Uruguay

Wie funktioniert die staatliche Marihuana-Abgabe in Apotheken?

Berlin - 20.07.2017, 07:00 Uhr

Wie funktioniert das Projekt Marihuana aus Apotheken? Fragen und Antworten. (Foto: fotolia / William Casey)

Wie funktioniert das Projekt Marihuana aus Apotheken? Fragen und Antworten. (Foto: fotolia / William Casey)


Etwa 55.000 Menschen können Marihuana aus der Apotheke kaufen

Wie kam es zur Legalisierung?

Der damalige Staatschef José Mujica, ein früherer Guerillakämpfer, hatte die Initiative zur Legalisierung des Marihuana-Konsums 2012 angekündigt. Das Gesetz wurde Ende 2013 vom Parlament angenommen, es folgten lange Debatten über die Umsetzung des Verkaufs in Apotheken. Das kleine Uruguay ist eines der progressivsten Länder Südamerikas – es hat neben der liberalen Drogenpolitik zugleich eines der weltweit strengsten Raucher-Gesetze und in dem Kontext einen millionenschweren Musterprozess gegen den US-Tabakriesen Philip Morris gewonnen.

Wie funktioniert der Vertrieb?

In zunächst 16 ausgewählten Apotheken muss sich der Konsument mit seinem elektronischen Fingerabdruck identifizieren. Über einen zentralen Speicher des staatlichen Cannabis-Instituts (IRCCA) wird der Verkauf von wöchentlich bis zu zehn und monatlich bis zu 40 Gramm pro Person genehmigt. Die beiden Marihuana-Unternehmen dürfen zwei Tonnen Gras pro Jahr produzieren, mit jeweils rund 15.000 Pflanzen.

Wird damit der illegale Markt zerstört?

Nein. Die Anzahl der regelmäßigen Konsumenten wird von der Regierung auf 55.000 Menschen geschätzt, mit einem Konsum von 26,5 Tonnen im Jahr, die vor allem aus dem benachbarten Paraguay nach Uruguay geschmuggelt werden. Rund 40 Millionen Dollar pro Jahr verdienen Dealerbanden bisher. Bereits 2017 sollen den Drogenhändlern sieben Millionen US-Dollar an Umsatz entzogen werden. Nächstes Jahr sollen es dann 20 Millionen werden. Da nur vier Tonnen staatlich angebaut werden, wird es aber vorerst auch weiterhin illegalen Konsum geben.

Wie ist die Lage in anderen Ländern?

In einigen US-Bundesstaaten ist der Anbau zu Hause in kleinen Mengen erlaubt. In Deutschland geht es um einen streng limitierten Zugang für kranke Menschen. Weil solche Modelle im Kommen sind, setzen die beiden zertifizierten Anbauer auch auf Exportchancen für Gras „made in Uruguay“. Aber die Frage ist: Lässt sich der legale Markt auch kontrollieren – oder wird das günstige Gras illegal weiterverkauft?



dpa / DAZ.online
redaktion@daz.online


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