Baden-Württemberg

Einsparungen: Krankenhausapotheken stehen zur Diskussion

Düsseldorf - 10.07.2017, 14:30 Uhr

Bald eine Klinikapotheke weniger? Die Ortenau-Kliniken in Baden-Württemberg müssen sparen und wollen daher zwei Klinikapotheken zusammenlegen. (Foto WEB / fotolia)

Bald eine Klinikapotheke weniger? Die Ortenau-Kliniken in Baden-Württemberg müssen sparen und wollen daher zwei Klinikapotheken zusammenlegen. (Foto WEB / fotolia)


Freundeskreis und Gemeinderatsfraktionen wehren sich

Doch gegen die Pläne regt sich einiges an Widerstand. So bezweifelt etwa der Vorsitzende des Freundeskreises Klinikum Lahr, Professor Volker Schuchardt, in einer Stellungnahme des Vereins, dass die Schließung der Lahrer Krankenhausapotheke Ersparnisse bringe. Bis September 2016 war Schuchardt Chefarzt der Klinik für Neurologie und Neurogeriatrie am Ortenau-Klinikum Lahr-Ettenheim. „Eine Schließung der Lahrer Krankenhausapotheke kann nicht zu Kostenersparnissen führen, eher sind durch versteckte Kosten, eine vermehrte Personalbelastung und durch einen erhöhten logistischen Aufwand Kostensteigerungen zu erwarten“, heißt es in der Stellungnahme. Ferner werde das Fehlen einer eigenen Apotheke die „hervorragend eingespielten Abläufe“ am Standort Lahr-Ettenheim gefährlich behindern, was therapeutische Maßnahmen aufwändiger, kosten- und personalintensiver mache und ohne Not Leistungsfähigkeit und Entwicklungspotenzial des Standortes gefährde. Leidtragende seien dann Patienten und Mitarbeiter, erklärt der Professor in der Stellungnahme.

In besonderem Maße sei auch die Onkologie in Lahr betroffen, denn dort käme es auf eine sehr zeitnahe und hoch individualisierte Bereitung von Präparaten an“, schreibt Schuchardt. Manche Präparate könnten bereits zwei Stunden nach der Präparation verderben – fatal wenn es beim Transport von Offenburg nach Lahr dann etwa Stau gebe.

Kritik sei teilweise sachlich falsch

„Eine Fehlentscheidung“ sei die Schließung der Krankenhaus-Apotheke, sagt auch Roland Hirsch, Fraktionsvorsitzender der SPD im Lahrer Gemeinderat. Auch die Gemeinderatsfraktion fürchtet eine Standortschädigung und bezweifelt die möglichen Kostenersparnisse. Ähnlich hatten sich zuvor auch bereits die Grünen in Lahr geäußert. „Es bleibt nur noch übrig, politischen Druck auszuüben, damit die Kreisräte einer Schließung nicht zustimmen“, sagt Hirsch.

„Die Kritik ist unzutreffend und teilweise sachlich falsch“, sagt dagegen Keller. In der Wirtschaftlichkeitsanalyse seien alle Aspekte einer Fusion der beiden Apotheken berücksichtigt. Durch die Zusammenlegung könnten rund 300.000 Euro pro Jahr gespart, die klinisch-pharmazeutische Dienstleistung am Standort Lahr ausgebaut und die Qualität der Patientenversorgung, insbesondere auch von onkologischen Patienten gesichert werden, sagt der Geschäftsführer.

Ebenfalls am 11. Juli will man in dem Ausschuss über Umstrukturierungen und Verlagerungen von Abteilungen abstimmen, bei dem die neun Klinik-Standorte erhalten blieben. Langfristig werden aber auch zwei Modelle aus einem Gutachten der Krankenhausberatungsgesellschaft CMK geprüft, die die Schließung von entweder fünf oder gar sechs der neun Kliniken vorsehen.



Volker Budinger, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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