Sachsen

Linke warnen vor Apothekenschließungen

Berlin - 17.07.2017, 10:40 Uhr

Die Anfrage zum Apothekenmarkt im sächsischen Landtag stammt von der gesundheitspolitischen Sprecherin der Linksfraktion, Susanne Schaper.  (Foto: Bürgerbüro Schaper)

Die Anfrage zum Apothekenmarkt im sächsischen Landtag stammt von der gesundheitspolitischen Sprecherin der Linksfraktion, Susanne Schaper.  (Foto: Bürgerbüro Schaper)


Die Linksfraktion im Sächsischen Landtag hat sich beim zuständigen Ministerium für Gesundheit und Soziales nach der Zahl der Schließungen und Neueröffnungen von Apotheken im Freistaat erkundigt. Die Zahlen zeigen, dass die Apothekenzahl im Freistaat zuletzt etwas langsamer gesunken ist als im übrigen Bundesgebiet. Trotzdem warnen die Linken davor, die Entwicklung zu verharmlosen.

Die Linksfraktion im Sächsischen Landtag hat sich beim zuständigen Ministerium für Gesundheit und Soziales nach der Zahl der Apothekenschließungen und -eröffnungen im Freistaat erkundigt. Die Zahlen zeigen, dass die Apothekenzahl im Freistaat zuletzt etwas langsamer gesunken ist als im übrigen Bundesgebiet. Trotzdem warnen die Linken davor, die Entwicklung zu verharmlosen.

Die Anfrage zum Apothekenmarkt im sächsischen Landtag stammt von der gesundheitspolitischen Sprecherin der Linksfraktion, Susanne Schaper. Schaper ist ausgebildete Krankenschwester und sitzt seit 2014 im Landesparlament des Freistaates. Im Juni hatte die Linken-Abgeordnete in einer Kleinen Anfrage an das Sozialministerium Entwicklungen auf dem Apothekenmarkt thematisiert. In der ersten Frage hatte sich Schaper nach den neu eröffneten Apotheken in den Jahren 2015 und 2016 erkundigt. Die zweite Frage beschäftigt sich mit der Anzahl der Schließungen in diesen beiden Jahren. Schließlich hatte Schaper auch nach den jüngsten Schließungs- und Eröffnungszahlen aus diesem Jahr gefragt.

In Sachsen gibt es derzeit eine von der CDU geführte Große Koalition. Das für die Apotheker zuständige Ministerium für Soziales wird ebenfalls von der CDU geleitet, nämlich von Barbara Klepsch. Die Antwort des Ministeriums an die Oppositionspolitikerin Schaper in Sachen Apothekenmarkt liegt nun vor. Ohne Kommentare liefert das Sozialministerium die jüngsten Zahlen aus dem sächsischen Apothekenmarkt:

  Anzahl der
Eröffnungen
Landkreise / kreisfreie Städte
2015 2 Chemnitz
1 Vogtlandkreis
2 Dresden
1 Stadt Leipzig
2016 1 Erzgebirgskreis
1 Zwickau
1 Bautzen
1 Sächsische Schweiz-Osterzgebirge
2 Stadt Leipzig
1 Leipzig (Land)

  

Anzahl der
Schließungen
Landkreise / kreisfreie Städte

2015 1 Chemnitz
1 Mittelsachsen
1 Vogtlandkreis
2 Zwickau
1 Dresden
2 Stadt Leipzig
2016 1 Chemnitz
1 Erzgebirgskreis
1 Zwickau
2 Dresden
1 Bautzen
1 Görlitz
2 Stadt Leipzig
Anzahl der
Eröffnungen
Landkreise / kreisfreie Städte
2017* 0 -
  Anzahl der
Schließungen
Landkreise / kreisfreie Städte
2017* 2 Vogtlandkreis
1 Dresden
1 Nordsachsen
*Stand 26.06.2017 

Was bedeuten die Apothekenzahlen aus Sachsen im Vergleich?

