Quarantäne und gesperrt. „Wir haben Ware auf Lager, aber keine Genehmigung, diese in den Handel zu bringen“, sagt Eberth. „Wir haben alles getan“, und seit der ominösen Explosion bei Qilu mit Müh und Not bewerkstelligt, „unsere Vetragskunden zu versorgen. Eberth habe mehrfach Piperacillin per Luftfracht aus China hergeholt, um unsere Kunden zu versorgen“. Üblich ist der Transport über den Seeweg. Eberth ergänzt: „Wir haben mit Piperacillin / Tazobactam 2017 nur Verluste getätigt“.

Auch Hexal gibt einen Ausblick auf die bevorstehende Liefersituation: „Wir hoffen, bis Dezember 2017 wieder die volle Lieferfähigkeit erreicht zu haben“, sagt Hexal. Somit wird sich die Situation um das in Kliniken wichtige Antibiotikum in nächster Zeit nicht entspannen. Vielmehr droht eine weitere Verschärfung bei der Piperacillin-Versorgung.

Der Artikel wurde am 25.08.2017 um die Begründung der AMK ergänzt. 



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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