Hamburger Apotheker trifft Martin Schulz

„Der G20-Gipfel hat mich einen fünfstelligen Betrag gekostet“

Hamburg - 14.07.2017, 10:50 Uhr


Martin Schulz und Apotheker reden über Zerstörungen

Viel schlimmer als seine Offizin traf es allerdings das Auto, mit dem Khalil in der Nachbarschaft Botendienste tätigt. Sowohl die Motorhaube als auch das Dach seien „komplett hinüber“, der Apotheker geht von einem Schaden von mehreren tausend Euro aus. Die Botendienste kann er trotzdem weiterhin fahren, das Auto fahre ja noch. Aber auch der Schaden am Auto ist nicht das, was Khalil nach den G20-Ausscheitungen am meisten Sorgen macht. Der Pharmazeut erklärt: „Das ganze Viertel war ja schon ab Mittwoch komplett abgeriegelt. Ich hatte eigentlich eine halbe Woche lang fast gar keine Kunden, mir fehlen fast vier Tage Umsatz, das bewegt sich im deutlich fünfstelligen Bereich.“ Weil er nicht wollte, dass seine Mitarbeiter in die Ausschreitungen geraten und ohnehin keine Kunden vor Ort waren, schickte er sie an den Wochentagen vor dem G20-Gipfel früher nach Hause.

Schulz und seine Bodyguards besuchten das Schanzenviertel

Am gestrigen Donnerstag war dann erneut und ganz plötzlich eine große Aufregung im Schanzenviertel. Denn Martin Schulz, der SPD-Kanzlerkandidat, kam mit seinen Bodyguards ins Viertel und sprach mit Anwohnern und Ladenbesitzern. Apotheker Khalil hatte kurz nach dem G20-Gipfel einen Pflasterstein vor seiner Fassade aufgesammelt, um ihn als Andenken an die Ausschreitungen aufzubewahren. Diesen Stein nahm er mit, als Schulz auf einmal vor seiner Apotheke auftauchte. Zwischen dem Apotheker und dem Spitzenpolitiker entwickelte sich ein kleines Gespräch.

Schulz soll sich schockiert gezeigt haben und den Stein als „Mordinstrument“ bezeichnet haben. Khalil wies den SPD-Politiker auf die Gewaltbereitschaft der Demonstranten hin und erklärte auch ihm, dass er den Eindruck hatte, dass nicht viele der Gewalttätigen wirklich aus Hamburg, geschweige denn aus Deutschland kamen. Khalil sagt: „Ich hatte auch kurz überlegt, ob ich mit ihm über Apothekenthemen spreche. Aber das ging einfach nicht. Unsere Heimat, unser ganzes Viertel ist zerstört, da wäre ein Gespräch über politische Themen, die uns Apotheker derzeit bewegen, nicht möglich und auch unangemessen gewesen.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

Verpasste Chance !

von Frank Ebert am 14.07.2017 um 14:31 Uhr

Was für eine Gelegenheit : wenn Schulz zu mir gekommen wäre: Was wollen Sie in meiner Apotheke?, die SPD zerstört gerade Tausende. Ihre Heuchelei können Sie sich sparen. Da muss man natürlich einen Hintern in der Hose haben.

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