UNAIDS-Bericht

Todesfälle durch AIDS fast um die Hälfte zurückgegangen

Remagen - 11.08.2017, 08:00 Uhr

Es sterben zwar weniger Menschen an AIDS, doch neben diesem Licht gibt es aber auch noch viel Schatten. (Foto: picture alliance/Ulrich Baumgarten)

Es sterben zwar weniger Menschen an AIDS, doch neben diesem Licht gibt es aber auch noch viel Schatten. (Foto: picture alliance/Ulrich Baumgarten)


Das ist mal eine gute Nachricht: Die weltweiten Todesfälle aufgrund der erworbenen Immunschwächekrankheit AIDS sind seit 2005 fast um die Hälfte zurückgegangen. Dies meldet das gemeinsame Programm der Vereinten Nationen zu HIV/AIDS (UNAIDS). Neben diesem Licht in der Aids-Bekämpfung gibt es aber auch noch viel Schatten

Um die verschiedenen HIV/AIDS-Pandemie Aktivitäten einzelner Ländern im Kampf gegen AIDS zu koordinieren, wurde vor rund zwanzig Jahren das Programm „Joint United Nations Programme on HIV/AIDS“, kurz UNAIDS ins Leben gerufen. Er verfolgt ehrgeizige Ziele und hat durchaus große Erfolge vorzuweisen. Ein aktueller Bericht mit dem Titel „Ending AIDS: progress towards the 90–90–90 target” liefert eine detaillierte Analyse der Fortschritte und Herausforderungen zur Erreichung der so genannten „90- 90-90“ Zielvorgabe. 

Das 90-90-90-target

Diese wurden im Jahr 2014 formuliert. Was ist damit gemeint? Bis 2020 sollen 90 Prozent aller Menschen mit HIV ihren HIV-Status kennen. 90 Prozent aller Menschen mit diagnostizierter HIV sollen Zugang zu einer dauerhaften antiretroviralen Therapie haben, und bei 90 Prozent aller Menschen mit Zugang zu antiretroviralen Therapie soll das Virus unterdrückt sein.

Sieben Länder haben die Zielvorgabe jetzt schon erfüllt: Botswana, Dänemark, Großbritannien, Island, Kambodscha, Singapur und Schweden. Viele sind laut UNAIDS kurz davor. Ostafrika und die Regionen Südafrika, West-und Zentraleuropa, Nord-und Lateinamerika liegen ebenfalls im Plan und könnten es bis 2020 ebenfalls schaffen. 

Der wichtigste Erfolg durch die intensivierten Maßnahmen des UNAIDS-Programms gegen HIV/AIDS ist die Verringerung der AIDS-Todesfälle. Deren Zahl hat sich seit 2005 nahezu halbiert. Konkret wird ein Rückgang von 1,9 Millionen auf 1 Million im Jahr 2016 verzeichnet. Außerdem hat heute weltweit mehr als die Hälfte aller Menschen mit HIV (fast 20 von rund 37 Millionen, 53 Prozent) Zugang zur Behandlung. 

Ost-und Südafrika ist auf dem richtigen Weg

Die größten Fortschritte wurden im östlichen und südlichen Afrika beobachtet, wo auch die größte Betroffenheit herrscht. Mehr als die Hälfte der Menschen lebt dort nach Angaben von UNAIDS mit HIV. Seit 2010 sind die AIDS-bedingte Todesfälle in beiden Regionen um 42 Prozent gesunken. Die Lebenserwartung ist zwischen 2006 und 2016 unter dem Strich um fast zehn Jahre angestiegen. Die Zahl der HIV-Neuinfektionen hat um rund ein Drittel abgenommen, bei Kindern sogar um deutlich mehr als die Hälfte, laut UNAIDS eine bemerkenswerte Leistung. Das östliche und südliche Afrika sei auf dem richtigen Weg zur Beendigung der AIDS-Epidemie, so die Schlussfolgerung. „Die Gemeinden und Familien gedeihen, weil AIDS zurückgedrängt wird”, freut sich Michel Sidibé, Executive Director von UNAIDS. „Wir bringen die Epidemie unter Kontrolle. Das erhöht den Gesundheitsstatus in den Ländern und macht sie stärker.“ 

Alarmierende Situation in Ost-und Zentraleuropa

Leider ist in einigen Ländern aber auch eine gegenteilige Entwicklung zu bemerken. Während die Anzahl der HIV-Neuinfektionen weltweit sinkt - zwischen 2010 und 2016 hat UNAIDS einen Rückgang um 16 Prozent auf 1,8 Millionen verzeichnet - werden in Osteuropa und Zentralasien alarmierende Anstiege bemerkt. Für die russische Föderation wird bei den neu gemeldeten Fällen von HIV eine Zunahme um zwei Drittel angegeben. Mehrere andere Länder in der Region, darunter Armenien und Kasachstan berichten ebenfalls über schnell wachsende Epidemien. Im mittleren Osten und in Nordafrika sowie in Ost-und Zentraleuropa haben die Todesfälle durch AIDS um 48 Prozent beziehungsweise 38 Prozent zugenommen. 

Zu späte Diagnose bei Kindern

Kaum zufriedenstellend ist überdies die Situation der infizierten Kinder. Zwei Drittel aller Kinder in der Altersgruppe unter zwei Jahren werden spät diagnostiziert und starten mit der Behandlung erst, wenn die Immunschwäche bereits fortgeschritten ist. Außerdem haben lediglich 43 Prozent aller HIV-infizierten Kinder Zugang zur antiretroviralen Behandlung im Gegensatz zu 54 Prozent der Erwachsenen.

Einiges an Nachholbedarf hinsichtlich der Testung, Kenntnis der eigenen Infektion, Behandlung und Prävention besteht auch bei jungen Menschen zwischen 15 und 24 Jahren. Sie tragen ein besonders hohes Infektionsrisiko, speziell junge Frauen in der afrikanischen Subsahara-Region. Hier liegen die Infektionsraten der Frauen um 44 Prozent höher als bei gleichaltrigen Männern.  

Außerhalb der afrikanischen Subsahara-Region treten 80 Prozent aller Neuinfektionen bei Schlüsselpopulationen und ihren Sexualpartnern auf. Auf diese soll nach dem Bericht noch ein stärkeres Augenmerk gerichtet werden, um die entsprechenden Personenkreise mit integrierten HIV-Serviceangeboten besser zu erreichen.




Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Geographie

von norbert am 23.08.2017 um 16:37 Uhr

Greift Ihr mal nach Weltatlas um feztzustellen, was Ost- und Zentraleuropa eigentlich ist.

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