Digitalisierung

Gröhe im digitalen „Ökosystem“

Hannover - 24.08.2017, 16:01 Uhr

Gröhe besuchte auf seiner Sommerreise mit Journalisten auch Digital-Start-ups. (Foto: BMG)

Gröhe besuchte auf seiner Sommerreise mit Journalisten auch Digital-Start-ups. (Foto: BMG)


BigData für eine bessere Patentenversorgung

Mit von der Partie war auch die Barmer GEK. Dr. Ursula Marschall, die Leiterin der Abteilung für Medizin und Versorgungsforschung bei der Barmer, berichtete von Kooperationen mit einigen Jungunternehmen. Die Kasse habe unlängst auch eine eigene Abteilung für das Thema Digitalisierung gegründet, das Projekt „Barmer-e“. Man müsse Gesundheitsversorgung „komplett neu denken“, erklärte Marschall und sprach sich auch dafür aus, dass die Abrechnungsdaten der Kassen besser genutzt werden sollten. Ihr Beispiel: „Viele junge Frauen leiden unter Wiederholungskopfschmerz, weil sie von ihrem Mediziner nur wegen des Verdachts auf Migräne Triptane verordnet bekommen haben. Hier muss man BigData und die Medizin verbinden, um solche Situationen zu vermeiden.“

Der größte Wunsch der Digitalisierer

Ihr Zusammenkommen mit dem Minister nutzten die Digitalisierer, um ihren größten Wunsch vorzutragen: die Erstattung ihrer Leistung durch die Krankenkassen. Auch die Barmer-Medizinerin berichtete, dass es teilweise sehr schwierig sei, einen passenden Paragrafen im SGB V zu finden, der die Erstattung dieser Leistungen rechtfertigt. „Wir brauchen neue Vertragsgrundlagen“, sagte Marschall.

Wer nun erwartet hatte, dass Gröhe die Innovations-Unternehmen ausbremst, der hatte sich getäuscht. Der Minister bezeichnete die Digitalisierungs-Bewegung als eine „große Hoffnung“, mit der aber auch „große Ängste“ verbunden seien. Diese Ängste müsse man auflösen, indem man den Menschen anhand von konkreten Beispielen zeige, welche Fortschritte sich ergeben können. „Konkrete Geschichten verändern die Kultur“, sagte Gröhe.

„Digitale Lösungen ersetzen keinen Heilberufler“

Gleichzeitig zeigte der Minister aber auf, dass digitale Versorgungslösungen niemals den echten Heilberufler ersetzen könnten. „Wenn ich eine Behandlung von kurativ auf palliativ umstelle, dann muss der Patient das von einem Menschen erfahren.“ Gröhe stellt sich vor, dass sich das etablierte Gesundheitssystem und die Jungunternehmer auf halber Strecke treffen. „Sie müssen lernen, ihren Ideenreichtum mit den Prinzipien des Gesundheitssystems zu verbinden“, sagte er in Richtung Start-ups. „Und die starken, tradierten Partner, wie auch wir in der Politik, müssen einen Schritt auf die Start-ups zugehen.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

Digi-Mythen

von G. Wagner am 24.08.2017 um 18:52 Uhr

Was bitte hat Versandhandel mit Digitalisierung zu tun? Und was soll am Versandhandel fortschrittlich und innovativ sein? Neckermann und Otto Versand gab's schon in meiner Kinndheit. Digital ist allenfalls der Bestell- und Informationsweg. Oder kommen bei den Start ups jetzt die Pillen online aus dem PC?

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