Therapie mit Sovaldi und Co.

vfa: Prognosen zur Hepatitis-C-Behandlung waren überzogen

Berlin - 28.07.2017, 07:00 Uhr

Anlässlich des Welt-Hepatitis-Tags am heutigen 28. Juli legt der Herstellerverband vfa Zahlen zur Hepatitis-C-Behandlung dar.  (Foto: kamasigns / Fotolia)

Anlässlich des Welt-Hepatitis-Tags am heutigen 28. Juli legt der Herstellerverband vfa Zahlen zur Hepatitis-C-Behandlung dar.  (Foto: kamasigns / Fotolia)


Schlagzeilen macht die „1000-Dollar-Pille“

Sofosbuvir (Sovaldi® von Gilead) war das erste dieser neuen Präparate. Und es machte sogleich mächtig Schlagzeilen. Allerdings nicht nur, weil es einen echten medizinischen Fortschritt darstellte. Diese Tatsache wurde vielmehr überschattet durch die Diskussion um seine Kosten. Die „1000-Dollar-Pille“ Sovaldi war plötzlich ein echter Aufreger. Darf ein Arzneimittel so teuer sein? Auch in Deutschland schlug die zwölfwöchige Therapie mit etwa 60.000 Euro zu Buche. Es gab verschiedene erschreckende Prognosen, wie es weiter gehen würde. Von mehreren Milliarden Euro zusätzlich für die Kassen war die Rede. Die AOK Niedersachsen machte beispielsweise eine Hochrechnung auf, dass sich die Ausgaben für die neue Therapie auf jährlich 5 Milliarden Euro summieren würden. Dahinter steckt die Annahme von rund 80.000 Fällen im Jahr, die mit etwa 62.000 Euro zu Buche schlagen. Auch das IGES stellte 2015 eine Prognose an. Mit gleichem Therapiepreis, aber nur mit 14.000 Fällen pro Jahr. Das führt zu rund 850 Millionen Euro im Jahr. Ein deutlicher Unterschied.

Tatsächlich stiegen die Arzneimittelausgaben der gesetzlichen Krankenkassen im Jahr 2014 nach drei moderaten Jahren plötzlich um 9 Prozent – wobei ein Drittel davon auf das Auslaufen des erhöhten Herstellerrabatts zurückzuführen war. Laut Bundesgesundheitsministerium führten die neu zugelassenen Hepatitis-C-Arzneimittel zu Mehrausgaben in einer Größenordnung von rund 600 Millionen Euro. 2015 bezifferte es diese Ausgaben dann auf 1,3 Milliarden Euro. Sicherlich kein Pappenstiel – doch im folgenden Jahr waren es dann 0,5 Milliarden Euro weniger und auch 2017 setzt sich der Trend fort. Die Arzneimittelausgaben steigen wieder sehr moderat. 

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Schreckensvisionen erfüllten sich nicht

Die Schreckensvisionen erfüllten sich damit nicht. Warum? Vor allem die Patientenzahlen waren zu hoch gegriffen. Es können schlicht nicht alle Infizierten gleichzeitig behandelt werden. Vielmehr pendelt die Zahl der jährlich Behandelten seit 2010 stets um die 10.000. 2015 waren es mit knapp 16.000 einmal deutlich mehr. Hier war ein gewisser Rückstau zu verarbeiten. Dass es letztlich aber bei rund 10.000 Patienten jährlich bleibt, liegt laut Häussler daran, dass die Behandlung nicht durch den Hausarzt erfolgt, sondern in speziellen Leberzentren, die schlicht eine begrenzte Aufnahmekapazität haben. 



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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