Mit Blick auf das Jahr 2015 fällt zunächst auf, dass zwischen Neueröffnungen und Schließungen ein relativ ausgewogenes Verhältnis herrscht. Sechs neuen Apotheken standen acht Schließungen gegenüber. In Sachsen gab es laut ABDA Ende des Jahres 2015 insgesamt 989 Apotheken. Ein Rückgang der Apothekenzahl um zwei Standorte entspricht einem Minus von etwa 0,2 Prozent. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum ist die Apothekenzahl im gesamten Bundesgebiet um 192 gesunken, also um etwa 0,95 Prozent.

Eine ähnliche Entwicklung gab es im Freistaat im vergangenen Jahr. 2016 gab es sieben neue Apotheken in Sachsen, neun mussten ihre Pforten für immer schließen. Auch das ist ein Minus von rund 0,2 Prozent. Im gleichen Zeitraum sank der Bundeswert um etwa 1,1 Prozent, nämlich von 20.249 auf 20.023 Apotheken.

Im laufenden Kalenderjahr trifft es den Apothekenmarkt anscheinend aber härter als in den Jahren zuvor. Die ABDA vermeldete im Frühling, dass die Apothekenzahl schon nach den ersten drei Monaten im Jahr 2017 um weitere 0,4 Prozent gesunken sei und mit 19.949 erstmals unter der 20.000er-Marke liege. Auch in Sachsen scheint es in diesem Jahr eine deutlich negativere Bilanz zu geben als in den beiden Vorjahren: Laut Sozialministerium gab es bis Ende Juni keine einzige neue Apotheke in Sachsen, während vier Standorte jedoch in diesem Zeitraum bereits wegfielen.

Zumeist Städte von Schließungen betroffen

Was die Verteilung der geschlossenen Apotheken betrifft, so sind die meisten Standorte in städtischen Gebieten weggefallen. 2015 und 2016 waren insbesondere die Städte Leipzig (wo auch ABDA-Präsident Friedemann Schmidt seine Apotheke hat), Chemnitz, Dresden und Zwickau betroffen. Allerdings fielen auch Landapotheken weg, betroffen sind hier etwa die Landkreise Vogtlandkreis (3 Apotheken weniger in den vergangenen zweieinhalb Jahren), Mittelsachsen, das Erzgebirge und in diesem Jahr auch Nordsachsen.

Die Linken-Politikerin Schaper kommentiert die Ergebnisse folgendermaßen: „Zwar sind die Zahlen der Schließungen gegenüber den Neueröffnungen im moderaten Bereich, dennoch ist ein Trend zu verzeichnen. So lässt sich beobachten, dass jährlich mehr Apotheken schließen als neu eröffnen. Die Arzneimittelversorgung wird zwar dadurch nicht akut gefährdet, da heutzutage auch immer mehr Menschen online Medikamente beziehen, doch sollte man diese Entwicklung weiter im Auge behalten.“

Die Bundestagsfraktion der Linken macht sich seit Jahren für eine Einschränkung des Versandhandels stark. Ebenso argumentiert nun auch Schaper: „Online-Apotheken können eine umfassende Beratung der Apotheken vor Ort nie ganz ersetzen. Welche Medikamente vertragen sich nicht zusammen oder wie wirkt dieses oder jenes Präparat? Was kann man nehmen, wenn man diese oder jene Beschwerden hat? Diese Fragen kann der Apotheker vor Ort beantworten, die Online-Apotheke nicht. Daher muss man aufpassen, dass es nicht plötzlich Regionen gibt, in denen es gar keine Apotheken mehr gibt und man entsprechende Gegenmaßnahmen nicht verschläft. Nicht dass einem das erst auffällt, wenn sich die Situation ähnlich dem Landarztmangel oder Personalmangel bei Lehrern und Polizei darstellt.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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