Neue Statistik

Durchschnittlicher Reinertrag einer Arztpraxis liegt bei 258.000 Euro

16.08.2017, 10:15 Uhr

Der durchschnittliche Reinertrag einer Arztpraxis lag 2015 bei 258.000 Euro. (Foto: waldbach / Fotolia)

Der durchschnittliche Reinertrag einer Arztpraxis lag 2015 bei 258.000 Euro. (Foto: waldbach / Fotolia)


Das Statistische Bundesamt hat eine neue Statistik zu Arzthonoraren veröffentlicht. Die Rangfolge ist gleich geblieben: Die Radiologen bleiben die Topverdiener unter den Medizinern – mit einem Reinertrag von 850.000 Euro im Schnitt. Der Durchschnitt liegt bei 258.000 Euro. Mit 70,4 Prozent entfiel 2015 der überwiegende Teil der Einnahmen der Arztpraxen auf Kassenabrechnungen.

Der durchschnittliche Reinertrag einer Arztpraxis lag 2015 bei 258.000 Euro. 2011 waren es noch durchschnittlich 234.000 Euro. Auf den Praxisinhaber heruntergerechnet lag der Reinertrag 2015 bei 190.000 Euro und 2011 bei 166.000 Euro. Dabei bewegte sich 2015 die Hälfte aller Praxen mit 197.000 Euro noch unter dem Durchschnitt von 258.000 Euro. Das bedeutet, dass es bei der anderen Hälfte eine große Zahl von Praxen gibt, die mit einem sehr starken Ergebnis den Durchschnitt nach oben treiben.

Der Reinertrag, nicht zu verwechseln mit dem Gewinn, ist die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben, berücksichtigt dabei aber nicht Aufwendungen von Praxisinhabern für Praxisübernahmen oder Sozialabgaben. Er ist praktisch vergleichbar mit einem Bruttoeinkommen.

Radiologen sind die Topverdiener

Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte, nahm 2015 jede Arztpraxis im Durchschnitt 507.000 Euro ein, egal ob Einzel- oder Gemeinschaftspraxis bei gleicher Fachrichtung. Den Einnahmen standen Aufwendungen von durchschnittlich 249.000 Euro pro Praxis gegenüber, etwa je zur Hälfte für Personal- und Sachkosten. Damit blieb im Durchschnitt ein Reinertrag von 258.000 Euro übrig.

Radiologen haben in Deutschland die höchsten Einnahmen unter den Ärzten – mit weitem Abstand gefolgt von Augenärzten und Orthopäden. Laut Statistischem Bundesamt erzielten 2015 die Praxen der Fachgebiete Radiologie, Nuklearmedizin und Strahlentherapie mit 850.000 Euro im Schnitt den höchsten Reinertrag, Praxen der Augenheilkunde kamen auf durchschnittlich 370.000 Euro und der Orthopädie auf 310.000 Euro.

Wo liegen die Apotheker?

Am niedrigsten fiel der durchschnittliche Reinertrag mit 180.000 Euro bei den Praxen der Fachgebiete Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie aus, so die Statistiker. Praxen des Fachgebiets Allgemeinmedizin – also in erster Linie Hausärzte – erreichten einen durchschnittlichen Reinertrag von 227.000 Euro.

70,4 Prozent der Praxiseinnahmen kamen 2015 von der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), 26,3 Prozent von der Privaten Krankenversicherung (PKV), 3,3 Prozent bezogen sich demnach auf sonstige selbstständige ärztliche Tätigkeiten. Rund 11 Prozent aller Krankenversicherten in Deutschland stemmen damit gut 26 Prozent der Praxiseinnahmen, wie der PKV-Verband immer wieder feststellt. Kein Wunder, dass die Ärzteschaft nicht auf diese Einnahmen verzichten will.

GKV-Spitzenverband kann Klagen nicht nachvollziehen

Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Johann-Magnus von Stackelberg, erklärte: „Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass sich niedergelassene Ärzte seit Jahren auf einem hohen Vergütungsniveau befinden.“ Angesichts der gestiegenen Reinerträge „ist schwer nachzuvollziehen, warum Ärzteverbände immer wieder die angeblich schlechte Vergütung niedergelassener Ärzte beklagen“, argumentierte Stackelberg.

Zum Vergleich: Das Betriebsergebnis einer durchschnittlichen Apothekenbetriebsstätte in Deutschland lag nach Angaben des Deutschen Apothekerverbandes im Jahr 2015 bei 136.345 Euro und 2016 bei 142.622 Euro, was ebenfalls in etwa vergleichbar mit einem Bruttoeinkommen ist. Denn Steuern, Beiträge für das Apothekerversorgungswerk und Krankenversicherung gehen hiervon noch ab. 



Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Statistisches Bundesamt veröffentlicht Statistik zu Praxiserträgen

Radiologen stehen an der Spitze

Statistik zu Ärzte-Einkommen

Mehr Privatpatienten bringen mehr Reinertrag

Statistisches Bundesamt

Ärzte: Einkommen wächst stetig

Statistik zu Einkommen von Ärzten veröffentlicht

Mehr Privatpatienten bringen mehr Ertrag

Zi-Praxis-Panel zeigt merklichen Anstieg zwischen 2011 und 2014

Deutlich höhere Ärzteeinkommen

Zi berechnet die inflationsbereinigten Arzteinkommen

Weniger als ein Oberarzt?

2 Kommentare

Trügerische Statistik ...

von Reinhard Herzog am 16.08.2017 um 12:30 Uhr

Die Statistiken (in Originalform unter www.destatis.de), die durch die Presse geistern, heben nur auf den Reinertrag der gesamten Praxen ab. Rund 50.000 Ärzte sind aber in einer Berufsausübungsgemeinschaft, zudem gibt es MVZ.

Entscheidend ist der Reinertrag je Praxisinhaber.

Da sieht es schon ganz anders aus (jeweils West / Ost ohne MVZ, sonst alle Praxisformen in T€, für das Jahr 2015):

Allgemeinärzte 163 / 185
Innere 205 / 211
Kinder 168 / 150
Augen 261 / 227
Orthopäden 221 / 167
HNO 191 / 140
Radiologen 379 (unsicher) / Ost: zu wenige Daten

Immer noch ganz ordentlich, aber schon nachvollziehbarer ...

Weiterhin beruhen diese Werte auf einer 5%-Stichprobenerfassung (Selbstauskunft nach Statistikgesetz) mit einer gerade bei kleineren Fachrichtungen durchaus nennenswerten Fehlerbreite. Diese Erhebung wird alle vier Jahre durchgeführt. Als Vergleich mögen die Erhebungen des Zentralinstituts der kassenärztlichen Vereinigungen (Praxispanel, www.zi-pp.de) dienen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Kalkulatorische Kosten beachten

von Dr. Thomas Müller-Bohn am 16.08.2017 um 10:34 Uhr

Die Unterschiede zwischen den ärztlichen Fachrichtungen sind interessant und gut erklärbar. Bei Radiologen enthält der Reinertrag die Rendite für die enorm teuren technischen Anlagen. Wie bei Apothekern sind auch dies kalkulatorische Kapitalkosten. Daraus muss zu gegebener Zeit eine Ersatzinvestition finanziert werden. Bei den Fächern der sprechenden Medizin fällt das weg. Auch die Apotheker könnten mit einer so differenzierten Statistik für Apotheken mit Versand, mit Zytos oder als oHG politisch besser argumentieren.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.