Insektizidfund in Eiern

Wie wirkt Fipronil?

Berlin - 02.08.2017, 10:40 Uhr

Für Hunde ist Fipronil als Spot-on-Präparat in der Apotheke zu haben. (Foto: tatomm / Fotolia)

Für Hunde ist Fipronil als Spot-on-Präparat in der Apotheke zu haben. (Foto: tatomm / Fotolia)


Die Behörden in den Niederlanden hatten Millionen Eier aus Supermärkten zurückrufen lassen. Auch in Deutschland, bislang Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, gibt es Rückrufe. Der Grund ist ein zu hoher Gehalt des Insektizids Fipronil. Offensichtlich war ein Reinigungsmittel für Ställe mit Fipronil vermischt worden. Was ist das eigentlich für eine Substanz?

Fipronil ist ein Breitspektrum-Insektizid und zählt zur Gruppe der Phenylpyrazole. Es wird als Insektizid in der Tiermedizin, zur Saatgutbehandlung und im Haushalt eingesetzt. So zum Beispiel bei Hunden und Katzen zur Vorbeugung und Behandlung von Floh-, Zecken- und Haarlingsbefall. Aber auch Kakerlaken, Termiten, Ameisen, Feuerameisen und Maulwurfsgrillen lassen sich mit dem Kontaktgift bekämpfen. 

Fipronil gelangt als Kontaktgift über das Exoskelett in das Zentralnervensystem. Die insektiziden und akariziden Wirkungen beruhen auf einer Blockade von ligandengesteuerten Chloridkanälen, den inhibitorischen GABAA-Rezeptoren, Der GABA-induzierte inhibitorische Chlorideinstrom bleibt aus. In der Folge kommt es zu einer Überstimulation des zentralen Nervensystems, was letztendlich zum Tod führt. Für Säugetiere ist Fipronil kaum toxisch. Erklärt wird das mit der geringen Bindungsaffinität des Moleküls an den GABA-Rezeptor der Vertebraten. Erst in relativ hohen Dosen kann es tödlich werden. Bei bestimmten Produkten zugesetzte Bitterstoffe verhindern daher eine Vergiftung von Kindern und Haustieren.

Lange Wirksamkeit 

Das Arzneimittel wird auf dem Fell eingesetzt, entweder als zur Floh- und Zeckenbekämpfung als Spot-on-Präparat oder auch als Sprühlösung zur Ganzkörperbehandlung. Nach der Applikation verteilt sich Fipronil in den oberflächlichen Hautschichten, den Talgdrüsen und auf den Haaren. Der Wirkungseintritt erfolgt binnen 24 Stunden. Bei der Spot-on-Anwendung verteilt sich der Arzneistoff mittels passiver Diffusion über den Talg. Es ist bei Hunden und Katzen über mehrere Wochen wirksam. Für die lange Wirksamkeit wird verantwortlich gemacht, dass es zum einen gut am Fell anhaftet, zum anderen aus den Talgdrüsen nur langsam nach und nach ausgeschieden wird. Bei Katzen wirkt es in der Regel kürzer als bei Hunden, zum Beispiel bei Flöhen nur fünf bis sechs Wochen, im Vergleich von mindestens sieben beim Hund. Grund ist das Putzverhalten. Gegen Zecken wirkt Fipronil bei Hunden sicher bis zu vier Wochen, bei Katzen nur etwa zwei. Dann lässt die Wirksamkeit nach. Allerdings schützt das Mittel nicht vor Zeckenstichen. Die Einwirkungszeit ist zu lang. Bei Hunden sind daher schneller wirksame Zeckenwirkstoffe (z. B. Permethrin) für den sicheren Schutz vor durch Zecken übertragene Krankheiten (Babesiose, Borreliose) vorzuziehen. 

Wie toxisch ist Fipronil?

Die Resorption über die Haut ist gering (< 1 Prozent). Die akute dermale Toxizität liegt bei über 5 g/kg. Allerdings darf Fipronil nicht auf verletzte Hautareale, zum Beispiel bei Flohdermatitis, aufgetragen werden, da hier die Resorption erhöht ist. Die akute orale LD50 liegt für Hunde bei 640 mg/kg und für Katzen bei 320 mg/kg. Unerwünschte Wirkungen durch Ablecken sind also bei den verabreichten Formulierungen, die üblicherweise in einer Dosis zwischen 7,5 und 15 mg/kg verwendet werden, nicht zu erwarten. Kaninchen, Igel und Hühnervögel sind sehr viel empfindlicher. So liegt die akut orale LD50 für Kaninchen bei 8 mg /kg.

Die Anwendung von Fipronil bei Lebensmittel liefernden Tieren ist nicht erlaubt. Auch bei sehr jungen (Hunde < 2 kg) und geschwächten Tieren sollte Fipronil nicht eingesetzt werden. Beim Menschen kann Fipronil Haut und Augen reizen sowie Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen verursachen.

Rezeptfrei in der Apotheke

Fipronil-haltige Arzneimitel in der Apotheke rezeptfrei für Hunde und Katzen erhältlich (zum Beispiel Frontline®, Bolfo®). Zudem sind Kombinationen mit anderen Insektiziden auf dem Markt, unter anderem mit Permethrin (zum Beispiel Frontect®). Diese sind aber rezeptpflichtige Tierarzneimittel.  

Schädlingsbekämpfung in Landwirtschaft und Haushalt

In der Europäischen Union gilt zudem seit 2007 eine Zulassung von Fipronil für Pflanzenschutzmittel (ausschließlich Saatgutbehandlung), die zum 31. Juli 2018 ausläuft. In Deutschland ist es nicht generell als Pflanzenschutzmittel zugelassen. Seit 2009 hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit jedoch immer wieder Ausnahmegenehmigungen erteilt. In Belgien und in den Niederlanden ist Fipronil auf nationaler Ebene zugelassen. 2013 hatte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) Fipronil als gefährlich für Honigbienen eingestuft. Es scheint deren Fruchtbarkeit zu beeinträchtigen. Seit 2014 darf Fipronil nun nicht mehr zur Behandlung von Mais- und Sonnenblumen-Saatgut verwendet werden. Der Einsatz bei Pflanzen, die ausschließlich in Gewächshäusern wachsen, bleibt dagegen erlaubt.

Fipronil wird außederm als Schädlingsbekämpfungsmittel verwendet. Es ist als Wirkstoff in Ködergranulaten und Gießmitteln gegen Ameisen sowie in Ködergelen gegen Kakerlaken enthalten.

Fipronil in Eiern

Eine aktuelle Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung zum den mit Fipronil belasteten Eiern finden Sie hier. 



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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