Weltweit fehlen Antiseren

WHO kämpft gegen Engpass bei Schlangen-Gegengiften

Genf - 23.08.2017, 13:10 Uhr

Der Biss der auch in Deutschland beheimateten Kreuzotter ist normalerweise nicht lebensgefährlich – in Afrika oder Asien sterben jedoch zehntausende Menschen jährlich an Schlangenbissen. (Foto: bennytrapp / Fotolia)

Der Biss der auch in Deutschland beheimateten Kreuzotter ist normalerweise nicht lebensgefährlich – in Afrika oder Asien sterben jedoch zehntausende Menschen jährlich an Schlangenbissen. (Foto: bennytrapp / Fotolia)


Große Pferdeherden werden für Produktion benötigt

Ein Kriterium für die nachhaltige Produktion: Der Hersteller braucht große Pferdeherden. Giftschlangen werden gemolken, und mit den Giftkomponenten werden Pferde infiziert. Sie sterben daran nicht, bilden aber Antikörper, die bei der Blutentnahme gewonnen und für das Gegengift für Menschen verwendet werden. Manche Impfstoffe würden auch schon mithilfe „humanisierter Kühe“ gewonnen, sagt Nübling. Bei diesen Kühen seien Gene für das Immunsystem durch menschliche Gene ausgetauscht worden. Mit diesen Tieren liefen in den USA vielversprechende Impfstofftests. Für die großen Mengen Schlangengift, die benötigt werden, sei das aber keine Alternative.

In Deutschland gibt es nur zwei giftige Schlangen, die Kreuzotter und die Aspisviper. Auch hier habe ein langjähriger Lieferant aus Kroatien die Produktion eingestellt, sagt Florian Eyer, Chefarzt für Klinische Toxikologie am Klinikum rechts der Isar und Leiter des Giftnotrufs München. Ein polnisches Produkt sei aber auch recht wirksam. „Bei den deutschen Schlangen ist das Antiserum ohnehin nicht lebensrettend, sondern eher heilungsunterstützend“, sagt er. Der Giftnotruf hält auch Seren parat, falls jemand in einem Zoologischen Garten oder von exotischen Giftschlangen im eigenen Terrarium gebissen wird.

Was machen aber Touristen auf Auslandsreisen? „Nicht barfuß im Busch herumlaufen, eine Taschenlampe mitnehmen und bei Dunkelheit Wege beleuchten“, sagt Williams. Das Risiko gebissen zu werden, sei für Touristen minimal. Es treffe vielmehr Einheimische, die barfuß in Feldern arbeiteten, und Kinder, die im Dunkeln zum Toilettengang nach draußen müssten. „Hier kann jeder Tourist helfen: Für 20 Euro kann man eine ganze Familie in Asien oder Afrika mit Gummistiefeln ausstatten“, sagt er. Auch Moskitonetze, sorgfältig unter die Schlafmatte gesteckt, hielten giftige Schlangen ab.



dpa / DAZ.online
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.