Herstellung von Homöopathika

Wo wird wie viel verschüttelt und potenziert?

Remagen - 09.08.2017, 07:00 Uhr

Bei der DHU werden homöopathische Arzneimittel im Industriemaßstab hergestellt. (Foto: DHU)

Bei der DHU werden homöopathische Arzneimittel im Industriemaßstab hergestellt. (Foto: DHU)


Was sind die Hauptmärkte?

Die ECHAMP beziffert den Markt der homöopathischen und anthroposophischen Arzneimittel in der EU mit rund 1,3 Milliarden Euro (für 2013, nach Herstellerabgabepreisen). Dies entspricht 7 Prozent des OTC-Marktes. Zwischen 2010 und 2013 lag das durchschnittliche Wachstum bei 6.5 Prozent. Der Umsatz ist wie folgt verteilt: Vier Fünftel entfallen auf Frankreich (33 Prozent), Deutschland (27), Italien (13), Spanien (5) und 22 Prozent auf den Rest der Europäischen Union. Die vier größten Märkte sind 2010 bis 2013 zusammen um fast 14 Prozent gewachsen. Viele der größeren Firmen sind in vier Schwerpunktregionen des Sektors angesiedelt. Diese sind in Frankreich die Region Rhone-Alpen, in Italien die Lombardei, in Spanien Katalonien und in Deutschland Baden-Württemberg. Die fünf größten Firmen machen gemeinsam rund 60 bis 70 Prozent des Umsatzes. Der Rest entfällt auf kleinere und mittlere Unternehmen

Jedes Jahr 100 Millionen Packungseinheiten

Europa gilt weltweit als Zentrum der Expertise für die Herstellung homöopathischer (inklusive anthroposophischer) Arzneimittel. Laut ECHAMP produziert der Sektor jedes Jahr 100 Millionen Packungseinheiten von Fertigarzneimitteln, die sich durch eine hohe Variabilität und Komplexität auszeichnen. Einige größere Hersteller arbeiten mit 2000 Ausgangsmaterialien, die meisten davon pflanzlichen Ursprungs, die sie von mehr als 100 Lieferanten beziehen. Um die Versorgung mit qualitativ hochwertigen Ausgangsstoffen sicher zu stellen, unterhält nach einer Umfrage der ECHAMP rund ein Drittel der Mitglieder eigene Arzneipflanzengärten. So bewirtschaftet zum Beispiel die Firma Weleda AG laut Unternehmensangaben eigene Felder, unter anderem in Deutschland, Neuseeland, Argentinien, Brasilien, England, der Schweiz und Frankreich.  

Zahlreiche nicht profitable Kleinstchargen

Die Mitgliedsunternehmen der ECHAMP produzieren 1.5 Millionen unterschiedliche Fertigprodukte in verschiedenen Potenzen und Darreichungsformen in großen, mittleren, Klein-und Kleinstchargen. 30 Chargenfreigaben pro Tag sollen an der Tagesordnung sein, große Unternehmen sollen auf fast 300 Chargen pro Tage kommen. Dies führt im Ergebnis dazu, dass viele Firmen einen nicht unerheblichen Anteil an Produkten herstellen, die eigentlich nicht profitabel sind. Laut ECHAMP macht ein Drittel seiner Mitgliedsunternehmen mit jeweils der Hälfte seiner Präparate nur einen geringen oder gar keinen Gewinn. Dies erfordere „innovative Geschäftsmodelle“, schreibt der Verband in seiner Branchenbroschüre aus dem Jahr 2015. 



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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