Gentherapie

Hoffnung auf Krebsbehandlung mit CAR-T-Zellen

Stuttgart - 15.08.2017, 10:05 Uhr

Die modifizierten T-Zellen sollen insbesondere bei nicht-soliden Tumoren erfolgsversprechend sein. (Foto: Andrea Danti / Fotolia)

Die modifizierten T-Zellen sollen insbesondere bei nicht-soliden Tumoren erfolgsversprechend sein. (Foto: Andrea Danti / Fotolia)


Schwieriger Umgang mit der „scharfen Waffe“

Durch die Genmanipulation bilden die T-Zellen an der Oberfläche einen CAR-Rezeptor (Chimeric Antigen Receptor) zur Erkennung eines speziellen Antigens, das auf Krebszellen vorkommt. Erkennen die CAR-T-Zellen diesen, greifen sie die Krebszellen an und vervielfältigen sich. Allein eine solche T-Zelle kann so 1000 Tumorzellen zerstören. Besonders erfolgreich war dabei die Ansteuerung des Antigens CD19, bestätigte auch das PEI jüngst in einer umfassenden Bilanz aller Studien mit CAR-T-Zellen.

Um diese „lebenden Medikamente“ herzustellen und sie sicher zu verabreichen, ist jedoch viel Expertise nötig. Denn sie kann zu gefährlichen Nebenwirkungen führen: In den USA starben im vergangenen Jahr mehrere Krebspatienten, die an einer Studie zu einem zuvor als vielversprechend gehandelten CAR-T-Ansatzes des Biotech-Unternehmens Juno Therapeutics teilnahmen. „Natürlich ist das eine scharfe Waffe, mit der man gut umgehen muss“, erklärte Patrick Schmidt vom Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg gegenüber DAZ.online. Die Therapien werden daher wohl nur an wenigen Spezialzentren möglich sein.

„Es wird ein sehr potenter Mechanismus genutzt, der zu einer Entgleisung des Immunsystems und schlimmstenfalls zum Tod führen kann“, erklärt gleichfalls PEI-Experte Egbert Flory in Bezug auf Zytokin-Stürme, die die Immuntherapien auslösen können. „Auch in Europa muss die Infrastruktur und Zusammenarbeit von Kliniken und Herstellern noch besser werden, um diese Therapie zu beherrschen und weiterzuentwickeln“, betont PEI-Direktor Cichutek.

Die US-Zulassung von CD19-spezifischen CAR-T-Zellen der Firma Novartis zur Behandlung von Akuter Lymphatischer Leukämie (ALL) wäre die erste für eine Gentherapie gegen Krebs. Andere Anträge folgen aber bereits: Kite Pharma will sie zur Behandlung aggressiver Non-Hodgin-Lymphome auf den Markt bringen. Auch für die Therapie Multipler Myelome, ebenfalls eine Blutkrebserkrankung, liegen der FDA Anträge vor.



Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.